Horrorfilme: MADS-Autorin Karlotta testet Gruselstreifen zu Halloween
Gerade zu Halloween gehören Horrorfilme für viele dazu. Doch MADS-Autorin Karlotta hat sich bisher noch nicht an das Genre getraut. Lohnt es sich, mutig zu sein? Ein Selbstversuch.
Es ist mittags, ein heller Herbsttag, und ich wage mich an ein Selbstexperiment: Normalerweise entscheide ich mich eher für die kitschige Rom-Com, den Sci-Fi-Streifen, vielleicht ein bisschen Drama oder Coming-of-Age. Doch gerade im Herbst, kurz vor Halloween, schauen viele gerne Horrorfilme. Ich will herausfinden, ob das auch etwas für mich sein könnte, denn bisher habe ich das Genre komplett gemieden. Wie schlimm sind Horrorfilme wirklich? Habe ich bisher etwas verpasst, weil ich Horror aus dem Weg gegangen bin?
Horror-Klassiker: Serienmörder und sanfte Schauer
Bei meinem ersten Horrorfilm wähle ich einen wahren Klassiker: „Halloween“ aus dem Jahr 1978, den man auf Prime Video streamen kann. Die Filmmusik ist mir bekannt, doch etwas anders überrascht mich: gleich drei weibliche Hauptrollen und ein mit Bravour bestandener Bechdeltest. Zweite Überraschung: Der Film ist nicht wirklich gruselig. Klar, Michael Meyers ist eine berühmte Horrorfigur, in dem Film stalkt und ermordet er vier junge Frauen und Männer – doch die einfachen und zuweilen unrealistischen Filmeffekte der damaligen Zeit lassen deutlich zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.
Der Film ist unterhaltsame, leichte Kost, der Gruselfaktor aushaltbar. Vielmehr spüre ich gemütliche Herbst-Vibes und die Freude an einer Zeitreise in die 80er-Jahre, die den Film in Mode und Technik prägen.
In „Das Schweigen der Lämmer“ (ebenfalls bei Prime Video zu sehen) von 1991 spielt Jodie Foster die angehende Ermittlerin Clarice Starling, die sich auf der Suche nach dem Serienmörder Buffalo Bill an Hannibal Lecter wendet, der durch Anthony Hopkins dargestellt wird. Dieser sitzt wegen Kannibalismus hinter Gittern. Die Spannung, aber auch die Hoffnung, dass die ambitionierte Ermittlerin dem charismatischen und zeitgleich gefährlichen Gefangenen überlegen sein möge, fesseln mich.
Der Film ist um einiges grafischer und brutaler als der erste. Manches erinnert an einen Krimi, anderes ist eher Psychohorror und besonders gegen Ende wird es wirklich gruselig – zumindest für meine Verhältnisse. Ich greife zu meinem Handy, um mich während der schlimmsten Szenen abzulenken. Dann ist der Schauer vorbei, und ich bin ein bisschen stolz, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Und ich beginne, mich zu wundern, warum es diese Filme schaffen, vielschichtigere weibliche Charaktere abzubilden als viele typische Romanzen oder populäre Blockbuster.
(Sur)reales, Splatter und Schrecken
Der dritte Film meiner kleinen Versuchsreihe ist „Get out“, den es bei Netflix gibt. Dieses Mal schaue ich den Film abends, als es schon dunkel ist – und er löst tatsächlich ein sehr mulmiges Gefühl in mir aus. Manche Szenen sind brutal, andere einfach unangenehm, besonders weil es auch um sehr realen Rassismus geht. Daniel Kuluuya spielt den jungen Schwarzen Mann Chris, der bei der (sehr) weißen Familie seine Freundin Rose zu Besuch ist. Was mit rassistischen Anmerkungen beginnt, wird zu einem immer absurderen und verstörenden Szenario. Anders als zuvor nimmt der Film im Verlauf für mich an Gruselfaktor ab, je mehr aufgedeckt wird.
Zuletzt soll natürlich eines nicht fehlen: etwas, das nicht von dieser Erde stammt. Also wühle ich mich durch Must-Watch-Listen und stoße auf „Alien“, den Sci-Fi-Horrorfilm aus 1979, den es derzeit bei Disney+ zu sehen gibt. Sagte ich zu Beginn, dass der Mangel moderner Effekte alte Filme weniger realistisch erscheinen lässt? Ich nehme es zurück. Gerade die ganz greifbaren, realen Effekte in „Alien“ machen die Außerirdischen wirklich schaurig. Zudem enthält der Film viel mehr Splatter und Spannung. Ich bemerke, wie ich zwischendurch die Luft anhalte, um schließlich wieder aufzuatmen – und das ist ein schönes Gefühl.
Fazit: Keine Angst vor dem Nervenkitzel!
Ich habe bislang natürlich lediglich einen kleinen Ausschnitt des Horrorgenres erkundet. Bisher bin ich davon aber nicht verstört, sondern fand die Erfahrung im besten Sinne spannend. Der „Thrill“, der leichte Nervenkitzel, hat mir überraschend gut gefallen. Viel schlimmer und grafischer muss es für mich zwar nicht unbedingt werden, aber ich konnte meine Angst vor der Angst ein wenig lindern und werde in Zukunft Horrorfilme bei Filmabenden nicht mehr kategorisch ausschließen.
Zum Abschluss noch ein paar Tipps für Grusel-Unfreudige:
- Für blutige Anfängerinnen und Anfänger: den Plot des Filmes im Vorhinein durchlesen. Ja, üblicherweise möchte man eher vermeiden, sich zu spoilern. Doch im Vorhinein zu wissen, auf welche unangenehmen, gruseligen oder ekligen Momente man sich gefasst machen muss, wer stirbt und wer verletzt wird, kann dem Film seinen Grusel nehmen. Die deutschsprachige Wikipedia enthält meist ausführliche Inhaltsangaben.
- Mögliche Trigger herausfinden: Auf der Seite doesthedogdie.com teilen Userinnen und User Informationen zu möglicherweise triggernden Themen.
- Für eine weniger gruselige Atmosphäre sorgen: Am helllichten Tag oder zumindest in einem gemütlich ausgeleuchteten Zimmer verschwindet die Angst vor plötzlich auftauchenden Monstern oder Serienmördern. Außerdem ist es gut, nicht allein zu sein. Zum Beispiel, weil die beste Freundin dabei ist oder der Mitbewohner im Zimmer nebenan.
Von Karlotta Hamburg
Lies auch: