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Schildkröten bestimmen ihr Geschlecht im Ei selbst

Schildkröten bestimmen ihr Geschlecht im Ei selbst
Foto: WWF-Canon / Roger LeGUEN

Männchen oder Weibchen? Die Temperatur hat Einfluss auf das Geschlecht von Schildkröten. Schildkröten-Embryos bestimmen das selbst, indem sie sich im Ei bewegen. So könnten sie sich auch dem Klimawandel ein wenig anpassen, glauben Forscher.


Schildkröten sind ohnehin wahre Überlebenskünstler: Ihnen gelingt es etwa, dass alle zur gleichen Zeit schlüpfen. Forscher vermuten, dass der stärkere Herzschlag des weiterentwickelten Embryonen dabei ein wichtiges Signal sein könnte. Jetzt haben chinesische Forscher ähnlich Überraschendes nachgewiesen: Embryos bestimmter Schildkrötenarten reagieren auf Temperaturunterschiede im Ei – und bestimmen so aktiv über ihr Geschlecht mit. Das könnte den Tieren helfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Art zu dämpfen, schreiben die Forscher im Fachjournal „Current Biology“.

Bei Schildkröten hängt es auch von der Temperatur ab, ob ein Weibchen oder Männchen aus dem Ei schlüpft. Je wärmer, desto höher der Anteil weiblicher Schlüpflinge. Mit Blick auf den Klimawandel und steigende Temperaturen haben Wissenschaftler daher bereits davor gewarnt, dass Bestände zu verweiblichen drohen.

Experiment mit Schildkröten-Eiern

Bekannt war bereits die Fähigkeit der Embryos, sich innerhalb des Eis aktiv zu verschiedenen Temperaturzonen hinzubewegen. Die Forscher um Wei-Guo Du von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking wollten nun herausfinden, ob diese Fähigkeit den Einfluss der Außentemperatur auf das Geschlecht abmildern kann.

Dafür nahmen die Forscher Eier der Chinesischen Dreikielschildkröte (Mauremys reevesii) und setzten sie unterschiedlichen Temperaturen aus – im Labor sowie in Außenanlagen. Der Hälfte der Eier gaben sie eine Substanz zu, die das Temperaturgefühl der Embryos ausschalten und sie so von Bewegungen abhalten sollte. In dieser Gruppe schlüpften – je nach Temperatur – entweder fast nur Männchen oder fast nur Weibchen. In der Temperatur-sensiblen Gruppe dagegen kamen etwa zur Hälfte Männchen und Weibchen zur Welt.

Quelle: Ye et. al / Current Biology/dpa

Schon 2 Grad verschieben Geschlechterverhältnis

Die Temperaturunterschiede innerhalb eines Eis betrugen demnach bis zu 4,7 Grad. Schon eine Änderung um 2 Grad könne das Geschlechterverhältnis deutlich verschieben, wird Guo Du in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. Der Einfluss des Nachwuchses auf sein künftiges Geschlecht habe aber Grenzen, betonen die Forscher. Er könne eingeschränkt sein, wenn der Temperaturunterschied innerhalb des Eis zu klein sei. „Oder dadurch, dass der Embryo zu groß ist, um sich umzudrehen, oder zu jung, um schon diese Fähigkeit entwickelt zu haben“, sagt Du. Außerdem könne die Temperaturfühligkeit der Embryos die Auswirkung extrem hoher Temperaturen, wie sie mit dem Klimawandel zunehmend erwartet werden, vermutlich nicht mehr abfedern.

Allerdings deute die Entdeckung dieses „überraschenden Ausmaßes“ der Geschlechter-Kontrolle in solch einem kleinen Organismus darauf hin, „dass wenigstens in einigen Fällen die Evolution Tieren die Fähigkeit verliehen hat, mit derartigen Herausforderungen fertig zu werden“.

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Von RND/so/dpa


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