Seite auswählen

Werbung

„Liebes Kind“: Kann die deutsche Thriller-Serie überzeugen?

„Liebes Kind“: Kann die deutsche Thriller-Serie überzeugen?
Foto: Netflix

Schon Romy Hausmanns Buchvorlage war ein Bestseller, nun belegt die Serienadaption des Psychothrillers Platz 1 der Top-10-Netflix-Serien in Deutschland. Was steckt hinter dem Hype um „Liebes Kind“?


Die Serie beginnt da, wo andere Thriller enden: Eine Frau entkommt mit zwei Kindern aus der Gewalt ihres Entführers. Sie wird nach einem Unfall während ihrer Flucht in ein Krankenhaus gebracht, wo nicht nur die Ermittlerin Aida Kurt (Haley Louise Jones) auftaucht, sondern auch der LKA-Beamte Gerd Bühling (Hans Löw).

Er hat vor 13 Jahren erfolglos versucht, den Vermisstenfall einer jungen Frau aufzuklären. Gibt es zwischen der verstörten Frau, die mit den Kindern aus einem hochgesicherten Haus im Wald entkommen konnte und dem damaligen Vermisstenfall etwa einen Zusammenhang?

Manipulation geht nach der Flucht weiter

Die Ermittlungsarbeit geht zügig voran, daneben wirft die Serie psychologische Fragen auf. Vor allem die zwölfjährige Tochter lässt durch ihr Verhalten die Vermutung aufkommen, dass der Peiniger nach wie vor einen Einfluss auf sie hat. Machtspiele, psychische Gewalt und Überwachung sorgen für Spannung, sodass die Verlockung groß ist, die sechs Folgen in einem Rutsch durchzuschauen.

Die Wechsel zwischen Rückblenden und Szenen in der Gegenwart geben langsam Einblicke in das gesamte Ausmaß des Dramas. Dabei machen die Ermittelnden, zumindest bis zur letzten Folge, keine unnötigen Alleingänge oder Ähnliches. Auch die düstere Atmosphäre, bekannt aus Nordic-Noir-Thrillern, ist gelungen. Kurzum: Die Serie liefert einen starken Einstieg und macht auch so weiter. Nur die letzte Folge fällt leider aus dem Bild.

„Liebes Kind“: Starker Einstieg, schwaches Ende

Aida Kurt, die zuvor kompetent, wenn auch nicht unfehlbar, die Ermittlungen geleitet hat, gerät plötzlich in den Schatten ihres Kollegen, der weitaus weniger nachvollziehbare Entscheidungen trifft und dafür auch noch die Lorbeeren einstreicht. Die Auflösung an sich mangelt an konkreten Hintergründen und Motiven.

Damit verschenkt die Serie am Ende teilweise ihr Potenzial, was jedoch nichts an der Spannung und Intensität ändert, mit der die Geschichte bis dahin umgesetzt wurde. Für Fans von düsteren, psychologisch fesselnden Thrillern ist „Liebes Kind“ darum dennoch sehenswert.

Von Tom Schwichtenberg


Lies auch:


Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

Poste einen Kommentar:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert