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Zwischen Lüften und Desinfektionsmittel: Mein Coronaalltag in der Schule

Zwischen Lüften und Desinfektionsmittel: Mein Coronaalltag in der Schule
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Maske, Desinfektionsmittel, warme Kleidung und Online-Sport: Mein neuer Alltag in Zeiten von Corona


Lübeck. Es ist Montag, 7.22 Uhr. Ich nehme meinen Rucksack und will schon rausgehen, da ruft mein Papa: „Vergiss deine Maske nicht!“ Ach ja, die Maske. Neben Handy und Schlüssel muss ich jetzt auch noch an meine Maske denken. Ich nehme also meine Maske und fahre mit dem Fahrrad los. „Zum Glück muss ich nicht mit dem Bus fahren und die ganze Zeit eine Maske tragen“ ,denke ich. An der Schule angekommen setze ich sofort meine Maske auf und sehe schon meine Freunde, alle genau wie ich mit Maske. Es ist immer noch ein bisschen neu für uns, die Gesichter nicht zu sehen, aber man gewöhnt sich daran.
Die Corona-Maßnahmen sind eben für uns alles neu. Wir müssen seit den Herbstferien immer – auch im Unterricht – eine Maske tragen und es wird regelmäßig gelüftet.

Unterricht mit offenen Fenstern: „Mir ist kalt“

Als wir in die Klasse kommen, sind die meisten Schüler schon da. Es riecht nach Desinfektionsmittel und es ist kalt, da die Fenster jetzt die meiste Zeit geöffnet sind. Im lauten Stimmengewirr schnappe ich ein paar Gesprächsfetzen auf: „Mir ist kalt, können die Fenster zu?“ oder „Was hast du bei den Hausaufgaben bei Aufgabe Zwei?“ Ich setze mich hin und dann kommt auch schon der Lehrer herein. Erste Stunde Geschichte geht los. Alle – Schüler und Lehrkräfte – müssen jetzt besonders laut sprechen, da man durch die Maske schwerer verstanden wird. Aber das stört nicht. Wir haben – natürlich auch wegen Corona – eine feste Sitzordnung, man darf sich nicht umsetzen und Gruppenarbeiten sind auch nicht möglich. Das hat den Grund, dass das Gesundheitsamt, falls es einen Coronafall gibt, nachvollziehen kann wer mit wem in engerem Kontakt war. Das ist zwar notwendig, aber auch lästig, da der Unterricht so nicht so abwechslungsreich ist.
Am Ende der Stunde freue ich mich auf die Pause, die wir in der Aula verbringen müssen. Auch dort sind die Fenster geöffnet und es ist kalt. Ich nehme meine Maske ab, um etwas zu essen, als meine Freundin schreit: „Abstand!“. Stimmt, habe ich vergessen. Ich setze mich zwei Plätze weiter. Das hätte ich auch nicht gedacht, dass wir nicht mehr nebeneinander sitzen können, ohne eine Maske zu tragen.

An die Maske gewöhnt Schülerin Merle sich nur langsam. Symbolbild: Unsplash.com


Danach haben wir Sport, und zwar draußen. Allein beim Gedanken daran, wird mir schon kalt. Selbst im Sportunterricht müssen wir Masken tragen, wenn wir den Abstand nicht einhalten können. Das ist sehr anstrengend, weil man durch die Masken schlecht atmen kann.
Der Rest des Schultages verläuft ähnlich wie vor Corona, aber eben auch nur fast.
Nach sechs langen Stunden endlich Schulschluss. Beim Verlassen des Schulgeländes, verabschiede ich meine Freunde – natürlich ohne sie zu umarmen – und fahre nach Hause. Mein Vater ist auch da, da er größtenteils immer noch im Home Office arbeitet. Wir essen zusammen Mittag, was wir sonst fast nie gemacht haben, da er sonst bei der Arbeit war. Ich habe dann in der Schulmensa gegessen. Generell haben wir viel mehr Zeit zusammen, weil wir beide mehr zu Hause sind. Für uns ist das ein sehr positiver Nebeneffekt, da wir uns sonst nur morgens und abends gesehen haben. Wer hätte gedacht, dass Corona sogar Nähe schaffen kann?

Tanzunterricht per Video


Nach dem Essen mache ich meine Hausaufgaben und lese meistens ein Buch oder ähnliches. Ich treffe mich jetzt nur noch selten mit Freunden. Deswegen freue ich mich umso mehr, wenn ich mal eine Freundin sehe. Um kurz vor 17 Uhr erinnert mich mein Papa: „Vergiss nicht, dass du gleich Tanzen hast.“ Ich habe sonst immer montags in einer Tanzschule getanzt, das geht jetzt natürlich auch nicht mehr. Deswegen gibt es jetzt Tanzunterricht über die Videoplattform Zoom. Ich ziehe also wie immer meine Sportklamotten an und stelle den Laptop auf einen Stuhl. Dann geht es auch schon los. „Hallo zusammen!“, ertönt die Stimme meiner Tanzlehrerin aus dem Laptop, „wir machen jetzt erstmal einen Durchlauf“ Wir tanzen jetzt alle jeder zu Hause bei sich alleine, aber es ist besser als nichts. Und der Unterricht gibt uns ein Stück Normalität, denn er ist wie immer und macht Spaß. Am Anfang war es komisch alleine zu tanzen, weil wir alle es gewohnt sind zusammen zu tanzen. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt. Doch plötzlich ist das Bild bei allen eingefroren. Anscheinend funktioniert die Verbindung nicht mehr. Solche Technikprobleme sind jetzt leider auch alltäglich. Es geht zwar bald weiter, aber ist eben doch etwas Anderes, nicht mit den anderen in einem Raum zu sein.
Später am Abend als ich meine Sachen für den nächsten Tag packe, frage ich mich: „Wie lange geht das wohl noch so weiter und wie gehen wir damit um? Muss ich für immer eine Maske tragen?“ Ich hoffe natürlich nicht, aber es sind alles Fragen, auf die es noch keine Antwort gibt.
Dann fällt mir noch etwas ein: Ich nehme meine Maske für morgen und lege sie zu meinem Rucksack. Sicher ist sicher.

Schülertext von Merle Napp (8. Klasse)


Von Merle Napp
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