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„Ich habe bei Böhmermann Politik gelernt“

„Ich habe bei Böhmermann Politik gelernt“
Foto:  Nils Müller

Deutschrapper Dendemann spricht über seine Zeit beim „Neo Magazin Royale“, seine Angst vor Drogen und sein neues Album.


Eigentlich heißt Dendemann mit bürgerlichem Namen Daniel Ebel. Der 44-Jährige reist nun mit der „Da nicht für!“-Tour durch die Bundesrepublik. Wir haben mit ihm über den deutschen Rap, Jan Böhmermann und das „Neo Magazin Royale“ gesprochen.

„Ich Dende, also bin ich“ lautet der erste Songtitel auf Ihrem ersten Album nach fast neun Jahren. Lässt sich dieses als persönliche Sinnsuche verstehen?

Das gilt nur für die ersten drei Minuten des Albums, dann habe ich ihn voll gefunden, den Sinn.

„Unser Rückgrat ist stufenlos verstellbar“, heißt es in der Singleauskopplung „Keine Parolen“ über die Haltungslosigkeit der Wohlstandsgesellschaft. Welche Parole würden Sie sich für Deutschland wünschen?

Keine Parolen, das ist durchaus wörtlich gemeint! Ich halte es für gefährlich, die Menschen in rechts und links einzuteilen. Solche Begriffe wie „linke Zecken“ oder „eine Partei driftet nach rechts ab“ – das sind populistische Vereinfachungen, die wiederum undemokratischen Strömungen Aufwind geben.

Der Ruf des deutschen Rap hat in diesem Jahr infolge des Echo-Skandals gelitten. Wollen Sie mit Ihrem dezidiert politischen Album einen Gegenentwurf wagen?

Nein, meine politischen Songtexte haben eine andere Ursache: Zwei Jahre „Neo Magazin Royale“ haben dazu beigetragen, dass ich zwangsläufig viel mehr von den Nachrichten mitbekommen habe. Ich habe bei Jan Böhmermann politische Begriffe gelernt, die ich früher nicht kannte: Fraktion, Opposition, so was eben.

Nervt es Sie manchmal, dass Sie zuletzt vor allem in Zusammenhang mit Jan Böhmermann genannt werden?

Nö, gar nicht. Als ich dort 2015 anfing, war das eine mutige Entscheidung. Mit dem Fernsehen hatte ich keine Erfahrung, und meine Stärken liegen anderswo. Jan Böhmermann hatte ich vorher erst einmal getroffen, ich wusste also nicht, wie es wird. Die einzige Vorgabe: Während der Moderator von der Bühne zum Schreibtisch läuft, muss Musik laufen. Ich wusste nicht mal, was man da so trägt: Anzug oder Jeans? Die Sendung gab mir Neunziger-Urgestein die Möglichkeit, mich im Rap auszuprobieren. Ich bin also echt froh, diese Aufgabe angenommen zu haben. Als Musiker kriegt man ja unzählige Anfragen, die meisten sagt man ab, wie Angebote für ein Old School Jam. Das wäre sicher ein Eigentor.

In dem Song „Alle Jubilare wieder“ besingen Sie gemeinsam mit Casper den Hedonismus der Berliner Partyrepublik. Haben Sie damit persönliche Erfahrungen?

Nein, Gott sei Dank nicht. Ich muss mir nicht dauernd Anlässe schaffen, um mich wegzuschälen. Ich komme wie der letzte Spießer rüber, oder? Es ist mir schon fast peinlich als Musiker, aber ich habe keinerlei Erfahrungen mit Drogen jenseits von Gras.

Mit dem Albumtitel „Da nich für“ beschwören Sie den typischen Slang Ihrer Wahlheimat Hamburg. Was bedeutet diese Stadt für Ihre Musik?

In der Musik von Fettes Brot fanden wir uns damals wieder, wir fühlten uns verstanden. Oder auch bei Tocotronic: diese Mischung aus humorvollem Deutschsein und Schwermut. Wir wollten unsere Reimskills nach amerikanischem Vorbild zeigen, auch die Selbstironie, aber eben in der Muttersprache. Auf dem aktuellen Album gibt es aber auch einen Titel über das Sauerland, wo ich aufgewachsen bin: „Wo ich wech bin“.

Zur Person:

Dendemann heißt mit bürgerlichem Namen Daniel Ebel. Der 44-Jährige wuchs im Sauerland auf und lebt seit 1996 in Hamburg. Mit dem Projekt Arme Ritter trat er einst als Vorband von Fettes Brot auf. Mitte der Neunziger gründete er mit DJ Rabauke das Hip-Hop-Duo Eins Zwo. Ab Februar 2015 trat er als Bandleader mit den Freien Radikalen in der Sendung „Neo Magazin Royale“ auf. Ende 2016 hörte er beim „Neo Magazin Royale“ auf, um sich auf das Album zu konzentrieren – das dann aber bis jetzt auf sich warten ließ wie fast alle seine Platten. Seine letzte – „Vom Vintage verweht“ – stammt aus dem Jahr 2008.

Die Tour: 4. Februar Hannover, 23. Februar Dresden, 25. Februar Leipzig, 26. und 27. Hamburg, 28. Februar Berlin

Von Nina May/RND

Teamwork! Diesen Artikel verdanken wir einer unserer redaktionellen MADS-Partnerseiten. Den Originalartikel findest du hier >>


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