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Schüler aus MV in der Corona-Krise: Wir brauchen Kontakte – nicht nur übers Handy

Schüler aus MV in der Corona-Krise: Wir brauchen Kontakte – nicht nur übers Handy
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Nur ein Teil der Schüler kann derzeit wieder zur Schule gehen. Zwei Drittel sitzen noch zu Hause beziehungsweise in der Notbetreuung. Wie es ihnen in dieser Lage geht und was sie über die Veränderungen in ihrem Alltag denken, schreiben junge Leute von der Greenhouse School in Graal-Müritz, der Freien Schule Prerow und der Regionalen Schule in Rethwisch.

Schulen nicht zu früh öffnen

Ich finde es richtig, dass die Schulen im März geschlossen wurden, denn es geht um unsere Gesundheit. Man sollte auch aufpassen, dass die Schulen nicht zu früh wieder für alle öffnen. Trotzdem fehlt mir, in die Schule gehen zu können und meine Mitschüler zu sehen.

Was ich beim Homeschooling doof finde: Ich habe nicht die Lehrer, die mir die neuen Dinge erklären können. Ich muss es mir einfach allein beibringen. Aber ich finde es gut, dass ich mir die Aufgaben selbst einteilen kann. Zu Hause lerne ich länger als in der Schule, sogar am Wochenende. Ich habe oft Angst, nicht alle Aufgaben zu schaffen. In meiner freien Zeit backe und nähe ich sehr gern. Ich habe Federtaschen genäht und mich beim Brotbacken ausprobiert.

Sitzen zu lange am Rechner

Alle Kinder und Jugendliche sollen ihren Alltag zurückbekommen, weil die Beschränkungen maßlos überzogen sind und ich kein Risiko der Ansteckung sehe. Es ist auch besser für die Schüler, wieder einen geregelten Alltag zu haben. Außerdem bin ich traurig, weil ich meine sozialen Kontakte nicht aufrechterhalten kann und weil ich meine Freunde vermisse. Jeden Tag sitze ich sieben Stunden an meinem Computer und mache Unterricht. Das ist viel zu viel. Nach spätestens drei Stunden hat man Nacken- und Augenschmerzen und die Konzentration schwindet auch.

Es wäre besser, wenn wir mehr Aufgaben aus Büchern bekommen würden und nicht mehr so lange vor dem Rechner sitzen müssten. Dann hätten wir eine längere Konzentration und würden uns nebenbei mit nichts anderem beschäftigen. Das Beste wäre, wenn wir bald alle wieder in die Schule gehen dürfen. Der Mensch braucht von Natur aus Kontakte, ansonsten wird er krank. Ich wünsche mir meinen natürlichen Alltag zurück.

Masken sind unangenehm

Es herrscht Maskenpflicht. Ich bin mir nicht sicher, ob die Masken etwas bringen. Einerseits schützen sie wohl in Räumen vor der Tröpfcheninfektion, jedoch im Freien ist das Abstandhalten, aus meiner Sicht, viel wichtiger. Außerdem wird die Atmung massiv behindert und die Frischluftzufuhr reduziert. Ich empfinde das Einkaufen mit Maske daher als extrem unangenehm. Nach kurzer Zeit kann ich nur noch schlecht atmen. In geschlossenen Räumen fühlt es sich schnell stickig an.

In den vergangenen Wochen habe ich mich schwergetan mit der Gesamtsituation. Ich saß oft am Schreibtisch, die Aufgaben lagen vor mir, doch irgendwie kam ich zu nichts. Die soziale Isolation war für mich schwer auszuhalten. Ich habe natürlich jeden Tag Kontakt mit meinen Freunden übers Handy gehabt, aber das ist ja auf die Dauer kein Ersatz. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich nicht die Einzige aus meinem Umkreis war, die langsam verrückt wurde.

Wieder in der Schule, habe ich schnell gemerkt, dass es abgesehen von dem schon bekannten Mindestabstand einige weitere Einschränkungen gibt: Es gibt Wegweiser, wir müssen uns regelmäßig die Hände desinfizieren, dürfen keine Tür- oder auch Fenstergriffe anfassen, wir dürfen nur einzeln auf die Toilette. Aber ich bin froh, wenigstens ein paar Tage in der Woche zur Schule gehen zu können.

Doch stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Wenn man jetzt schon sieht, dass die Schule durch die eingeteilten Gruppen fast komplett gefüllt ist, dann wird es schwierig sein, die nächsten Klassenstufen nachzuholen. Wie werden sich das Coronavirus und die damit entstandenen Schäden auf die nächsten Schuljahre und die Wirtschaft auswirken? Viele Leute bangen um ihre Existenz, niemand weiß genau, wie lange die Sicherheitsmaßnahmen noch einzuhalten sind. Das verunsichert und gibt noch kein gutes Gefühl.

Zum Glück gibt es das Internet

Mein Tag beginnt erst mittags. Um 13 Uhr beginne ich mit Schule. Zuerst war das für mich seltsam, so für mich zu sein. Keine Busfahrt, kein Quatschen mit den Jungs und die Lehrer, die einen antreiben. Ich sitze also in meinem Zimmer und beginne mit den Aufgaben. Ich nehme mir pro Tag zwei Fächer vor, was gut zu schaffen ist. Das Lernen ist anders, zu Hause kann mich gut konzentrieren. Wenn ich Fragen habe sind meine Eltern da und das hilft. Gegen 17 Uhr bin ich mit dem Thema Schule durch.

Meine Mutter nervt es, nicht im Büro zu sein. Ihr fehlt das Miteinander mit den Kollegen. Mein Vater sagt, bald kommt der Alltag wieder. Na, mal sehen, denn im Radio hören sich die Meldungen nicht so positiv an. Abends ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, ich versuche das Thema Corona zu verdrängen und verabrede mich mit Freunden, um gemeinsam Fifa zu spielen. Gott sei Dank gibt es die Technik.

Wann werde ich das nächste Hansa-Heimspiel wieder sehen? Es macht mich traurig, wenn ich weiter darüber nachdenke. Ich hoffe, dass die Krise bald vorbei ist. Wenn ich nicht gerade mit der Playsi spiele dann freue ich mich über unseren Hund Ernie. Wir toben dann im Haus und im Garten. Das ich mal gerne Gassi gehen werde, hätte ich nicht gedacht. Ich finde es sehr schade, dass wir auf so viele Sachen verzichten müssen. Für mich ist es jetzt erst klar, was meinen Alltag sonst noch so ausgefüllt hat.

Wir leben vom Tourismus

Die Umstellung von Schule auf Homeschooling fiel schwer. Es fehlte der Kontakt zu Lehrern und Schülern.Ich schreibe nun meine Abschlussprüfungen und bin froh, dass ich nun wieder zur Schule gehen kann, um mich darauf vorzubereiten. Die Lage auf Hiddensee ist derzeit sehr ruhig, da keine Touristen die Insel besuchen dürfen. Es tut mir sehr leid, dass Inselbewohner jetzt um ihre Existenz in ihren Betrieben kämpfen müssen, da wir vom Tourismus leben.

Mit Abstand am Strand

Das Homeschooling war gut. Allerdings gab es mehr Aufgaben als sonst und für mich war der Schulalltag zu Hause erst 15 Uhr beendet. Nun sitzen wir wieder in der Schule und einiges ist anders: Wir sitzen weit auseinander. Beim Betreten des Hauses desinfizieren wir die Hände. Zurzeit spiele ich mit Freunden gern Frisbee am Strand. Das ist gut, da wir dabei den Mindestabstand immer einhalten und uns trotzdem treffen können.

Sind Masken hilfreich?

Das Homeschooling habe ich als entspannt empfunden und hätte nichts dagegen, es weiterzuführen. Leider würde sich das wahrscheinlich negativ auf meine Noten auswirken, da ich zu Hause eher von etwas abgelenkt war und teilweise meine Aufgaben vernachlässigt habe. Deshalb bin ich froh, wieder in der Schule zu sein, denn gerade für die Prüfungsvorbereitung ist es gut, einen Lehrer zu haben. Wegen des Corona-Virus mache ich mir keine Sorgen und habe das Gefühl, dass einige der Maßnahmen übertrieben sind. Da sich die Forschung uneinig ist, ob das Tragen von Masken überhaupt hilfreich ist, finde ich eine Maskenpflicht zweifelhaft. Außerdem tun mir alle Gehörlosen leid, die aufgrund der Maskenpflicht Verständigungsprobleme haben, da sie zum Teil auf Lippenablesen angewiesen sind.

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Von Klaus Amberger

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