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„For Cryin‘ Out Loud“: Finneas beweist seine Vielseitigkeit
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Mit „For Cryin‘ Out Loud“ hat Finneas sein zweites Studioalbum rausgebracht. Nach „Optimist“ zeigt er hier erneut, dass er mehr als nur „der Bruder von“ ist. In Songs mit herausragenden Instrumentals und kreativen Texten hört man seine Liebe zur Musik in jeder Note.
Im Album „For Cryin‘ Out Loud“ beschäftigt sich Finneas mit verschiedenen Teilen seines Lebens, darunter die Liebe, sein Erfolg und nostalgische Erinnerung an vergangene Beziehungen. Und auch seiner Schwester Billie Eilish widmet er einen Song. Die zehn Tracks sprengen die Vorstellung, man müsse innerhalb eines Albums auch in einem Genre bleiben. Der Sänger beweist das Gegenteil und spielt mit verschiedenen Sounds und Stimmungen.
„For Cryin‘ Out Loud“: Finneas entwickelt sich weiter
Das Intro des Albums heißt „Starfucker“ und ist eine klare Referenz an sein Debütalbum „Optimist“. Die Pianoballade ist ein mutiger Einstieg und gleichzeitig der perfekte Übergang vom ersten zum neuen Album. Finneas singt über eine Person, die nur des Erfolges wegen mit ihm zusammen war – ein „Starfucker“. Auf eine sehr rohe, ehrliche Weise singt er davon, naiv gewesen zu sein, ein hoffnungsloser Optimist. Doch er zeigt auch, dass er gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat. Besonders die Klavierparts berühren.
Den Track „Cleats“ brachte der Sänger bereits Mitte September inklusive Musikvideo mit seiner Freundin Claudia Sulewski raus. Auch dort lässt sich Verzweiflung aus Finneas‘ Stimme raushören, diesmal verpackt er sie aber in einem Sound, der zusammen mit dem Musikvideo aus einer Rom-Com der 2000er stammen könnte. Lockere Pop-Vibes stehen im Kontrast zur Nostalgie des Songs.
Bei „Little Window“ fühlt man sich ertappt – er singt von den „Little Windows“ zur Welt, mit denen er metaphorisch Smartphones meint, die einen komplett einnehmen. „Used to watch the sunrise | Now you’ve lost track of time“ knüpft an dieses Gefühl an, und mit „Honey what’s on your mind | everything all the time” und „You’re still alive, but you don’t look that way” spielt er auf Depressionen an. Die Macht von Handys gepaart mit Problemen mentaler Gesundheit – Finneas singt besonders jungen Menschen aus dem Herz.
„For Cryin‘ Out Loud“: Ein abwechslungsreiches Album
Mit „2001“ zeigt Finneas dann wieder einmal, wie frei er von Genres und konventionellen Songstrukturen in seinen Alben ist. Mit einer Mischung aus dunklen Sounds und funky Chords, die an den Pop der 70er erinnern, überzeugt das Lied und hebt sich von seinen Vorgängern ab. Danach lässt Finneas in „Same Old Story“ wieder tief blicken und singt mit „You think you know me, and I wish you did“ über das Ende einer Beziehung, an dem niemand Schuld trägt.
Mit dem mehr als fünf Minuten langen Song „Sweet Cherries“ gelingt Finneas der handwerklich beste Song des Albums. Er teilt ihn in zwei Stücke auf, verbindet inhaltlich zwei Geschichten – verpackt sie melodisch aber unterschiedlich. So verwirrend das am Anfang ist, so genial ist es, wenn man es wirken lässt. Die Leadsingle „For Cryin‘ Out Loud“ erschient bereits im August inklusive Musikvideo, in dem Finneas mit seiner Freundin Claudia auf ironische Weise die Message des Songs nachspielt. Finneas singt von einer toxischen Beziehung, von der er nicht loskommt, es aber auch nicht zu wollen scheint. Im Musikvideo wird der Charakter, den Finneas spielt, beim Versuch, wieder mit seiner Freundin zusammenzukommen, immer wieder umgebracht, kommt lebendig zurück und erlebt dasselbe wieder aufs Neue.
Hommage an Schwester Billie Eilish
Auch eine Hommage an Schwester Billie Eilish hat es auf das Album geschafft. Auf „Family Feud“ schreibt er über seine Beziehung zu seiner Schwester und über das Erwachsen werden – besonders in der Position, in der Billie Eilish sich als internationaler Superstar befindet. „Part of me is Part of You | Just a different shade of blue“ beschreibt die Beziehung der beiden auf eine sehr aufrichtige, liebevolle Weise.
Mit seinem Album geht Finneas auch auf Welttournee. Dabei ist es das erste Mal, dass er nicht mit seiner Schwester Konzerte spielt. Auch in einigen deutschen Städten spielt er, die Konzerte sind allerdings schon ausverkauft.
Von Milla Stremme
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