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„Scheiblettenkind“: Graphic Novel über Klassismus gewinnt Heinrich-Wolgast-Preis

„Scheiblettenkind“: Graphic Novel über Klassismus gewinnt Heinrich-Wolgast-Preis
Foto: Suhrkamp Verlag

Eva Müller erzählt in ihrer autofiktionalen Graphic Novel „Scheiblettenkind“ vom Aufwachsen in Armut und ohne große kulturelle Bildung bis hin zur Emanzipation als Kunststudentin. MADS-Autor Tom stellt das Siegerbuch des diesjährigen Wolgast-Preises vor.


Alle zwei Jahre verleiht die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) einen Literaturpreis im Namen der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Der Heinrich-Wolgast-Preis soll die Darstellung der Arbeitswelt in der Kinder- und Jugendliteratur fördern. In diesem Jahr geht der Preis an „Scheiblettenkind“ von Eva Müller. Die Graphic Novel habe durch ihre erzählerische und künstlerische Stärke überzeugt, mit der die außergewöhnliche Emanzipation der Protagonistin geschildert werde, so die Argumentation der Jury. Der Titel des Buches ist eines der Schimpfwörter, die der Autorin früher entgegengeworfen wurden.

Vom Arbeiterkind zur Künstlerin

Auch wenn einzelne Personen und Situationen verfremdet sind, gibt „Scheiblettenkind“ viele Erfahrungen der Illustratorin und Autorin wieder, die in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen ist. Eine namenlose Protagonistin nimmt die Leserinnen und Leser mit in die Kindheit und Jugend in diesem Milieu. Das Taschengeld muss sie sich selbst verdienen, vom Wegfahren in den Ferien kann sie nur träumen. Schon eine Dauerkarte fürs Freibad scheint unerreichbar. Niemand aus ihrer Familie besuchte ein Gymnasium.

Auch unter welchen Umständen die Eltern und Großeltern aufgewachsen sind, wird in Rückblenden gezeigt. Soziale Barrieren und Scham über ihre Herkunftsklasse begleiten die Protagonistin ständig.

„Scheiblettenkind“: Soziale Ungerechtigkeit und Scham

Zwar schafft sie es, sich zu emanzipieren und als Studentin einer Kunsthochschule ein eigenes Leben aufzubauen, ist von da an jedoch zwischen zwei Welten hin- und hergerissen. Die Selbstzweifel und kleinen Stiche, die ihr selbst alltägliche Gespräche mit Kommilitonen aus privilegierteren Verhältnissen versetzen können, werden in Form einer Schlange verbildlicht, die der Protagonistin fiese Sprüche zuflüstert und sie zu verschlingen droht.

Quelle: Suhrkamp Verlag

Dadurch werden die Empfindungen der Protagonistin besonders eindrücklich vermittelt und regen zum Nachdenken und Reflektieren des eigenen sozialen Status an. Auch die am Ende jeden Kapitels eingeschobenen Zitate von Karl Marx, der gesellschaftliche Missstände kritisiert, tragen dazu bei.

Das Buch liefert keine Patentlösung und auch kein bedingungsloses Happy End – was angesichts der Thematik sehr passend und authentisch ist. „Scheiblettenkind“ ist eine Graphic Novel, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, was nun zurecht gewürdigt wurde.

Von Tom Schwichtenberg


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Über den Autor/die Autorin:

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