Longlist Deutscher Buchpreis 2023: Diese vier Bücher lohnen sich für junge Leser
Die diesjährige Longlist für den deutschen Buchpreis steht fest. 20 Titel hat die Jury ausgewählt. Doch welche davon eignen sich für junge Leser? Mads-Autorin Lisa hat sich die Longlist angesehen. Vier Empfehlungen.
„Paradise Garden“ von Elena Fischer
Nur wenige Schreibende schaffen es bis zum renommierten Diogenes Verlag. Elena Fischer ist dies auf Anhieb gelungen und ihr Debüt „Paradise Garden“ scheint vielversprechend zu sein. Es geht um eine Coming-of-Age-Story: Ein 14-jähriges Mädchen namens Billie, das mit ihrer Mutter in Armut in einer Hochhaussiedlung aufwächst und schließlich losfährt, um ihren Vater zu suchen. Der Roman verspricht die klassischen Themen für Young Adults: Identitätssuche, familiäre Krise, vielleicht auch erste Liebe. Wie Fischer Billies Story erzählt, was für eine Stimme die Teenagerin hat, darauf kann man gespannt sein.
„Vatermal“ von Nacati Öziri:
Öziri ist bereits als Theaterautor und durch das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmannpreis 2021 bekannt. Nun erscheint sein Debütroman „Vatermal“, der ähnlich wie Fatma Aydemirs „Dschinns“ die Perspektive einer türkischen Einwandererfamilie erzählt. Zugleich ist der Roman eine Abrechnung mit dem verschwundenen Vater des Erzählers, der nichts von seinem Sohn wissen will.
Anklagen von Vätern gibt es in der deutschsprachigen Literatur viele, man denke nur an Franz Kafkas „Brief an den Vater“. „Vatermal“ ist also in doppelter Hinsicht ein noch fehlendes Puzzlestück in der deutschen Literatur: Die Anklage des Vaters wird nicht nur aus der Literaturgeschichte erneut in die Gegenwart geholt, sondern um einen Fokus auf eine migrantische Perspektive erweitert. Neben Trauer steckt in dem Roman vermutlich jede Menge jugendliche Wut.
„Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger:
Auch Schachinger erzählt mit dem Fokus auf einen Teenager. In „Echtzeitalter“ geht es um Till Kokorda, der mit seinem Leben an einem Wiener Eliteinternat hadert. Nach dem Tod seines Vaters versinkt er immer mehr im Online-Gaming. Der Roman verhandelt die Frage, ob man der realen Welt dauerhaft entfliehen kann. Er wurde vom ORF mit Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ verglichen und verspricht, eine durchaus humorvolle Lektüre zu sein.
„Drifter“ von Ulrike Sterblich:
In „Drifter“ dreht sich alles um eine mysteriöse Frau, die eine jahrelange Männerfreundschaft sprengt. Killer und Wenzel – allein diese satirischen Namen machen Lust aufs Lesen – arbeiten beide in der Medienwelt: der eine als PR-Chef, der andere im Social-Media-Bereich. Doch das Auftreten von Vica bringt ihr Leben ordentlich durcheinander. Sterblichs Sprache klingt schnoddrig-schön, Wenzels blickt auf die Dinge mit einer gewissen satirischen Lässigkeit.
Die Longlist des Deutschen Buchpreises ist auch für junge Leser vielversprechend. Auf der Website des Deutschen Buchpreises kann man in alle Bücher kostenlos reinhören und sich jene aussuchen, die einem gefallen.
Von Lisa Neumann