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„Sahra Wagenknecht ist interessant“: Nico Jahnke (23) von der AfD aus Strasburg

„Sahra Wagenknecht ist interessant“: Nico Jahnke (23) von der AfD aus Strasburg
Foto: Privat

Nico Jahnke ist Stadtvertreter in Strasburg und AfD-Mitglied. Zwei zentrale Ereignisse führten ihn zur Partei. Der 23-Jährige ist Teil einer OZ-Serie über junge Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern.

Nico Jahnke lebt in der einzigen uckermärkischen Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, in Strasburg im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Der 23-Jährige ist eines der jüngsten Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD). „Zwei wesentliche Punkte haben mich zur AfD geführt: die Euro-Rettung 2013 und die Migrationskrise 2015“, sagt er.

Der gelernte Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär und Klimatechnik arbeitet im Familienunternehmen seines Vaters. Vor zwei Jahren trat er der Partei bei und ist seitdem auch Stadtvertreter in seiner Heimatstadt. „Das macht unter anderem deshalb Spaß, weil der Umgang mit den anderen Stadtvertretern – ich bin der Einzige von der AfD – vernünftig und sachlich ist.“

Was mag der 1,90 Meter große ehemalige Judoka an der AfD? „Es sind die Möglichkeiten“, antwortet der passionierte Angler. Die Hierarchien seien flach, die Kommunikationswege einfach. „Ich kann mich viel selbst einbringen.“ Nico Jahnke mag zum Beispiel das Thema Energiepolitik, inklusive der Beschäftigung mit regenerativer Energieerzeugung. „Da geht es um praktische Dinge, zum Beispiel, wenn die Stadtvertreter entscheiden müssen, ob eine Fotovoltaik-Anlage dort oder dort errichtet werden soll oder nicht.“

Schule: Mehr Praktika, mehr Naturwissenschaft

Bildungspolitik ist noch so ein Thema. „Neben der so notwendigen Digitalisierung ist es wichtig, dass Schüler mehr Möglichkeiten bekommen, Praktika zu absolvieren.“ Das Praktische betont Jahnke, der von sich sagt, dass er selbst kein Typ für viel Theorie sei. Er halte die Naturwissenschaften für elementar. „Die würde ich mehr in den Fokus rücken.“ Ebenso möchte er, dass an den Berufsschulen noch mehr praxisorientiert ausgebildet wird. Vielleicht indem man Sport und Philosophie-Stunden reduziere.

Wichtig ist Nico Jahnke außerdem, dass schon Schüler ein grundsätzliches Verständnis von Politik bekommen. „Deshalb ist Sozialkunde wichtig, um zu erfahren, wie Parlamente funktionieren, wie die Demokratie aufgebaut ist, welche Rolle der Bundespräsident spielt und so weiter.“ Und er hofft, dass mehr junge Leute sich in Parteien starkmachen. „Die Jungen sind unbedarfter und offener als die Älteren und befinden sich noch nicht in Abhängigkeiten.“

Sorge: Vereinskultur nimmt ab

Am meisten vermisst der junge Mann derzeit unbeschwerte Treffen. „Ich möchte gern mal wieder mit meiner Freundin in ein Restaurant gehen, ins Kino – stattdessen müssen sich alle fragen: Wo darf ich noch hin, wie müssen wir uns schützen?“ Zum Glück gebe es das Internet und die sozialen Kanäle. „Gerade für ländliche Bereiche ist das jetzt enorm wichtig.“ Ebenso für die Partnerwahl. „Die ist online unkomplizierter als in einer Disco“, weiß Jahnke. Sorgen bereite ihm, nicht erst seit Corona, dass die Vereinskultur abnimmt, etwa Trainer für Sportvereine immer schwieriger zu gewinnen seien. „Viele sind berufstätig, haben mit ihren Kindern zu tun oder mit der Pflege ihrer Eltern – da ist es oft schwierig, noch ehrenamtlich viel Zeit zu investieren.“

Nein, Vorbilder gebe es für ihn nicht. Außerhalb der eigenen Partei findet er Sahra Wagenknecht (Die Linke) und Hans-Georg Maaßen (CDU) interessant. Warum? „Das sind für mich nahbare Politiker.“ Im Gegensatz dazu sei er misstrauisch bei Politikern, mit denen man lediglich in Zeiten von Wahlkämpfen reden könne.

Unternehmen Luft zum Atmen lassen

„Der Staat ist gefragt, wenn es um die Rahmenbedingungen für die soziale Marktwirtschaft geht“, reißt Jahnke das Feld der Liberalität an. Rente, Gesundheit, Bildung müssten in staatlicher Hand liegen. „Das sollten keine profitorientierten Felder sein.“ Aber aus der Wirtschaft müsse sich der Staat soweit es geht heraushalten. Natürlich sollen beispielsweise Finanzämter Steuerzahlungen überwachen, aber „den Unternehmen muss Luft zum Atmen gelassen werden“. Ebenso werde es Zeit, die „extrem hohe Bürokratie schlauer und einfacher“ zu gestalten. Kopfzerbrechen bereiteten ihm die verfehlte deutsche Energiepolitik und das „Auseinanderdriften der Gesellschaft“.

Wie wird die Bundestagswahl im Herbst ausgehen? Nico Jahnke überlegt nicht lange. „Es wird eine schwarz-grüne Koalition geben und die AfD bei 15 bis 20 Prozent landen.“

INFO:

Rund 61 Jahre – so alt sind durchschnittlich die Mitglieder CDU in Deutschland, in der SPD sind es 60 Jahre, in der AfD 51 Jahre, in der Linken 55, in der FDP 51, bei den Grünen 48 Jahre.

In MV gibt es knapp 5000 Christdemokraten, im Schnitt sind sie 58 Jahre alt. Die Grünen zählen hierzulande gut 1050 Mitglieder. Im Schnitt sind sie knapp 46 Jahre alt. SPD: knapp 3000 Mitglieder, Durchschnittsalter 55. FDP: fast 700 Mitglieder, Durchschnittsalter 52. Die Linke: mehr als 3200 Mitglieder bei einem durchschnittlichen Alter von etwas mehr als 67 Jahren. Die AfD: rund 800 Mitglieder, im Schnitt haben sie ein Alter von Ende 40.

An dieser Stelle stellt MADS junge Mitglieder der Parteien vor.

In einer Woche folgt der 3. Teil der Porträt-Reihe.

Bereits erschienen sind:

Niklas Ziemann (20) vom Darß bei der CDU: „Extreme sind nichts für mich“

„Ich bin links-grün versifft“: Was Sebastian Hüller (20) aus Teterow zu den Grünen treibt

Anna Kassautzki (27) aus Greifswald von der SPD: „Meckern reicht nicht“

Unsere MADS-Partner aus dieser Region:

Über den Autor/die Autorin:

1 Kommentar

  1. Bolchi

    Dachte die Afd ist gegen Demokratie und für Nationalismus, dass kann man auch in Sozialkunde lernen, wie Diktatur funktioniert.

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