Pride Month: Wie queerfreundlich sind deutsche Regionen?
Die Reiseagentur „Planet Cruise“ hat New York City zum LGBTQ-freundlichsten Reiseziel gekürt. Anlässlich des Pride Month gibt MADS-Autor Georg einen Überblick, wie queerfreundlich es vor unserer Haustür aussieht.
Wie queerfreundlich ist Deutschland im Jahr 2023? Ein Blick auf die Kriminalstatistik sieht zunächst düster aus. Die Zahl der queerfeindlichen Straftaten ist im vergangenen Jahr gestiegen. Im Kriminalpolizeilichen Meldedienst wurden 2022 in Deutschland 1005 Hassdelikte im Zusammenhang mit dem Themenfeld „Sexuelle Orientierung“ registriert, davon 227 Gewalttaten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Queerpolitikerin Ulle Schauws (Grüne) hervor, wie „queer.de“ berichtet. Hinzukommen 417 gemeldete Straftaten im Bereich „Geschlechtsbezogene Diversität“. Erst Ende Mai sind eine nicht binäre Person (18) und ein trans Mann (17) beim CSD in Hannover attackiert und verletzt worden.
Dem gegenüber stehen Projekte, Bildungsangebote und weitere Aktionen, die sich für Aufklärung und gegen Diskriminierung einsetzen. Ein Überblick.
Niedersachsen
Niedersachsen beschreibt sich selbst auf seiner Website als „bunt und vielfältig“. Das Bundesland will, wie fast alle Regionen Deutschlands, für jede sexuelle Orientierung einstehen. Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung fördert verschiedene Projekte zur Aufklärung, Sensibilisierung, Strukturaufbau und Empowerment der queeren Community. Dadurch solle Diskriminierung abgebaut werden. Die Landesregierung plant außerdem einen Aktionsplan für mehr Akzeptanz von LGBTQ-Personen. Auch queere Jugendgruppen sind in Niedersachsen sehr präsent. Der Verein „lambda–Queeres Jugendnetzwerk“ hat mehr als 20 verschiedene Standorte in Niedersachsen und Bremen.
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein hat einen Landesaktionsplan für Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten. LGBTQ+-Akteurinnen und -Akteuren stehen pro Wirtschaftsjahr 70.000 Euro für verschiedene Projekte zur Verfügung. Für LGBTQ+-Gewaltopfer gibt es bei der Landespolizei auch eine eigene Ansprechstelle. In Schleswig-Holstein gibt es wie in Niedersachsen und einigen anderen Bundesländern auch einen SCHLAU-Landesverband, der Aufklärungsprojekte in Schulen organisiert.
Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern hat Anfang des Jahres 2023 eine Umfrage gestartet, um die Bevölkerung bei diesem Thema mehr einzubinden. Bürgerinnen und Bürger konnten Vorschläge einreichen, wie LGBTQ-Themen im Alltag, etwa in den Bereichen Schule, Sport und Arbeitswelt, besser einbezogen werden können. Im Jahr 2015 wurde der Landesaktionsplan Vielfalt eingeführt.
Brandenburg
Brandenburg hat 1992 als erste Bundesland Deutschlands ein Diskriminierungsverbot eingeführt. Das Land hat 2017 ebenfalls einen Aktionsplan mit dem Namen „Queeres Brandenburg“ vorgestellt. Man wollte ein „klares Zeichen für Vielfalt und Toleranz“ setzen. Auch in diesem Bundesland wurde zur Verbesserung der Lebensqualitäten eine freiwillige Onlineumfrage durchgeführt.
Sachsen
Sachsen bietet mehrere Angebote und Anlaufstellen zu den Themen Sexualität, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt an. Heraussticht der Verein different people e.V., ein Kommunikationszentrum in Chemnitz mit einem großen Bildungs-, Beratungs- und Gruppenangebot für LGBTQ-L(i)ebensweisen. Dort können sich Jugendliche, die mit der Frage ihrer Sexualität, Geschlechtsidentität oder Diskriminierung zu kämpfen haben, mit anderen Personen austauschen und vernetzen. Auch Eltern können sich beraten lassen und Workshops besuchen. Andere Vereine, die sich auch für queere Menschen einsetzen, sind Gerade e.V. und RosaLindeLeipzig e.V..
Von Georg Krierer
Lies auch: