Toxische Freundschaft: Schluss machen mit der besten Freundin
Herzschmerz ist ziemlich übel. Doch nicht nur die Trennung von der großen Liebe kann wehtun – auch der Bruch mit einer alten Freundschaft ist schmerzhaft. MADS-Autorin Nina erzählt, wie sie sich von ihrer besten Freundin trennte.
Wir gegen die Welt – das war unser Motto. In Lara, die eigentlich anders heißt, fand ich eine Verbündete. Mit ihr an meiner Seite ließ ich mein altes introvertiertes Ich zurück – fühlte mich stärker und selbstbewusster. Trotzdem hat unsere Freundschaft nicht gehalten – und die Trennung von ihr hat sich so hart angefühlt, wie schlimmer Liebeskummer.
Lara und ich lernten uns kurz nach dem Abitur auf der Geburtstagsparty einer gemeinsamen Freundin kennen. Wir wohnten zwar im selben Dorf, hatten aber zuvor keinerlei Berührungspunkte. Auf der Party kamen wir das erste Mal richtig ins Gespräch. Lara, schön und fröhlich, beeindruckte mich mit ihrer offenen und direkten Art. Schnell fanden wir eine zentrale Gemeinsamkeit: Wir lehnten dieselben Verhaltensweisen ab und waren gut darin, vorschnell zu verurteilen. Schon wenige Tage später verabredeten wir uns zum gemeinsamen Möbel-Shopping. Seitdem waren wir Freundinnen – und sehr bald bezeichnete ich sie schon als meine beste Freundin. Sie unterstützte mich, als ich mich von meinem Ex-Freund trennte und gemeinsam schmiedeten wir Pläne für unsere männerfreie Zukunft.
On-Off-Beziehung ohne Romantik
Umsetzen konnten wir diese Pläne nicht. Denn je enger unsere Freundschaft wurde, desto mehr schienen wir beide darunter zu leiden. Während ihre Abneigung gegen andere Personen immer stärker wurde, knüpfte ich in meinem Studium neue Freundschaften und erkannte, dass der erste Eindruck wenig über eine Person aussagen muss. Lautstarke und hysterische Streitereien trieben uns immer wieder auseinander. Mal war sie auf Freunde von mir eifersüchtig, mal verhielt auch ich mich rücksichtslos (erkennt man leider oft erst zu spät). Mit der Zeit entwickelte sich aus uns eine klassische On-Off-Beziehung – nur waren wir kein Liebespaar.
„Sie tut dir nicht gut“ – diesen Spruch haben die meisten wohl schon einmal gehört. Und ja, manchmal tut eine Person einem nicht gut. Und manchmal ist man auch selbst diese Person. Bis ich das erkannte, dauerte es etwa drei Jahre.
Ehrlichkeit, Offenheit und da zu sein, wenn man gebraucht wird – in einer Studie des YouGov und des Sinus-Instituts gaben etwa 70 Prozent der 2.045 Befragten an, dass ihnen diese drei Eigenschaften in einer Freundschaft am wichtigsten sind. Lara hat all diese Eigenschaften erfüllt und dennoch hat die Freundschaft nicht gehalten. Am Ende zog mich immer mehr zurück, jedes Gespräch mit ihr wurde zur Belastung. Und schließlich erkannten wir, dass das mit uns so nicht mehr funktionierte.
Heute weiß ich: Eine gesunde Beziehung, ob freundschaftlich oder romantisch, sollte nicht darauf aufbauen, sich ausschließlich gegen etwas oder jemanden zu richten. Wir gegen die Welt – den Spruch habe ich lange Zeit für romantisch gehalten. Heute halte ich ihn für toxisch.