Wie Corona unsere Speedskater ausbremst
Die Speedskatingbahn an der Diederotstraße 34 in Möckern. Die warme Sonne scheint auf das 200 Meter breite asphaltierte Oval. Hier trainieren unsere Speedskater regelmäßig. Du wunderst dich jetzt vielleicht. Speedskating? Noch nie gehört. Speedskating ist eine in Deutschland eher unbekannte Sportart. Viele haben sicher schon einmal auf Inlineskates gestanden. Doch Speedskating beschäftigt sich, anders als Rollschuh, nicht mit der kunstvollen Darstellung von Musicals, sondern mit der Technik, die man braucht um die berauschenden Geschwindigkeiten von 30 bis manchmal sogar 60 km/h zu erreichen. Im Gegensatz zu den Freizeitskatern und den meisten Fitnessskatern besitzen Speedskater andere Skates. Diese haben meistens große Rollen und einen anderen Schuh, der einen flachen Schaft besitzt und sehr eng anliegt. Auf der Speedskatingbahn hier trainieren im Moment zwei Skatingvereine, der SC DHFK und Speedskating Leipzig.
Kaum Wettkämpfe für Speedskater
Im Mai 2008 wurde der erste Spatenstich zu der Bahn gelegt. Im August 2008 beginnt das Training hier. Seitdem wird diese Bahn außer von Speedskatern auch von der gegenüberliegenden Schule als Sportplatz genutzt. Eigentlich ist hier seit 2008 regelmäßig Skatetraining. Aber heute ist die Bahn wie leergefegt. Normalerweise wäre seit Mai hier regulärer Trainingsbetrieb. Doch seit März diesen Jahres ist alles anders. Als die Coronawelle Deutschland erreicht, wird das Training erstmal fortgesetzt, allerdings unter Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen. Als es aber zum kompletten Lockdown kommt, wird das Training abgesagt. Die Bahn ist wie leergefegt. Höchstens Einzeltraining ist möglich und auch das nur selten. Jeder muss sich selbst bewegen. Die Saison ist abgesagt. Das restliche Jahr ungewiss. Im Sommer erholt sich die Situation. Es ist wieder Training möglich. Jeder ist optimistisch. Vom 28. August bis zum 6. September gibt es sogar eine Deutsche Meisterschaft, doch auch diese läuft nicht ganz normal ab. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer fährt allein, ohne Windschatten – gegen die Zeit. Es ist ein anderes Wettkampf-Feeling, nicht in sogenannten Pulks mit verschiedenen Modi wie sonst immer. Die Speedskaterinnen und Speedskater vom SC DHfK Leipzig Tamino O., Maxima H., Rosalie B. und Kira H. starten in Gross-Gerau. Tamino O. wird Deutscher Meister über 200m, 500m und über 1000m. Maxima H. erläuft den dritten Platz über 200m und wird über 500m nur knapp geschlagen und holt sich Platz vier. Rosalie B. holt sich Bronze über 1000m und Kira H. wird gute Achte über 1000m. Doch das war es dann auch schon zu den diesjährigen Skateerfolgen. Andere Wettkämpfe gab es nicht.
Zukunft ist ungewiss
Ein paar Monate später, vor den Herbstferien, gab es einen Elternabend der Speedskatinggruppe, denn nach den Ferien sollte das Wintertraining beginnen, welches für die Sportler sehr wichtig ist, da dies die Kondition, die Technik und die Koordination stärkt. Der leitende Trainer Patrick Täubrecht hatte auch schon angekündigt, dass es sein könnte, dass die Hallen schließen, doch wirklich darauf eingestellt war niemand. Alle strebten die nächste Saison an und hatten Pläne, wie man das Training perfekt machen könnte. Doch soweit sollte es gar nicht kommen. Die Zahlen stiegen. Der zweite Teil-Lockdown kam. Und jetzt? Wieder gibt es kein Training, wieder ist jeder auf sich alleingestellt, wieder muss jeder schauen, wie er/sie fit bleibt. Und doch ist etwas anders. Inzwischen weiß man wie es geht. Pünktlich zum nächsten Lockdown bekamen die Sportlerinnen und Sportler einen Trainingsplan, der Radfahren, Skaten, Laufen und noch so manche Schnelligkeits- und Kraftprogramme enthielt. Eigentlich hätte man dies alles zusammen gemacht, sich zusammen bewegt, sich zusammen vorbereitet, zusammen geschwitzt und gelacht, doch genau dieses „zusammen“ ist das Problem. Aber es gibt auch neue Ideen. Zum Beispiel ist eine Art Kraftkreis über Zoom angesetzt. Doch wie es jetzt weitergehen soll? Wie die nächste Saison aussieht? Was es für Wettkämpfe gibt? Alles ungewiss.
Noch vor den Ferien waren alle optimistisch. Es waren verschiedene Wettkämpfe angesetzt. Zum Beispiel der Leipzig Marathon (der für die Skater nur ein Halbmarathon (HM) ist). Für die 15- bis 16-Jährigen wäre dies das erste Mal, dass sie einen HM laufen könnten. Oder nehmen wir das alljährliche Highlight, der Berlin Marathon, der tatsächliche auch für die Skater ein Marathon ist. Auch noch ungewiss. Keiner weiß wirklich, wie es weitergeht. Die nächste Saison steht in den Sternen geschrieben. Und doch haben die meisten hier zum Glück wenigstens noch ein bisschen von dem Optimismus behalten. Alle hoffen, dass es in der nächsten Saison wenigstens ein paar Wettkämpfe gibt und dann bitte wieder gegen die anderen mit den verschiedenen Modi und nicht allein gegen die Zeit. Auch um die fast schon traditionellen Trainingslager wäre es schade, schließlich brauchen die Speedskaterinnen und Speedskater wieder das Gefühl von Zusammenhalt und Gemeinschaft. Denn auch wenn Speedskating ein Einzelsport ist, sind die Skaterinnen und Skater ja doch eine Trainingsgemeinschaft.
Von Birgit Müller (14)