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Samantha Obehi: „Viele Models bekommen gesagt, dass sie noch abnehmen sollen“

Samantha Obehi: „Viele Models bekommen gesagt, dass sie noch abnehmen sollen“
Foto: Simon Hengesbach

Konkurrenzkampf, Drama und Druck: Die bekannte TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ vermittelt nur in Teilen ein realistisches Bild von der Arbeit eines Models. Newcomerin Samanatha Obehi verrät MADS-Autorin Tara, was die wirklichen Herausforderungen beim Modeln sind, wie sie ihren Job mit dem Studium vereinbart und was für Probleme die Industrie hat.


Die 22-jährige Samantha Obehi ist in Bad Dürkheim geboren und studiert in Köln Sprachtherapie. Vor etwa zwei Jahren hat sie mit dem Modeln angefangen und produziert nebenbei Content für ihren Instagram- und Tiktok-Kanal (@samantha.obehi). Dort teilt sie Eindrücke und Tipps für die Arbeit als Model. Inzwischen arbeitet sie national und international für Kunden wie True Religion und Authentic Beauty Concept.

Samantha, wie bist du dazu gekommen zu Modeln?

Mir hat man schon das ganze Leben lang gesagt, dass ich modeln sollte, aber ich hatte nicht wirklich das Selbstbewusstsein dafür. 2020 hat mich die Freundin einer Freundin dann ermutigt und mir ein bisschen mehr übers Modeln erzählt. Dann habe ich einen richtigen Deep-Dive gemacht und viel recherchiert. Als ich mich dann gut informiert gefühlt habe, dachte ich mir: „I guess, I will try it out now.“ Mein erstes Shooting hat dann eine richtige Leidenschaft in mir entfacht.

Du studierst nebenbei noch, wie gut lässt sich dein Job mit dem Studium vereinbaren?

Recht gut. Ich darf in jedem Kurs nur zweimal fehlen, deswegen muss ich immer strukturiert schauen, ob ich den Job annehmen kann oder nicht. Das ist manchmal blöd, weil ich deswegen gute Jobs ausfallen lassen muss. Aber es ist auf jeden Fall machbar.

Musst du jeden Job annehmen, den du bekommst?

Nein, muss ich nicht. Wenn ich keine Zeit habe oder mir nicht vorstellen kann das Gesicht für eine Brand zu werden, dann muss ich das natürlich nicht. Es kommen auch immer unterschiedlich viele Jobs rein. Jetzt gerade ist Ferienzeit, deswegen ist nicht so viel los. Im Dezember hingegen trudeln sehr viele Jobs ein, da kann es schon passieren, dass man mehrere Optionen für einen gleichen Zeitraum hat. Da muss man sich mit den Agenturen gut koordinieren. Manchmal bekomme ich zehn Angebote auf einmal, manchmal gar keine.

Wie sieht es mit Konkurrenzkampf aus?

Eigentlich alle Models, die ich kennengelernt habe, sind super lieb. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass wir einander supporten und nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Das ist nicht so wie bei GNTM, wo sich eine denkt: „Ich bin die Beste und alle anderen sind meine Konkurrenz.“ In der Realität ist es so, dass der Kunde oft einen spezifischen Typen sucht. Das heißt, als Afro-Model habe ich eher selten „Konkurrenz“ mit einem blonden Model, da wir nicht zu den gleichen Castings eingeladen werden. Letztlich zählt aber nicht nur das Äußere, sondern es geht oft auch um die Persönlichkeit – gerade bei Videodrehs. Meistens kann man auf einen Blick bei einem Bild erkennen, ob sich das Model wohlfühlt und professionell ist. Da muss einfach eine gewisse Energie herüberkommen. 

Woran erkennt man denn ein professionelles Model?

Zum einen kommt es selbstbewusst ans Set und stellt sich erst mal bei jedem vor. Als ich das erste Mal am Set war, bin ich auch nur auf alle zugegangen, weil ich vorher im Internet gelesen habe, dass man das so am besten machen soll. Sonst hätte ich mir wahrscheinlich eine Person gesucht, die nett aussieht und wäre zu der gegangen. Ansonsten sieht man das an den Bewegungen, da kommt man irgendwann in einen Flow rein. Das sieht dann super easy aus, was in Wirklichkeit aber gar nicht easy ist. Bei neuen Models sieht man meistens die Unsicherheit, was aber völlig normal ist.

@samantha.obehi You may add me to your 2024 vision board 🤝🏽 Let me convince you, that you can be a successful model and do anything else you want to achieve – because it’s iconic, to make your visions come life 💅🏽✨ #causeitsiconic #modellife #modeltok #2024visionboard #visionboard2024 #samanthaobehi ♬ original sound – kardashianicon

Bekommst du auch unseriöse Angebote?

Von meinen Agenturen nicht, aber es gibt genug Hobbyfotografen, die in deine DMs sliden und fragen, ob man nicht mal Aktbilder machen möchte, also nackt vor der Kamera posen will. Von anderen Models habe ich auch gehört, dass die von Fotografen unter Druck gesetzt wurden, dann doch Bilder in Unterwäsche zu machen, mit der Begründung, dass man sich als Model doch damit wohlfühlen soll. Bitte macht niemals etwas, womit ihr euch nicht wohlfühlt! Abgesehen davon gibt es aber super viele Fake-Agenturen, die einfach nur dein Geld wollen und dich nicht vermitteln. Die versprechen dir dann, dass du die nächste Bella Hadid wirst und dich auf die Fashion-Week bringen und dafür musst du „nur“ X Euro bezahlen. Keine seriöse Agentur will Geld von dir haben, das ist eine Red Flag! Da muss man wirklich aufpassen.

Inwiefern unterscheiden sich denn die Vorstellung vom Modeln von der Realität?

Man kriegt die Sachen am Set eigentlich nie geschenkt, das wissen viele Leute nicht. Was auch oft unterschätzt wird, ist, dass Modeln wirklich körperlich anstrengend ist. Wenn du acht Stunden am Set stehst und die ganzen Softboxen auf dich strahlen und du konstant abliefern musst, kann das ganz schön herausfordernd sein. Außerdem musst du die ganze Zeit präsent sein und dich zeigen, auch, wenn du mal einen schlechten Tag hast und eigentlich gar keine Lust darauf hast.

Dazu kommt der Druck permanent gut auszusehen, wie gehst du damit um?

Ich habe das Glück, dass ich nicht wirklich zunehme. Ich hatte aber eine Zeit lang Probleme mit meiner Haut, da ich meine Skincare-Routine wechseln musste. Da habe ich dann schon Unsicherheiten bekommen. Aber sogar da habe ich positives Feedback von Fotografen bekommen. Eine Modelkollegin von mir hatte auch zeitweise Probleme mit ihrer Haut und hat ihren Instagram-Kanal dann dafür genutzt, Skinpositivity zu schaffen. Ihre Agentur hat sie daraufhin angeschrieben und gesagt, dass sie die Videos doch bitte löschen soll. In der Fashion-Szene bekommen schon viele Models gesagt, dass sie noch ein, zwei Kilo abnehmen sollen oder die Hüfte zu breit ist. Ein gewisser Druck ist also leider immer noch da.

Was sind weitere Schattenseiten?

Der mentale Aspekt. Man wird sehr viel auf sein Äußeres reduziert, dann muss man sich immer klarmachen, dass man mehr als nur sein Aussehen ist. Ich werde beispielsweise oft auf meine Haare reduziert. Eigentlich bin ich auch schlau, ich studiere. Aber das interessiert die wenigsten. Dann gibt es viele schwarze Schafe in der Branche. Ich glaube, die meisten Schattenseiten liegen aber noch in der Fashion-Industrie, gerade, wenn es um die Förderung von Essstörungen geht.

Was kannst du Menschen raten, die mit dem Modeln anfangen wollen?

Sich informieren ist sehr wichtig. Auf Spotify gibt es den Podcast Modelwelt, der hat mir sehr geholfen, viele Fragen zu beantworten. Und dann sollte man überlegen, in welche Bereiche man gehen möchte, es gibt nämlich viel mehr als nur die Fashion Welt. Am besten probiert man ein, zwei Shootings aus und sieht dann, ob es was für einen ist. Man muss auch gut mit Ablehnung klarkommen können. Und man muss immer am Ball bleiben.

Von Tara Yakar

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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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