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Wie nachhaltig sind die Olympischen Spiele 2024?

Wie nachhaltig sind die Olympischen Spiele 2024?
Foto: Michael Kappeler/dpa

Die Olympischen Spiele 2024 in Paris sollen neue Maßstäbe im Bereich Nachhaltigkeit setzen – ein Thema, das bei größeren Sportevents immer mehr in den Fokus rückt. Die Veranstalter haben sich verschiedene Strategien überlegt, es gibt allerdings auch Kritik.


Riesige Stadien und Sportanlagen werden neu gebaut, um nach den jeweiligen Veranstaltungen oftmals unbenutzt zu verfallen. Seit Jahren stehen große Sportevents und besonders die Olympischen Spiele in der Kritik, die Umwelt zu zerstören. Zudem werden beim Bau große Mengen CO₂ ausgestoßen. Millionen Menschen, die die Spiele besuchen oder als Athletinnen oder Athleten teilnehmen, müssen untergebracht und verpflegt werden und produzieren Müll. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Doch in Paris soll dieses Jahr alles anders werden.

Am 26. Juli starten dort die Olympischen Spiele 2024, bei denen sich rund 11.200 Athletinnen und Athleten in 32 Sportarten messen. Rund zehn Millionen Tickets stehen zum Verkauf. Das ausgegebene Ziel der Organisatoren: Den CO₂-Fußabdruck um circa 50 Prozent im Vergleich zu den Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro zu verringern. Zudem hat sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Ist das wirklich möglich oder nur ein Wunsch?

Große Versprechen für die Olympischen Spiele 2024

Die Versprechen der Organisatoren für Paris 2024 sind groß. Statt 3,4 und 3,6 Millionen Tonnen CO₂ wie bei den Spielen vor Corona sollen nur noch circa 1,58 Millionen Tonnen ausgestoßen werden. Dafür hat sich die Stadt einige Maßnahmen überlegt.

Zum einen gibt es kaum Neubauten. 95 Prozent der Stadien und Gebäude für Sportlerinnen und Sportler sind bereits vorhanden. Zudem setzen die Veranstalter auf temporäre Austragungsorte, also Tribünen, die an öffentlichen Orten in Paris aufgebaut werden. Die Wettkämpfe können auf diese Weise mitten in der Stadt stattfinden und die Tribünen hinterher wieder abgebaut werden. Auch die Austragungsorte wurden mit Blick auf die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ausgewählt. Wenn doch neue Gebäude gebaut wurden, sollen diese an die Klimaanforderungen angepasst werden, umweltverträglich sein und durch die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien einen geringen CO₂-Ausstoß aufweisen. Die drei größten Neubauprojekte sind neben dem Olympischen Dorf das Schwimmzentrum Aquatic Centre und die Adidas-Arena. Während das Olympische Dorf in Zukunft als Wohnraum weiterbenutzt werden soll, bleiben die anderen beiden Veranstaltungsorte auch nicht leer stehen: Das Aquatic Centre soll als Bildungseinrichtung für Kinder weitergenutzt werden und in die Adidas-Arena zieht nach den Spielen ein Basketballclub ein.

Auch der Verkehr soll laut offiziellem Nachhaltigkeitsbericht so umweltfreundlich wie möglich gestaltet werden. Priorität hat die Mobilität mit Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb wurden neue Fahrradwege geschaffen, die die unterschiedlichen Austragungsorte miteinander verbinden. Die Stadien liegen alle in einem Radius von rund zehn Kilometern und sind deshalb gut zu erreichen. Zudem soll während der Spiele das Stadtzentrum verkehrsberuhigt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Außerdem soll auf eine nachhaltige Verpflegung der Athletinnen und Athleten, Funktionäre und Besuchenden geachtet werden. Dafür werden überwiegend regionale und saisonale Produkte verwendet, der Anteil an Fleischgerichten reduziert. Ziel ist es, weniger Lebensmittel zu verschwenden und weniger Abfall zu produzieren, etwa durch wiederverwendbare Verpackungen und Trinkflaschen.

Kritik an der Umsetzung

Doch bereits jetzt gibt es Kritik daran, wie effektiv die Maßnahmen sind. So steht das Olympische Dorf in Saint-Denis, einem der ärmsten Vororte von Paris. Zwar ist geplant, ein Drittel der zukünftigen Wohnungen als Sozialwohnungen zu vermieten. Hamid Ouidir, Interessenvertreter der Anwohner und Anwohnerinnen des Olympischen Dorfes, kritisiert aber, dass sich die Menschen in Saint-Denis dort kaum eine Wohnung leisten können werden, sondern nur Wohlhabende von außerhalb. Es bleibt also die Frage, ob sich an der Situation der Bevölkerung dort wirklich etwas verändern wird.

Ebenfalls in der Kritik stehen die Surfwettbewerbe. Diese werden auf Tahiti ausgetragen, dem französischen Überseegebiet in Ozeanien, knapp 16.000 Kilometer von Paris entfernt. Vor allem die Umweltschutzorganisation „Vai Ara O Teahupo’o” sieht große Probleme: Dort soll ein neuer Kampfrichterturm mitten im Korallenriff gebaut werden, wodurch aber Schäden am Riff und damit eine Zerstörung des Ökosystems drohen, zumal es bereits einen temporären Turm aus Holz gibt, der aber nicht genug Platz für Kameras und Kampfrichter bieten würde. Den Organisatoren wird deshalb vorgeworfen, die Zerstörung des Korallenriffs in Kauf zu nehmen, nur um dem Publikum bessere Fernsehbilder liefern zu können. Dabei hätte die Alternative bestanden, stattdessen Drohnen einzusetzen.

Wenn die Spiele beginnen, wird sich zeigen, wie stabil das Verkehrskonzept der kurzen Wege und klimaschonender Mobilität den Ansturm der erwarteten 15 Millionen Touristen bewältigen kann. Volle Metros, Zugausfälle und Verspätungen, fehlendes Personal – besonders für den öffentlichen Nahverkehr werden die Olympische Spiele zum Stresstest. So hat der Nahverkehrsbetreiber RATP bereits die Einheimischen aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben und das Homeoffice zu nutzen.

Von Mirja Kaune


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