Junger Rostocker erklärt: Wie 20-Jährige mit Aktien im Alter eine halbe Million haben können
Cédric van Innis ist gerade mal 21 Jahre alt – und trotzdem denkt er schon Jahrzehnte voraus. Er investiert in Aktien. Warum man dafür nicht reich sein muss, es gar nicht viel Zeit beansprucht und wieso man von Hypes wie Gamestop die Finger lassen sollte, erklärt der Vorsitzende des Hanseatischen Börsenvereins der Uni Rostock.
In sein Aktien-Depot hat Cédric van Innis in vergangener Zeit kaum noch geschaut. „Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit, da habe ich gar keine Zeit, mich wirklich damit zu beschäftigen“, sagt der 21-Jährige. Das sei auch gar nicht schlimm – denn die Wertpapiere sorgen allein dafür, dass der Rostocker immer mehr finanzielle Rücklagen bildet.
„Es ist ein Irrglaube, dass man alle Aktienkurse ständig im Blick haben muss“, erklärt der junge Mann, der vor drei Jahren von Niederbayern an die Küste zum Studieren gekommen ist. „Man muss sich vielmehr in Geduld üben und darf keine zittrigen Finger haben, nur weil der DAX wieder fällt. Man muss in Jahren denken.“
Van Innis ist seit 2020 der Vorsitzende des Hanseatischen Börsenvereins der Uni Rostock, der es sich zum Ziel macht, über das Wertpapier- und Börsenwesen aufzuklären, zu informieren und anzuregen, es selbst einmal zu probieren. Etwa 100 Mitglieder zählt der Verein, viele von ihnen sind aber keine Studenten mehr.
Aktien sind nicht nur etwas für Reiche
„Viele denken immer: ‚Aktien? Das ist nur etwas für Reiche‘ – doch das stimmt gar nicht“, betont der 21-Jährige. „Es geht darum, beim wirtschaftlichen Wachstum dabei zu sein und sich ein Stück vom Kuchen zu gönnen. Dafür braucht es auch keine großen Investments.“ Auch wenn eine Trendwende zu spüren sei, so fehle den Deutschen verhältnismäßig oft der Mut, sich an der Börse zu probieren, sagt van Innis. „Das größte Problem ist oft die Unwissenheit.“
Er selbst hat sich bereits als Jugendlicher mit dem Thema beschäftigt. „Als 18-Jähriger wurde mir dann aber erst richtig bewusst, was das Leben eigentlich kostet und wie viel ich zurücklegen kann. Ich habe lange überlegt und mir dann meinen ersten ETF gekauft“, sagt der Good-Governance- und Wirtschaftswissenschaftsstudent.
Aktiendepot sollte breit aufgestellt sein
„Exchange Traded Funds“, auf Deutsch: „börsengehandelte Indexfonds“ – kurz ETF –, zielen darauf ab, die Wertentwicklung eines Index, beispielsweise des DAX, nachzubilden und die gleiche Rendite wie dieser zu erzielen. Durchschnittlich 5 bis 8 Prozent Rendite sind damit möglich – also deutlich mehr als das, was man als Zinsen aktuell auf Sparkonten bekommt. ETF werden auf lange Sicht als eine relativ sichere Bank bewertet und eignen sich laut van Innis demnach gut für Aktien-Einsteiger. „Auch wenn sie eher als langweilig gelten“, sagt er und lacht.
Sein Portfolio ist mittlerweile deutlich gewachsen, neben weiteren ETF investiert er auch in Einzelaktien, mit denen allerdings ein höheres Risiko einhergeht. „Ich investiere lieber, als zu spekulieren. Aber das muss jeder selbst entscheiden“, fasst es der Rostocker zusammen. Wichtig sei es, sich breit aufzustellen, um eventuelle Kursschwankungen abfangen zu können. „Niemals sollte man sein ganzes Vermögen auf eine Karte setzen“, betont er.
In 45 Jahren zu einer halben Million Euro mit Aktien
Wie sich Aktien lohnen können, rechnet der Rostocker schnell vor. „Das Zauberwort heißt: Zinseszins“, erklärt der Vorsitzende des Börsenvereins der Uni Rostock. „Für junge Menschen ist es so möglich, zur Rente eine halbe Million Euro mit Aktien angespart zu haben.“ Bei einer realistischen Rendite von 6 Prozent muss man dafür als 20-Jähriger monatlich rund 190 Euro investieren, um diese Hürde mit 65 Jahren zu knacken. „Man kann natürlich auch mit weniger anfangen und dann über die Jahre die Sparrate erhöhen“, betont der Student.
„Doch je später man anfängt, umso unrealistischer wird dieses Ziel.“ Nach seiner Rechnung müsste man nämlich als 30-Jähriger rund 362 Euro und als 40-Jähriger sogar rund 736 Euro anlegen, um mit 65 Jahren die halbe Million bei 6 Prozent Rendite zu erreichen.
Rostocker warnt: Finger weg von Aktien-Hypes
Von Kryptowährungen oder Hypes, wie vor kurzem um die Aktie Gamestop, hält er persönlich nicht viel. „Ein Credo lautet: Wenn die Bild darüber schreibt, solltest du verkaufen. Der normale Mensch hört viel zu spät von solchen Coups. Wer dann erst einsteigt, gehört meist zu den großen Verlierern, von denen dann niemand mehr berichtet.“
Als sein schlechtestes Investment bezeichnet Cédric van Innis die Einzelaktie Hugo Boss. „Aber nicht, weil sie nicht erfolgreich wäre, sondern weil ich mich vorher nicht richtig informiert habe und mich deshalb Kursschwankungen sehr irritiert haben und ich nicht wusste, soll ich verkaufen oder nicht. So ein Gefühl will ich nicht wieder haben“. Sein größter Erfolg ist hingegen die Sixt-Aktie. „Mit der bin ich aktuell mit 110 Prozent im Plus“, freut sich der Rostocker.
Als reicher als andere in seinem Alter will sich der 21-Jährige aber nicht bezeichnen. „Aktien sollte man mindestens zehn Jahre halten, deshalb habe ich mir noch keine Gewinne ausgezahlt und merke von den Kursentwicklungen noch nichts“, sagt der Student. „Es ist aber sehr beruhigend, zu wissen, dass ich einen Sparplan habe und im Alter ein gutes Polster haben werde.“
Von Ann-Christin Schneider