Youtube erstmals für Grimme-Preis nominiert
Für den Grimme-Preis sind in diesem Jahr 70 Produktionen und Eigenleistungen nominiert. Zum ersten Mal finden sich Produktionen des Bezahlangebots Youtube Premium auf der Liste, wie das Grimme-Institut am Donnerstag in Marl mitteilte. In der Kategorie „Kinder & Jugend“ wurde „LeFloid vs. The World“ (Studio71 für Youtube) ausgewählt, die Kommission „Unterhaltung“ erachtete die Produktion „Neuland“ (Brainpool für Youtube) für preiswürdig.
„Beat“ und „Dogs of Berlin“ wurden nicht nominiert
Unter den in der Kategorie „Fiktion“ nominierten fünf Serien finden sich gleich drei Produktionen von Pay-TV-Sendern: „Arthurs Gesetz“ (Goodfriends Filmproduktion für TNT Comedy), „Hackerville“ (Ufa Fiction/Mobra Films für TNT Serie) sowie „Das Boot“ (Bavaria Fiction, Sky/Sonar Entertainment für Sky). Ebenfalls nominiert wurden die ZDF-Serien „Bad Banks“ (Letterbox Filmproduktion/Iris Productions) sowie „Die Protokollantin“ (Moovie). Zu den nominierten Fernsehfilmen gehört etwa der Zweiteiler „Gladbeck“.
Serien der Streamingdienste Amazon Prime Video und Netflix wurden nicht nominiert – sie hatten im vergangenen Jahr mit „Beat“ und „Dogs of Berlin“ ihre jeweils zweite deutsche Eigenproduktion vorgelegt.
Ein bereits 2017 festgestellter „negativer Trend“ im Unterhaltungsfernsehen setzte sich nach Angaben des Grimme-Instituts fort und zeigte sich daran, dass es statt der 19 möglichen Nominierungen in diesem Jahr nur elf auf die Vorschlagsliste geschafft hätten. Zu den Nominierten in dieser Kategorie zählen etwa die NDR-Satire-Show „Extra 3“ und das Team der Spezialsendung „Lass dich überwachen! Die Prism is a Dancer Show“ von Jan Böhmermann (btf für ZDFneo).
Spezialnominierung für Jan Böhmermann und sein Tanzorchester
Eine Spezialnominierung ging an das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld „und dessen Maestro Böhmermann“ aus dem „Neo Magazin Royale“ (btf für ZDFneo) für „ihren besonderen Beitrag zur musikalischen Fernsehkultur“. Satiriker Böhmermann zählte bei den vergangenen drei Preisverleihungen stets zu den Gewinnern.
Für besondere journalistische Leistung in der Kategorie „Information & Kultur“ wählte die zuständige Kommission die Journalistinnen und Journalisten von „Tagesthemen“, „Weltspiegel“ und „Monitor“ aus. Eine Spezialnominierung erhielt das Team von „Docupy“ für den Dreiteiler „Die Story: Ungleichland – Reichtum, Chancen, Macht“ und das dazugehörige Online-Konzept (btf für WDR). Zu den nominierten Dokumentarfilmen gehört „Kulenkampffs Schuhe“ (Zero One Film für SWR und HR). Der Film über die Nachkriegszeit wurde vom SWR wenige Wochen nach seiner Erstausstrahlung wegen des großen Zuschauerinteresses noch einmal gezeigt.
In der Kategorie „Kinder & Jugend“ gab es zehn Nominierungen – davon allein fünf für Funk, das junge Online-Angebot von ARD und ZDF. Auch in diesem Bereich schöpfte die zuständige Kommission die Höchstzahl an möglichen Nominierungen nicht aus und forderte von den Verantwortlichen eine bessere „Zielgruppenansprache“ sowie „mehr Authentizität und Gelassenheit“.
Eine Nominierung für die Kunst, eine Serie zu beenden
Mit der Auswahl von zehn Formaten von Privatsendern habe es für diese eine Nominierung mehr gegeben als im vergangenen Jahr, erklärte das Grimme-Institut. Insgesamt sichteten die vier Auswahl-Kommissionen mehr als 850 Einreichungen.
Für die Kunst, eine Serie zu beenden, nominierte die Kommission Drehbuchautorin Mizzi Meyer, Regisseur Arne Feldhusen und Hauptdarsteller Bjarne Mädel für die finale Folge des „Tatortreinigers“ (NDR). Die Kultreihe war Ende vergangenen Jahres überraschend eingestellt worden.
Nun tagen die Grimme-Jurys, die Preisträger werden am 26. Februar bekanntgegeben. Die Auszeichnungen werden am 5. April im Theater Marl verliehen. Der undotierte Preis wird in diesem Jahr zum 55. Mal vergeben und gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis.
Von epd