„Sex Education“ Staffel vier: Zu viel Harmonie, um glaubhaft zu sein
Nachdem die Moordale High-School wegen zu vielen Skandalen geschlossen wurde, geht es für Otis, Eric und einige ihrer bisherigen Klassenkameradinnen und Kameraden nun am Cavendish Sixth Form College weiter. Eine Schule, die als Setting der vierten und letzten Staffel „Sex Education“ zu utopisch und harmonisch erscheint, um glaubhaft zu sein.
Die Serie „Sex Education“ auf Netflix wurde seit der ersten Staffel als Highlight des Coming-of-Age-Genres gefeiert, das ironisch und doch einfühlsam die sexuellen Probleme und ersten Beziehungserfahrungen von Teenagern zeigt. Otis Milburn konnte sich in seiner Schule, der Moordale High-School, als Sex-Therapeut etablieren und gab den Schülern und Schülerinnen stets Ratschläge rund um sexuelle Identität, Erektionsproblemen oder emotional-hormonelle Verwirrungen. Im Cavendish College hat diesen Job allerdings jemand anderes inne: „O“ hat sich bereits als Sextherapeutin bewährt. Otis will ihr den Platz jedoch streitig machen. Ein Wettkampf zwischen beiden beginnt.
„Sex Education“: Zu harmonisch, um glaubhaft zu sein
Das Cavendish College mutet dabei als linker, queerer Ort an, an dem alle stets höflich, freundlich und inklusiv sind – wie in einer Utopie. Es erscheint fast schon ungewollt satirisch. Leider nutzt die Serie hier ihr Potenzial nicht, um manch vordergründig aufgeschlossenen Charakteren den Spiegel vorzuhalten und eine gewisse gesellschaftliche Scheinheiligkeit zu entlarven. Dies geschieht lediglich in der Szene, in der Isaac, der im Rollstuhl sitzt, sich über den ständig ausfallen Fahrstuhl beschwert- Daraufhin entsteht eine Diskussion über die fehlende Inklusion in der Schule.
Die Storyline zwischen Otis und Maeve hingegen gelingt „Sex Education“ weiterhin. Während Otis weiter in Moordale lebt, verschlägt es Maeve für einen Aufenthalt an die renommierte Wallace-Universität in den USA. Klar, dass durch die Fernkommunikation der beiden jede Menge Konflikte entstehen, mit denen sie zu kämpfen haben.
Zu simple Betrachtung von Transgender als sexueller Identität
Die letzte Staffel der Serie gibt jeder sexueller Identität und auch insgesamt der LGBTQIA+-Community viel Raum. Dies ist auch wichtig und lobenswert, scheitert allerdings bei der Betrachtung von Transgender-Figuren an Eindimensionalität. Denn alle Transgender-Charaktere sind sich ihrer Geschlechtsdysphorie, also dem Gefühl geschlechtlich im falschen Körper zu stecken, absolut sicher. Natürlich sind Gefühle der Charaktere immer subjektiv zu betrachten, doch gerade in der Realität zeigt sich, dass die Zweifel darüber, wirklich Transgender zu sein oder gar nach einer Geschlechtsangleichung De-Trans zu werden, durchaus vorhanden sein können. Dieser Komplexität des Themas wird die Serie leider nicht gerecht.
Auch Feel-Good-Serien müssen nicht komplett harmonisch sein
Natürlich lösen sich am Ende von „Sex Education“ fast alle Konflikte wie in einer echten Feel-Good-Serie harmonisch auf. Dabei bleibt jedoch in diesem Fall bei Zuschauenden der Eindruck zurück, dass dies leider nicht zwischenmenschlicher Realität entspricht. Die meisten Dialoge zwischen den Charakteren sind weiterhin witzig und gelungen, jedoch lässt die letzte Staffel der Serie gesellschaftlichen Tiefgang jenseits der linken, queeren Cavendish-Bubble vermissen.
Von Lisa Neumann
Also ich mochte die Serie sehr aber die finale Staffel war doof. Ich will nicht spoilern. Aber das Ende hat mich wirklich sehr enttäuscht. Denn es ist so typisch für Netflix das sie nichts zu Ende bringen können. Entweder man gibt sofort auf oder man beendet es rukizucki und zerstört die Dynamik der Serie. Sehr enttäuschend. Hoffentlich bügeln sie es mit einem Spin-off wieder aus. Ich dachte da vielleicht an die Zukunft/Karriere von Eric.