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Geschwister: Hassliebe ein Leben lang

Geschwister: Hassliebe ein Leben lang
Foto: Pixabay

Am 10. April ist der Internationale Tag der Geschwister. Zeit, sich die schönen gemeinsamen Momente mit Bruder und Schwester in Erinnerung zu rufen – auch wenn sie uns manchmal genervt haben

Das Leben mit Geschwistern ist wie eine Achterbahnfahrt. Kaum eine Beziehung durchläuft so viele Emotionen, wie die zu unseren Brüdern und Schwestern. Mal sind Geschwisterchen die engsten Vertrauten, mal treiben sie uns in den Wahnsinn. Doch egal wie oft Geschwister sich streiten: „Mit Geschwistern erlernen wir Fähigkeiten, von denen wir noch im Erwachsenenalter profitieren“, sagt Autorin Katja Schwarz. In ihrem neuen Buch „How to survive mit Geschwistern“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,99 Euro) schreibt sie darüber, warum wir unsere Geschwister lieben – manchmal aber auch hassen.

Viele Kindheitserinnerungen

„Geschwister sind eine wandelnde Erinnerungskiste: Mit fast keinem Menschen haben wir so viel gemeinsam erlebt“, sagt Schwarz. Und die Beziehung zu Bruder und Schwester ist bei vielen die längste ihres Lebens. So sammelt man jede Menge spaßige Erinnerungen – sei es beim Spielen im Park oder beim Planschen im Schwimmbad. Aber zugegeben: Nicht jede Erinnerung ist zwangsläufig positiv. Wer mit Geschwistern aufgewachsen ist, erinnert sich auch an all die Streitigkeiten mit dem Bruder oder der Schwester zurück. Aber auch aus den negativen Erfahrungen lernt man – und ohne sie wär’s auch langweilig. Warum also nicht mal einen Tag nutzen, um mit den Geschwistern alte Fotoalben anzuschauen und gemeinsam in Erinnerung zu schwelgen?

Geschwister machen uns eifersüchtig

Ganz egal, ob sie jünger oder älter sind: Jeder war schon mal eifersüchtig auf seine Geschwister. Autorin Katja Schwarz kennt das Gefühl nur zu gut: „Meine Schwester ist drei Jahre älter als ich. Sie durfte demnach alles schon vor mir: Autofahren, bei Freunden übernachten, Ausgehen. Also genau die Dinge, die für mich schon in Reichweite waren, aber ich eben noch nicht durfte.“ Anders verhält sich das bei älteren Geschwistern: Besonders wenn das erste Kind schon einige Jahre lang die komplette Aufmerksamkeit für sich hatte, sehen sie ihre neuen Geschwister als Konkurrenten an, mit denen sie sich fortan alles teilen müssen. Auch im Erwachsenenalter ist Eifersucht ein Thema: Mehr Erfolg im Studium und bessere Bezahlung im Job können beispielsweise die Konkurrenz fördern.

Die besten Lehrer

„Raus aus meinem Zimmer“, „Heute darf ich bestimmen“, „Du stinkst“. Von den Geschwistern musste man sich in der Kindheit viel gefallen lassen, jedoch hat jeder auch selbst mal seine Brüder und Schwestern geärgert. Das mag einem negativ in Erinnerung geblieben sein, aber dabei ist das Leben mit Geschwistern die beste Schule überhaupt. „Man lernt wie man diskutiert, sich durchsetzt, Kompromisse macht und etwas einsteckt. Das sind Kompetenzen, die man sein Leben lang braucht“, sagt Schwarz. So lernt man viele Fähigkeiten, die man später bei Gehaltsverhandlungen oder bei Diskussionen mit dem Partner anwenden kann – gerade weil man darin schon von klein auf geübt ist. „Auf dem Lebenslauf könnte unter ‚besondere Fähigkeiten’ stehen, dass man unter Geschwistern aufgewachsen ist“, sagt die Autorin scherzhaft.

Gestohlene Aufmerksamkeit

„Es ist allein rechnerisch gar nicht möglich, dass wir mit Geschwistern 100 Prozent der Aufmerksamkeit unserer Eltern bekommen“, sagt Schwarz. So steht man in Konkurrenz zueinander, obwohl die Eltern stets bemüht sind, ihre Zeit gerecht aufzuteilen. Wer nur 50 Prozent der Aufmerksamkeit bekommt, ist oft eifersüchtig auf das Geschwisterchen, das die restlichen 50 hat. So werden aus Geschwistern Rivalen. „Das liegt aber auch daran, dass man sich mit ihnen so sehr identifiziert: „Man identifiziert sich entweder ganz stark mit seinen Geschwistern oder in Abgrenzung zu seinen Geschwistern“, sagt die Autorin.

Leben in einer „Zwangs-WG“

Freunde kann man sich aussuchen, Geschwister eben nicht. „Obendrein muss man mit ihnen unter einem Dach leben – das führt natürlich zu Konflikten“, betont Schwarz. Wenn man in der Kindheit die Nase voll von dem Bruder oder der Schwester hatte, hatte man nur sein Zimmer als Fluchtort. Trotzdem bekam man die Geschwister so gut wie jeden Tag zu Gesicht. In der Schule konnte man Menschen immerhin aus dem Weg gehen, die man nicht sehen wollte. Aber vor den Geschwistern gab es kein Versteck. So musste man ihre nervigen Angewohnheiten auch ertragen, wenn man so gar nicht in Stimmung war. „Viele fühlen sich in dieser ‚Zwangs-WG‘ – die man mit seinen Geschwistern in der Kinder- und Jugendzeit durchlebt – in ihrer Freiheit eingeschränkt“, sagt die Expertin.

Geschwister sind „Bonus-Menschen“

Zu dem Bruder oder der Schwester pflegt man ein ganz anderes Verhältnis, als zu seinen Eltern. Und das ist auch gut so: „Erwachsene und Kinder haben nicht immer denselben Humor, aber Geschwister sind in Sachen Witze meist auf einer Linie“, sagt Expertin Schwarz. Mal vom Ärgern und Streiten abgesehen, verstehen sich Geschwister oft ganz ohne Worte. „Mit den Geschwistern bekommt man so eine Art ‚Bonus-Mensch‘. Wenn man allein auf die Welt gekommen ist, hat man zwar seine Eltern und die Verwandtschaft. Aber um jemanden zu finden, mit dem man so viel Vertrauen aufbauen kann wie mit seinen Geschwistern, dauert das lange“, sagt die Autorin.

Außerdem hat man mit Geschwistern eine Reihe an Insidern, über die man sich nur mit ihnen so herrlich amüsieren kann. Für Schwarz kann diese dynamische Beziehung auch noch im erwachsenen Alter bestehen bleiben: „Die gemeinsamen Wurzeln bleiben – auch wenn man später nicht mehr Tür an Tür wohnt“.

Von RND/bk


Über den Autor/die Autorin:

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