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Gnoien: Die tollkühnen Schüler in ihren flitzenden Kisten

Gnoien: Die tollkühnen Schüler in ihren flitzenden Kisten
Foto: Klaus Amberger

Eine kleine Schülergruppe aus Gnoien (Landkreis Rostock) macht beim Würth-Schulwettbewerb mit. Um unter die ersten zehn besten Handwerker-Teams Deutschlands zu kommen, sind sie jetzt, wie alle Teilnehmer, auf das Online-Voting angewiesen.

Eigentlich könnte es jetzt losgehen. Der Helm sitzt, die Sitzlehne ist eingestellt, die Reifen haben den richtigen Luftdruck, die Hände liegen am Lenkrad. Aber der zwölfjährige Sven Lau sagt: „Noch ist es nicht soweit.“ Noch müsse an den Fahrzeugen gearbeitet werden, bevor es auf die Rennstrecke gehe. „Aber es sitzt sich schon gut“, sagt der Schüler aus der 7. Klasse der Regionalen Schule in Gnoien im Osten des Landkreises Rostock.

„Seifenkistler“ nennt sich die kleine Truppe um Sven und den „Chef-Mechaniker“ Robert Port (40), Lehrer für Arbeit, Wirtschaft und Technik. Drei Mal pro Woche trifft sich das Team, acht Mädchen und Jungen, um an den Flitzern zu arbeiten. Zu den technischen Daten der Seifenkisten: 1,43 Meter lang, bis zu 85 Zentimeter breit, bis zu 50 Zentimeter hoch. Holzbauweise. Beschleunigung von 0 auf 10 km/h: kommt drauf an. Bremsen: Handbremse. Wattiefe: Pfützen meistert der Renner spielend. Motorisierung: nicht notwendig. Gefahren wird wie folgt: Von einer Rampe starten die Piloten. Dann kommt es darauf an, mit dem Schwung so weit wie möglich zu rollen. Wer am weitesten kommt, wird Sieger.

Vier Schulen aus MV unter den Top-100

Siegen könnten die „Seifenkistler“ auch als Mannschaft – beim Handwerkswettbewerb „Mach was!“ des Würth-Konzerns aus Baden-Württemberg. Die Würth-Group handelt weltweit mit Montage- und Befestigungstechnik. „Von 1200 Bewerbern aus ganz Deutschland wurden wir mit unserem Projekt für den Ausscheid der besten 250 ausgesucht und erhielten 1000 Euro fürs Projekt“, berichtet Robert Port. Nun sei man schon unter den Top-100. Aber die Mitbewerber der anderen Schulen sind ähnlich toll: Schüler in verschiedenen Bundesländern bauen beispielsweise Kletterwände, Hochbeete, ein Holzkanu, einen Backofen oder „grüne Klassenzimmer“. Aus MV sind neben Gnoien Schulen in Anklam, Laage und Wismar dabei.

Noch bis Sonntag läuft ein Online-Voting auf der Wettbewerbsseite des Würth-Unternehmens. Die besten zehn Projekte werden dann bis Ende November genauer von einer Jury unter die Lupe genommen, um die bundesweit allerbesten zu küren. Kriterien wie etwa Verarbeitungsqualität, Design, Originalität und Nutzenfaktor spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl.

Cabrios aus recyceltem Material

„Wir haben fünf verwaiste Seifenkisten organisiert“, erzählt Lehrer Port. Alle wurden im Februar dieses Jahres ausgeschlachtet. „Bis jetzt haben wir zwei wieder soweit fertig, dass sie renntauglich sind.“ Die Cabrios bestehen zu 95 Prozent aus recyceltem Material. „Wir bauen mit Holzbruch-Spenden vom Baumarkt Gnoien die Kisten wieder auf und müssen so gut wie nichts neu hinzukaufen.“

Spannender als Videospiele

Sven, der Landwirt oder Schlosser werden möchte, sagt: „Das Auseinanderbauen der alten Seifenkisten war schwierig. Viele Verbindungen waren korrodiert.“ Nun werden neue Verkleidungen montiert. „Mich beeindruckt vor allem die einfache Lenkung – die ist das Coolste, mein technisches Highlight“, sagt der Schüler. Lenkrad und Vorderachse sind über Seile und eine Spindel miteinander verbunden. „Der Wiederaufbau der alten Kisten ist spannender als Videospiele“, sagt Sven. Sein Lehrer lächelt. Sven sei ein Bastler, ein Tüftler. Er kenne sich mit Laubsäge, Schraubenschlüssel, Schwingschleifer, Pinsel und Farbe aus.

Sven steigt derweil aus der blauen Seifenkiste mit der Nummer 3 auf der „Motorhaube“ aus. „Mit einer Testfahrt hat es bisher noch nicht geklappt“, bedauert er. Corona hat den Zeitplan durcheinandergebracht. „Dafür hat das Projekt aber jetzt bereits einen schönen Nebeneffekt“, hat Lehrer Robert Port beobachtet. „Die beteiligten Schüler aus den unterschiedlichen Klassenstufen halten jetzt super zusammen und sind teamfähiger geworden.“

Klaus Amberger

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