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„Past Lives“: Wer wären wir mit einem anderen Menschen?

„Past Lives“: Wer wären wir mit einem anderen Menschen?
Foto: Jon Pack/Twenty Years Rights/A24 Films

Für jeden, der gern ins Kino geht, sind südkoreanische Filme ein Muss. Denn sie lehren uns mit ihrer detailreichen Symbolik, Filme jenseits der Hollywood-Blockbuster auf eine neue Art zu sehen. Nach „Burning“ und „Parasite“ gibt es nun ein neues Film-Highlight: Celine Songs Regiedebüt „Past Lives“.


Was würdest du tun, wenn der Mensch, mit dem du dich am meisten verbunden fühlst, meilenweit weg lebt? Ihr liebt euch über die Distanz, könnt aber aufgrund der Entfernung, den getrennten Leben, unmöglich zueinanderfinden. Mit dieser Thematik beschäftigt sich der Film „Past Lives“, der einfühlsam die Geschichte von Nora und ihrer verlorenen Kindheitsliebe Hae Sung über viele Jahre hinweg erzählt.

Das erste Mal begegnen sich die beiden in der Schule in Seoul im Alter von 12 Jahren, dann wandert Noras Familie nach Kanada aus und sie sieht ihn jahrelang nicht mehr, bis er sie in ihren frühen 20ern auf Facebook sucht und findet. Beide videotelefonieren bald täglich miteinander, doch die Distanz ist einfach zu groß. Es kann keine Liebesbeziehung entstehen. Erst viele Jahre später, als Nora bereits eine erfolgreiche und verheiratete Autorin in New York ist, werden sie sich wiedersehen.

„Past Lives“: Besondere Symbolik

Der Film spielt mit der Symbolik einer buddhistischen, in Südkorea verbreiteten Annahme, dass man bestimmten Menschen bereits zuvor mehrmals in anderen Leben begegnet ist. Die beiden Liebenden malen sich aus, wer sie bei diesen Begegnungen in der Vergangenheit füreinander gewesen sein könnten. Ihr Gespräch vor einem Karussell ist dabei symbolisch: Ihre Emotionen und Begegnungen drehen sich immer wieder im Kreis, sie kommen beziehungstechnisch nicht weiter. Zugleich steht das Karussell auch für den Kreislauf des Lebens und die Wiederkehr von menschlichen Begegnungen.

Wie lieben wir wirklich?

Noras Liebe zu Hae Sung bleibt jedoch eine Wunschvorstellung. Die Möglichkeit einer Beziehung wird von der der pragmatischen, realen Liebe zu ihrem US-amerikanischen Ehemann überschattet. Dieser sieht die beiden und versteht das Dilemma seiner Frau. Damit stellt der Film auch die Frage, ob wir mehrere Menschen zugleich auf unterschiedliche Weise lieben können und ob romantische Liebe immer körperlich und erotisch sein muss.

Wenn Noras Mann in einer Szene sagt, dass sie einfach einen anderen Autor hätte heiraten können, wenn er nicht da gewesen wäre, stellt sich zudem die Frage, inwieweit Partner in der Liebe austauschbar sind. Lieben wir wirklich ein Individuum oder nicht doch eher einen bestimmten Typus Mensch?

Von Lisa Neumann



Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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