MADS erklärt: Wer ist Jenny Erpenbeck?
Material für den Deutschunterricht kommt meist von Autoren wie Goethe, Schiller und Kafka. Eine der Ausnahmen ist Jenny Erpenbeck, deren Werke schon in so mancher Abiturprüfung behandelt wurden. Mittlerweile ist sie durch ihre Werke auch international bekannt und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Sie ist laut „New York Times“ eine der besten zeitgenössischen Autorinnen Deutschlands: Jenny Erpenbeck. „Von dem Moment an, da ich selber lesen konnte, habe ich gelesen. Ich habe zu Haus in der Frühe, vor Schulbeginn, gelesen, habe während des Unterrichts heimlich unter der Schulbank gelesen, habe auf dem Klo gelesen. Meine Mutter konnte mich fragen, was sie wollte, ich habe Ja gesagt und nichts gehört, ich habe gelesen“, schreibt Jenny Erpenbeck in „Kein Roman“. Die in Ostberlin zu DDR-Zeiten geborene Schriftstellerin und Regisseurin beschäftigt sich in ihren Romanen viel mit menschlichen Schicksalen, Migration und Identität. Auch Eindrücke aus ihrer Kindheit in der DDR lässt sie mit in die Handlungen der Geschichten einfließen.
Jenny Erpenbeck: Mauerfall als prägendes Erlebnis
Ein prägendes Erlebnis ist für sie wie für viele andere Menschen der Mauerfall. In dem Moment verliert sie alles, was sie bis dahin kannte. Später meint sie, dass dies „teilweise gut und teilweise nicht so gut“ gewesen sei. Es sei prägend, wenn Dinge sich plötzlich so stark änderten. „Ich weiß nicht, ob ich Schriftstellerin geworden wäre, wenn es die DDR noch geben würde oder wenn sie gar nicht erst existiert hätte.“ Dieser Wechsel hat sie so beschäftigt, dass sie angefangen hat, darüber zu schreiben. Beim Schreiben könne sie über den Umgang mit der Vergangenheit nachdenken, sagt sie in einem Gespräch mit dem WDR.
Tiefgehende Romane mit schweren Themen
Wie geht man mit Verlust um und damit, wenn plötzlich alles weg ist, was man bisher kannte? Solche Fragen stellt sich Jenny Erpenbeck beispielsweise in dem Roman „Gehen, Ging, Gegangen“. Darin erzählt sie über die Lage von Geflüchteten in Berlin: „An einem Donnerstag Ende August versammeln sich zehn Männer vor dem roten Rathaus in Berlin. Sie haben beschlossen, heißt es, nichts mehr zu essen. Drei Tage später beschließen sie nun auch, nichts mehr zu trinken. Ihre Hautfarbe ist schwarz.“ Eineinhalb Jahre lang recherchierte Erpenbeck für diesen Roman.
Viele ihrer Texte und Bücher sind in Deutschland und auch in anderen Ländern sehr bekannt. Ihre Werke wurden in 30 Sprachen übersetzt. Jenny Erpenbeck wurde mit zahlreichen Literaturpreisen geehrt, darunter der Thomas-Mann-Preis, eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Literatur. Sie ist zudem Mitglied einiger Sprach- und Literaturvereine und Akademien, wie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Heute lebt sie wieder in ihrer Geburtsstadt Berlin. Sie ist Mutter, Ehefrau, Schriftstellerin, Musiktheaterregisseurin und hat in vielen Opernhäusern in Deutschland und Österreich Werke aufgeführt und zum Teil selbst inszeniert.
Von Lilli Albers
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