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Mehr als Anatomie: Der Unterschied zwischen Vulva und Vagina

Mehr als Anatomie: Der Unterschied zwischen Vulva und Vagina
Foto: Unsplash/ Sharon McCutcheon

„Da unten“ und „Muschi“ – für die weiblichen Genitalien gibt es viele Begriffe. Richtig ausführlich wird sich mit dem weiblichen Geschlechtsorgan allerdings nur selten auseinandergesetzt. Das sollte sich ändern, fordert MADS-Autorin Marie. Im Artikel erklärt sie, warum ihr das Thema wichtig ist.


Im Biologieunterricht habe ich drei Begriffe für die weiblichen Genitalien gelernt: Schamlippen, Scheide und Kitzler (ein anderes Wort für Klitoris). Die Funktion des Kitzlers blieb mir lange ein Rätsel. Penis und Hoden zählten zu den Basics des Unterrichts und auch über männliche Masturbation haben wir geredet. Dass Frauen sich selbstbefriedigen können, auf den Gedanken bin ich gar nicht erst gekommen. Erst durch Gespräche mit Freundinnen, Serien wie „Sex Education“ und Aufklärungsformate wie den Youtube-Kanal „Auf Klo“ wurde mir klar, dass die weibliche Sexualität deutlich komplexer ist als es im Unterricht vermittelt wurde. Dieser alleine hätte dazu geführt, dass ich heute noch immer unwissend über meinen eigenen Körper wäre, und ist damit ein perfektes Beispiel für das Verschweigen der weiblichen Lust in unserer Gesellschaft. Dieses Problem beginnt bei den Begriffen.

Nur ein Loch

Die korrekte Bezeichnung ist dabei sehr simpel: Die Vulva bezeichnet die äußeren Geschlechtsorgane, also Vulvalippen, Klitoris und den Venushügel. Die Vagina ist das schlauchförmige Organ im Inneren, verbindet den Muttermund mit der Vulva. Wer ausschließlich von der Vagina spricht, reduziert die Genitalien auf ein Loch, das nur aus einer heterosexuellen, männlichen Perspektive sinnvoll ist: Nämlich aus der Perspektive von jemandem, der dieses Loch für die eigene Befriedigung nutzen möchte. Damit werden die Körperteile ausgeblendet, die zur Vulva gehören und für Frauen sexuell anregend sind, also bei Stimulierung für einen Orgasmus verantwortlich sind. Die weiblichen Genitalien schlichtweg als Vagina zu bezeichnen ist misogyn, spricht Frauen ihre Sexualität ab, lässt sie passiv erscheinen und rückt den Mann in den Fokus.

Viva La Vulva

Zunehmende Aufklärung sorgt mittlerweile dafür, dass häufiger über das weibliche Geschlechtsorgan gesprochen wird – ihren Anteil daran haben etwa der Instagramaccount @the.vulva.gallery oder Youtube-Kanäle wie „Auf Klo“. Dennoch muss die Vulva endlich in Aufklärungsbüchern ankommen, damit ihre Bedeutung und Existenz alle Menschen erreicht. Die Unterscheidung zwischen Vulva und Vagina ist nicht nur eine Frage der Anatomie, sondern auch eine Frage von Stereotypen, weiblicher Selbstbestimmung und Lust. Sprache kreiert Realität: Wann immer das Wort Vulva verschwiegen wird, wird Frauen ihre Sexualität abgesprochen, während die männliche im Vordergrund bleibt.

Von Marie Bruschek


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Über den Autor/die Autorin:

Marie Bruschek

Marie (20) studiert Weltliteratur. Wenn sie nicht gerade schlechte Wortwitze macht oder sich zum zehnten Mal Mamma Mia anguckt, schreibt sie für MADS über alles, was sie gerade interessiert.

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