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Müllhalde Festival: Das kannst du in den leeren Camps finden

Müllhalde Festival: Das kannst du in den leeren Camps finden
Foto: Christophe Gateau/dpa

Nach dem Festival direkt nach Hause fahren? MADS-Autorin Insa erklärt, warum es sich lohnt, länger zu bleiben – und warum sie von der Wegwerf-Gesellschaft genervt ist.


Der Kater ist groß, die Sonne brennt und die Stimmung könnte eindeutig besser sein. Kein Wunder nach drei Tagen Festival mit Musik, Tanz und Rausch.

Trotzdem machen meine Freunde und ich uns auf den Weg über ein verwüstetes Schlachtfeld, das vor wenigen Stunden das Gelände vom Melt-Festival war. Doch wir sehen nicht nur zerbrochene Pavillons, aufgerissene Zelte, kaputte Campingstühle, überquellende Müllsäcke, leere Bierdosen und Schnapsflaschen.

Leere Festival-Camps sind Fundgrube

Die leeren Camps sind eine große Fundgrube. Volle Einkaufstüten mit Dosenravioli, Reiswaffeln, eine Powerbank und palettenweise Dosenbier: Bei unserem Streifzug über das leere Gelände finden wir richtige Schätze.

Meine Freunde und ich werden immer heißer drauf, noch bessere Sachen zu finden. Aufgeregt prahlt jeder mit seinem neusten oder absurdesten Fund. Und dazu gehören: ein zusammenklappbarer Campingtisch, faltbare Wasserkanister, eine Frisbee, ein Fußball, ein paar fast ungetragene Schuhe, eine Kühltasche, Mückenspray, Sonnencreme, ein Messerset, ein Gaskocher und Luftpumpen. Aber vor allen Dingen: viel Essen und Bier. Es wird so viel eingesteckt, wie wir tragen können. Denn zum großen Teil sind die Sachen noch heile, verpackt und neuwertig.

Müllberge und Lebensmittel: Das bleibt liegen

Dann der Hauptgewinn: eine Gruppe hat beinah ihr ganzes Camp stehen lassen. Und so komme ich zwar mit einer komplett neuen Campingausrüstung und sechs Müllsäcken voller Pfanddosen, die wir beim nächsten Supermarkt gegen 80 Euro eintauschen, zurück. Ich habe aber trotzdem eher gemischte Gefühle.

Denn was passiert mit dem übrigen Essen und den intakten Dingen, die nach dem Festival nicht eingesammelt werden? Wer räumt die ganzen kaputten Sachen und Müllhaufen weg? Und vor allem: Warum lässt man überhaupt so viele Sachen liegen?

Festivalregel: Wer feiern kann, muss seinen Müll aufräumen

Wer feiern kann, kann doch auch seinen Müll oder zu mindestens sein Hab und Gut mitnehmen. Wer weiß, dass er sein Zelt nicht mehr tragen kann, weil er zu verkatert ist, kann sich inzwischen auf fast allen Festivals auch Equipment leihen. Wir gehen auf Fridays-for-Future-Demos aber nach ein paar Tagen Festival sind uns die drei Dosen Ravioli und sogar unser Zelt doch zu schwer? Ist das nicht der Inbegriff einer Wegwerf-Gesellschaft? Mich hat es geschockt zu sehen, was übrig bleibt und wie gleichgültig manche Leute am Ende eines Festivals mit ihren Sachen umgehen.

Es müsste viel mehr Möglichkeiten zum Foodsharing oder Spenden geben. Solange ihr euren Kram nicht mitnehmt, werdet ihr mich beim nächsten Festival jedenfalls in eurem alten Zelt campen sehen.

Von Insa Merkel


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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