Neues Album „Crazy“ von Le Sserafim: Licht und Schatten des Idol-Daseins
Le Sserafim ist vier Monate nach mehreren Skandalen zurück mit ihrem fünften Mini-Album „Crazy“. Die fünf Tracks erzählen vom Licht und vom Schatten des Idol-Daseins.
Das fünfte Album der südkoreanischen K-Pop-Band Le Sserafim dürfte sich in die Reihe der besten Genre-Alben einreihen. In „Crazy“ wird in fünf Songs die K-Pop-Industrie besungen, die es aus der Nische in den Mainstream geschafft hat. Das Thema Weiblichkeit und die damit verbundenen Angriffe in der Szene sind auf dem Album permanent präsent.
Der erste Track „Chase the Lighting“ lässt das Ensemble aus den fünf Sängerinnen Sakura, Chaewon, Yunjin, Eunchae und Kazuha über ihren Alltag sprechen. Dann schneidet plötzlich ein Razor-Synthie den Song und im Chorus wird gesungen „We just chase the Lighting“. Ein Mantra, dass über das ganze Album bestehen bleibt.
Le Sserafim singt über wahnsinnige Leidenschaften
Dann startet die Lead-Single des Albums: Le Sserafim erzählt in „Crazy“ von der Leidenschaft, ein Idol zu sein, zu performen. Eine Leidenschaft, die verrückt machen kann. Das Musikvideo zeigt die Girlgroup vor einem Aquarium tanzen und durch einen Baderaum laufen. Neben ihnen tanzen Frauen mit expressionistischen Köpfen, die wie Lampen aussehen. Zuletzt ist das Musikvideo immer wieder unterbrochen durch ein provokantes Ladescreen-Zeichen.
In „Pierrot“ feuern die fünf Mitglieder knallhart gegen die koreanische Idol-Industrie. Und es werden starke Frauen im K-Pop aufgezählt und unterstützt, darunter die Solo-Sängerinnen Lee Hyori oder IU. Hier wird es musikalisch besonders spannend. Denn: Mitglied Yunjin packt ihre Opernstimme aus. So wird aus dem Phonk-Beat eine Klage-Arie, der Gesang trifft auf einen Slap-Bass.
Fragen über das Menschsein
Der Song „1-800-hot-n-fun“ setzt die Party im Lichtschein fort. Yunjin und Kazuha singen mit einer gewissen Ironie „Hot babe, I’m so cute, I’m so nerdy, so sassy“. Es folgt die Aufforderungen Saki, ein alkoholisches Getränk, zu holen. Saki zur Flucht aus dem Idol-Leben? Fazit der Ekstase: Idol kommt gleich, aber erst mal feiern wir mit Saki unter dem Schein von Diskolicht.
Mit dem Song „Crazier“ schließt das Mini-Album. Der Track wurde von Mitglied Yunjin produziert. Die Band stellt sich in diesem Song Fragen über das Menschsein. Man fragt sich, ob man all der Liebe wert ist, die man bekommt und ob man selbst verloren geht inmitten des andauernden Exzesses. „Crazier“ klingt wie der Hangover nach dem Folgen der Leidenschaft.
Das Album bietet viele Interpretationsmöglichkeiten. Und genau das ist sein Erfolg. Ein Album, das dazu einlädt, sich dem Feuer der Leidenschaft hinzugeben – und zu sehen, was diese anrichten kann. Denn alles, was glänzt, bröckelt. So wie das schillernde Leben eines Idols. Einfach nur Crazy.
Von Mona-Mari Becker
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