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„Priscilla” von Sofia Coppola: Toxischer Elvis und naives Teenagermädchen

„Priscilla” von Sofia Coppola: Toxischer Elvis und naives Teenagermädchen
Foto: picture alliance/dpa/Mubi | Philippe Le Sourd

Regisseurin Sofia Coppola ist bekannt für „Lost in Translation“, „Marie Antoinette” und „The Virgin Suicides”. Seit dem 4. Januar läuft ihr neuer Film „Priscillaim Kino.


„Elvis” von Regisseur Baz Luhrmann mit Austin Butler in der Hauptrolle war 2022 ein Kino-Hit – und hat seit Kurzem eine Antwort. Zusammen mit Priscilla Presley selbst hat sich Regisseurin Sofia Coppola daran gemacht, die Geschichte der Frau des King of Rock’n’Roll zu erzählen. Jacob Elordi, der derzeit auch im Skandalfilm „Saltburn” zu sehen ist, spielt hier Elvis – dabei ragt er in sämtlichen Shots weit über der gerade mal 1,50 Meter großen Cailee Spaeny, welche die Hauptrolle verkörpert. Ein passendes Bild, war Elvis beim Kennenlernen der beiden doch schon 24 – und Priscilla gerade einmal 14 Jahre alt. In knapp zwei Stunden erzählt Coppola die Geschichte von dem ersten Treffen der beiden bis hin zur Scheidung – und doch kommt das Ende überraschend.

„Priscilla”: Erst Beaulieu, dann Presley

Coppolas Stil, der längst auf Tumblr, Pinterest und Tiktok ikonisch geworden ist, zieht sich hier klar durch. Ästhetisch ist der Film ein Fest für die Sinne: Amerikanische Symbole links und rechts, Kostüm und Make-up sind grandios an die 60er-Jahre angepasst, auch der Soundtrack ist gelungen. Tiktok-Edits mit Lana del Rey im Hintergrund fordert der Film beinahe von selbst. Die Rechte an den Songs von Elvis bekam Coppola zwar nicht, doch umso besser funktioniert die Prämisse des Films, Priscilla in den Fokus zu rücken. Hier ist Elvis kein charmanter, Hüfte schwingender Performer, sondern nicht viel mehr als ein toxischer Ehemann.

Zurück zum Anfang: Priscilla Beaulieu lebt in einem mädchenhaften Kinderzimmer in Deutschland. Hier ist ihr Vater stationiert, ebenso wie der zehn Jahre ältere Elvis. Schnell wird klar, warum sich der aufstrebende Star eine so junge Freundin aussucht: Sie ist kindlich, naiv, lässt sich nach seinen Wünschen zur idealen Partnerin erziehen. In Graceland angekommen, verwandelt sich der Traum in einen goldenen Käfig: Elvis entscheidet, was sie trägt, wie sie sich schminkt, wo sie ist – stets zu Hause, auf einen Anruf von ihm wartend. Während Jacob Elordis Charakter oft monatelang fort ist, bleibt Priscilla allein. Einsamkeit zieht sich schnell durch ihr gesamtes Dasein. In Zeitungen liest sie von gemunkelten Affären. Gehorcht sie Elvis nicht, fliegen Stühle.

Coming-of-Age-Format

Nach dem „Elvis”-Biopic von 2022 tut der Fokus auf Priscilla unter dem Stil von Sofia Coppola gut. Doch während das Publikum die Transformation von der 14-Jährigen zur Presley-Ehefrau Stück für Stück nachverfolgen kann, ist das Ende doch eher abrupt. Zwar sind der Missbrauch und die Einsamkeit offensichtlich, doch auf einmal trägt Priscilla Jeans, ihre Haare kurz, glatt und braun und geht mit Freundinnen essen. An ihrer Geschichte gerade so spannend ist doch die Emanzipation aus dieser Ehe. Diese sollte viel detaillierter erzählt werden, kommt hier aber leider zugunsten der Vorgeschichte zu kurz.

„Priscilla“ lohnt sich allein schon für die Ästhetik. Biografisch wäre es aber spannender gewesen, das Ganze nicht als Coming-of-Age-Story aufzuziehen – Grooming lässt sich schließlich recht simpel mit Rückblenden zeigen -, sondern eher Priscillas Befreiung zu zeigen. An welchem Punkt hört sie auf, sich morgens den Eyeliner zu ziehen? Wann bleibt das Haarfärbemittel im Schrank? Welche Konsequenzen hat die Scheidung für sie? All diese Frage bleiben offen.


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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