Wir sind eine von 140 Schüler-Redaktionen in MV
Wir haben die Redaktion des „Käthe-Blatt“ in Rostock besucht und fünf junge Leute aus dem Team gefragt: Braucht ihr das?
Es ist fast geschafft. Nur noch wenige Tage, dann ist die neue Ausgabe der Schülerzeitung des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, die hier korrekt Schulzeitung heißt, in Rostock fertig. „Wir gehen jetzt in die Überarbeitung der Seiten, bevor sie gedruckt werden“, sagt Anjaly Düwel aus der 11. Klasse. Die 16-Jährige gehört zur Redaktion des „Käthe-Blatt“, die einmal pro Woche zusammenkommt etwa an einem Interview mit dem Hansa-Trainer Jens Härtel, einem Quiz oder an einem Artikel über die Rostocker Veranstaltung „Stadtradeln“ feilt.
Geschätzte 140 Schülerzeitungen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. Grob gerechnet hat jede vierte Schule eine Zeitung.
Cornelia Eigler ist Leiterin der Landesinformation Schülerzeitung MV. Die 44-Jährige sagt: „Nach wie vor sind digitale Schülerzeitungen selten. Die Papierform ist immer noch der Favorit an den Schulen, weil Schüler es mögen, wenn sie ihre eigene Zeitung in der Hand halten können.“ Der klassische Verkauf des selbst produzierten Produkts sei beliebt.
Zeitungsauflage: 150
Neben reinen Print-Ausgaben und digitalen Auftritten gibt es auch Schulen, die ihre Zeitung sowohl in Papierform als auch auf der Homepage ihres Hauses veröffentlichen. Wie etwa das „Käthe-Blatt“. „Wir haben eine Auflage von rund 150 Stück“, sagt Robin Neumann (15) aus der 9. Klasse, der seit einem Jahr dabei ist. Alle bisherigen Ausgaben seien digital archiviert und abrufbar. „Wir arbeiten auch mit QR-Codes für bestimmte Artikel“, sagt Mitstreiterin Leonie Eichhorn (17) aus der 11. Klasse.
Viele Journalisten haben ihre ersten Erfahrungen in Schülerzeitungs-Redaktionen gesammelt. Etwa der Chefredakteur der OSTSEE-ZEITUNG, Andreas Ebel. „Ich habe zum Beispiel bei der Schülerzeitung gelernt, stets alle Seiten zu beleuchten und vorurteilsfrei an Themen heranzugehen – eine bessere Schulung in Sachen Medienkompetenz kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Chefredakteur.
Viele Freiheiten bei der Gestaltung
Die Redaktion des „Käthe-Blatt“ ist überzeugt, dass ihre Mitschüler die Zeitung mögen. „Es ist ein gutes Gefühl, erfolgreich zu sein“, sagt Amira Dziallas (16). „Wir sind zufrieden mit unserer Arbeit, weil wir sie so gut erledigen, wie wir können.“ Es gebe viele Freiheiten bei der Themensetzung und bei der Gestaltung. „Es ist wirklich so, dass wir uns auf jede Redaktionssitzung immer noch freuen“, ergänzt Wera Shtro (17). Elftklässler wie sie werden nur noch bis zum Ende des Schuljahres im Team sein. Dann wird nur noch fürs Abi geschwitzt.
Wunschtraum: Interview mit Elon Musk
Welche Themen würde sich die Käthe-Redaktion gern mal vornehmen? Die Truppe ist sich schnell einig: ein Lehrer-Ranking würde interessant sein. Das habe auch mit Kritik an den Pädagogen zu tun, denn neben den guten Paukern gebe es auch ein paar, die den Schülern nicht gut täten, weil sie ungerecht seien. Wenn sie bei Interviews freie Wahl hätten, stünde auf der Liste ganz oben neben Elon Musk, Michelle und Barack Obama auch die Kardashian-Familie.
Wie bei den meisten Schülerzeitungen, so wird auch die Mannschaft beim Käthe-Kollwitz-Gymnasium durch einen Lehrer flankiert. Fanny Tahn begleitet ihre Schüler seit drei Jahren. „Ich finde es wichtig, dass die jungen Leute selbstverantwortlich und gemeinsam zusammenarbeiten, um ein Ziel zu erreichen“, sagt die Deutsch-Englisch-Lehrerin. „Ich stehe ihnen bei, aber es ist ihre Zeitung und ihr Projekt“, betont sie.
Unterstützung vom Land
„Falls Schüler eine digitale oder herkömmliche Schülerzeitung planen, hoffe ich, dass sie sich bei mir melden“, sagt Cornelia Eigler von der Landesinformation Schülerzeitung, die immer wieder Schulen besucht, die eine Schülerzeitung gründen oder wiederaufleben lassen möchten. „Ich kann schnell Unterstützung und Hilfe anbieten.“
Übrigens wird keiner der fünf befragten Redakteure vom „Käthe-Blatt“ Journalist werden. „Aber was wir hier lernen, brauchen wir auch, wenn wir nicht in den Journalismus gehen, in allen anderen Jobs“, meint Anjaly Düwel. Was lernen sie denn? „Zum Beispiel Teamfähigkeit, Koordination von verschiedenen Aufgaben, Hartnäckigkeit, Zeitmanagement oder Kritikfähigkeit.“
Monique Mittag (14), Johnny Müller (15) und Klaus Amberger