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Wie viel Instagram ist gut für dich?

Wie viel Instagram ist gut für dich?
Foto:  Kutter

Liebster Lückenfüller und verhasster Zeiträuber – Instagram ist beides. Warum überhaupt? Ist das jetzt gut, schlecht oder halb so wild?


Eigentlich sind es nur Bilder mit Beschriftung. Und trotzdem: Wir lieben Instagram – und können fast nicht mehr ohne die App. Über Insta­gram-Posts inszenieren mehr als eine Milliarde aktiver Nutzer ihr Leben. Für jede Tageszeit gibt es passende Hashtags: #wokeuplike­this, #healthy­lunch, #eveningwork­out und #nightout laden dazu ein, Instagram zum Fotoprotokoll von allem zu machen, was wir so tun. Das funktioniert: Rund drei Stunden verbringen deutsche Jugendliche täglich in sozialen Netzwerken. Das sind fast 46 Tage im Jahr! Dabei wurde sogar die Liebe zu Instagram in einen Hashtag übersetzt – #instalove ziert die Unterschrift von rund 95 Millionen Bildern.

Ist so viel Instagram-Liebe jetzt eigentlich schädlich oder kann das auch gut für uns sein? „Schädlich!“ sagen die Eltern, wenn sie uns mal wieder auffordern, vom Handy wegzukommen. „Grandios“, sagen die vielen Blogger, die mit Instagram Geld verdienen. Werbekampagnen auf Instagram-Profilen können ein Vermögen bringen: Angeblich verdient Modebloggerin Caro Daur jährlich mehr als eine Million Euro mit Werbung auf ihren Kanälen.

Grandios und gefährlich

Dass die App grandios, aber auch gefährlich sein kann, erklärt der israelisch-amerikanische Bestsellerautor Nir Eyal in seinem Buch „Hooked – wie Sie Produkte erschaffen, die süchtig machen“. Instagram habe es geschafft, sich in unseren Alltag einzuschleichen, so Eyal. Es sei für die allermeisten aber keine Sucht. Eine Sucht wäre zwanghaft. Dann könnten wir nicht aufhören, egal, wie sehr wir uns schaden. Das trifft laut dem Autor auf etwa ein Prozent der Instagram-Nutzer zu. „Instagram will absolut keine Süchtigen“, erzählt der 38-jährige Experte für die Psychologie von Werbung. Denn dann müssten wir ja irgendwann aufhören, die App zu nutzen – aus gesundheitlichen Gründen.

Instagram will, dass es für uns zur Gewohnheit wird, die App zu öffnen, Insta-Storys zu schauen oder selbst Bilder zu posten. „Instagramerfüllt ein Bedürfnis, das wir haben – man kann sich das vorstellen wie ein kleines Jucken in unserer Psyche“, erklärt Eyal. Das kann ein kurzer Moment der gefühlten Einsamkeit sein, Langeweile oder die Angst, etwas zu verpassen. Instagram schafft Abhilfe: Dank der App können wir kurz den negativen Gedanken entfliehen. Unser Gehirn freut sich. Das nächste Mal, wenn solche Gedanken aufkommen, sagt es uns: Los, Instagram, jetzt. Und zack! Die App ist schneller Gewohnheit, als wir #instalove schreiben können.

Reflexion statt Verzicht

Damit es keine schlechte Gewohnheit wird, ist gar kein radikaler Insta-Verzicht nötig. Wir sollten aber die eigene Instagram-Nutzung reflektieren – um die App zu einer guten Gewohnheit zu machen. Nir Eyal empfiehlt dafür den „Regret-Test“: Bereuen wir die auf Instagramverbrachte Zeit? Ist die Antwort ja, müssen wir etwas ändern. Wo wir am besten damit anfangen, lässt sich leicht herausfinden. Tracking-Apps wie Moment und App-Detox überwachen und protokollieren, wie wir unser Handy und bestimmte Apps nutzen. So erfahren wir, was uns besonders viel Zeit raubt – und wie wir Apps wie Instagram sinnvoller und zeitsparender nutzen können.

Was schlecht fürs Ego ist, muss weg! Denn wenn man bei Instagramständig perfekte Bilder von durchtrainierten Fitnessbloggern, erfolgreichen Freunden und tollen Reisen sieht, kann einen das runterziehen – weil man das Gefühl hat, ungenügend zu sein.

Zum Glück können wir mit einem Klick aufhören, solchen Accounts zu folgen. Stattdessen gibt es genügend Profile, die über Gesundheitstipps statt Fitnesswahn, über Wissenswertes statt Belangloses und über Do-it-Yourself-Ideen statt Modewerbung bloggen. Ob Instagram nun gefährlich oder gut für uns ist, kann also am Ende nur einer beeinflussen: wir selbst.

Von Jacqueline Hadasch


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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