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Reise-Influencer: Nicht nur in die Kamera gucken und Millionen verdienen

Reise-Influencer: Nicht nur in die Kamera gucken und Millionen verdienen
Foto: Instagram/@freiheitimgepaeck

Die Balance zwischen Traumleben und stressigem Vollzeitjob – vor dieser Herausforderung stehen die Reise-Influencer Claudia und Robert von @freiheitimgepaeck. Im Interview sprechen sie über Werbung auf Instagram und Verantwortung durch Reichweite und räumen währenddessen noch ein paar Vorurteile aus dem Weg.


Es ist ein Video, in dem sie scherzhaft zeigen, dass sie nun noch zwei Wochen auf der Couch schlafen müssen – ihr Betten hatten Claudia und Robert gerade verkauft. Mit diesem Instagram-Reel ihrer Wohnungsauflösung verzehnfachte das Paar schlagartig seine Followeranzahl. Gleichzeitig war das der Start ins Berufsleben als Reise-Influencer.

Die beiden sind Mitte 20 und haben sich Ende 2021 mit ihrem Kanal @freiheitimgepaeck selbstständig gemacht. Seit rund eineinhalb Jahren sind sie nun auf Weltreise und teilen die täglichen Erlebnisse in Fotos und Reels mit rund 50.000 Followern. Ob mit dem Van durch Neuseeland, Tauchen vor Fidschi oder mit dem Zug quer durch die USA – sie haben schon einiges gesehen. Ein Ende ist so schnell nicht in Sicht. „Wir können es uns noch nicht so richtig vorstellen, wieder irgendwo fest an einem Ort zu sein“, sagt Claudia. Die beiden leben damit den Traum vieler Jugendlicher: In der Generation Z wäre fast jede dritte Person gern Vollzeit-Influencer.

Zufälliger Start ins Influencer-Business

Nach Roberts Studium in Kommunikationstechnik wollten die beiden erst mal hinaus in die Welt. „Ein ganzes Jahr lang haben wir eigentlich alles verkauft“, sagt Claudia. Aus dem aufgelösten Haushalt ergab sich das Startkapital, um ihren Lifestyle vorerst finanzieren zu können. Denn eigentlich wollten sie durch den Kanal nur Freundinnen, Freunde und Familie unterhalten – bis ihre Followeranzahl Ende 2021 nach dem Wohnungsauflösung-Reel plötzlich von 200 auf 2000 anstieg.

So kam auch die Business-Idee: „Wir haben einen Onlinekurs gemacht und uns ein bisschen von den Profis angehört, was denn so wichtig ist für Instagram-Wachstum“, erzählt Robert. „Und dann haben wir es eigentlich schon versucht, professionell zu machen.“ Sie fingen an, regelmäßig Beiträge zu posten und in ihrer Story aktiv zu sein – im April 2023 knackten sie die 50.000 Follower. Aber: „Durch Zufall passiert es leider nicht“ – das betont Claudia immer wieder. Um dieses Leben zu leben, mussten sie ihren Account mit viel Zeit und Mühe aufbauen und auch weiterhin jeden Tag hart daran arbeiten.

Der Verdienst? „Ausreichend“

„So rückblickend auf Januar, Februar und März verdienen wir schon ausreichend“, resümiert Claudia. Genauer wollen die zwei aber nicht auf ihre Einnahmen eingehen. Die ganzen coolen Reisen durch Social Media finanzieren – das funktioniert durch Werbekooperationen mit verschiedenen Firmen. Das Paar hat beispielweise einen Vertrag mit der Bekleidungsmarke Les Lunes. Robert gibt einen Einblick, wie diese Kooperationen zustandekommen: „Es ist wirklich bei jeder einzelnen Marke unterschiedlich, je nachdem schreiben wir die Leute an oder die kommen auf uns zu. Aktuell ist es so 50/50.“ Er spezifiziert: „Im Endeffekt schreibst du einfach Mails. Dann verhandelt man, was von unserer Seite aus gemacht wird und was dann zurückkommt.“ Es gebe unter den Creatorn schon einen Austausch darüber, wie verschiedene Marken bezahlen, wer sich also als Partner empfiehlt.

Foto: Unsplash/Georgia de Lotz

Reichweite bedeutet Verantwortung

Doch – dieses Thema liegt vor allem Claudia sehr am Herzen – Reichweite bedeutet auch Verantwortung. „Manchmal sehe ich Werbung bei anderen Leuten, bei der ich mir denke: Oh Mann.“ Mit der Anzahl der Abonnenten wächst auch der Einfluss, den man als Influencer auf seine Follower hat. Doch für sich persönlich sehen die beiden in diesem Phänomen eher Vorteile: „Man kann eben gute Sachen weitergeben, coole Firmen empfehlen und versuchen, Leute positiv zu beeinflussen.“

Was die beiden hingegen weiterhin stört, ist das Image ihres Berufs. „Es gab schon lange das schlechte Bild von Influencern in der Öffentlichkeit. So nach dem Motto: Ach ja, die gucken da einmal in die Kamera und verdienen ihre Millionen.“ So sei es nämlich nicht, betont Robert. Es sei ein Vollzeitjob wie jeder andere. Viel Arbeit und Zeit stecken die beiden täglich in ihren Kanal, um ihre Reichweite zu vergrößern – bezahlt werden sie eben durch die Werbeeinnahmen. Und zwar mittlerweile genug, dass sie so seit Anfang des Jahres ihre Reisen durch Island und die USA finanzieren können.

Dass dadurch auch immer wieder Hate kommt, können sie nicht ganz nachvollziehen. „Ich glaube, da ist wieder das Problem, dass die Leute noch nicht ganz verstanden haben, dass Instagram auch irgendwo ein Business ist. Ich meine, es ist ja kostenloser Content, den man konsumiert“, so Claudia. Es sei nun mal ihr Job, von dem sie wiederum ihr Leben finanzieren. Wenn das Leuten nicht gefalle, könnten sie die Bilder und Storys auch einfach wegklicken.

Doch selbst mit den Werbeeinnahmen ist es für das Paar immer noch ein harter Job ohne geregelte Arbeitszeiten – und oft auch ohne die Sicherheit, weiterhin stetiges Einkommen zu haben. „Instagram macht nur Sinn, wenn es dir auch wirklich Spaß macht. Sonst ist es einfach zu viel Arbeit“, meint Claudia. Doch die beiden tun genau das: Sie lieben die Möglichkeiten, die ihnen ihr Instagram-Job gibt. Und auch was die Kritik an der Arbeit als Influencer angeht, blickt Claudia positiv in die Zukunft: „Ich glaube, das Bild wandelt sich so ein bisschen.“

Von Lotte Tegethoff


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