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Female rage und Verbundenheit: Das ist „cacophony“ von Paris Paloma

Female rage und Verbundenheit: Das ist „cacophony“ von Paris Paloma
Foto: Justin Ng/Avalon/Imago

Mit ihrem Song „labour“ ging die englische Künstlerin Paris Paloma viral. Jetzt hat sie ihr Debütalbum veröffentlicht, auf dem Themen wie Patriarchat und Liebe eine große Rolle spielen. Ihre Gesellschaftskritik ist in folkig-ätherische Klänge verpackt, die durch das Album tragen.


Das Debütalbum „cacophony“ der britischen Künstlerin Paris Paloma nimmt Hörende auf eine Reise durch die Gefühlswelt einer Frau im Patriarchat. Mache Lieder zeugen von großer Wut, auch bekannt unter dem Trendbegriff „female rage“, andere sind ruhig gehalten, entsprechen eher der „Cottagecore“-Ästhetik, die sich durch Naturverbundenheit auszeichnet. Palomas zarte Stimme wird in Harmonien von Gitarre oder orchestralen Arrangements und Chören begleitet. Das Album kann somit am ehesten dem Genre des alternativen Folk-Pop zugeordnet werden.

Das Albumcover reiht sich vom Stil in die vorherigen Bilder zu den Singles ein: ein abstrakt gemaltes Selbstporträt der Künstlerin in kräftigen, bunten Farben; ihr Kopf treibt auf dem Wasser, während das Maul eines Monsters über ihr lechzt.

Paris Paloma besingt Lebensrealität im Patriarchat

Mit mehr als 156 Millionen Streams auf Spotify ist „labour“ der bekannteste Titel des Albums und behandelt das Problem der unbezahlten Care-Arbeit, die täglich meist von Frauen geleistet wird. Es geht um Erwartungen an Frauen – allen voran das Austragen von Kindern: „24/7 baby machine, so he can live out his picket fence dreams.“ Die Adaption des Songs „LABOUR (the cacophony)“ ist besonders eindrucksvoll. Im Refrain singen viele weitere Frauen gemeinsam mit Paris Paloma, ihre Lebensrealität im strukturellen Sexismus wird deutlich.

Viele feministische Themen finden in Palomas Musik Platz. In „drywall“ erzählt sie von einem gewaltvollen Mann, der seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat: „He’s punching walls again, cohesive arguments evade him.“ Der Track „boys, bugs and men“ versucht, einen Ursprung in diesem destruktiven Verhalten zu finden und vergleicht erwachsene Männer mit Jungs auf dem Spielplatz, die Käfern zum eigenen Vergnügen die Beine ausreißen. Der Song „last woman on earth“ treibt diese Darstellung von Gewalt gegenüber Frauen auf die Spitze, indem Paris Paloma besingt, dass sie nach ihrem Tod eingeäschert und verstreut werden möchte. Es sei der einzige Weg, jemals sicher vor Gewalt und männlicher Einflussnahme zu sein. „For the first time since I drew breath, I’m undesirable again.“

Liebeslieder und feministische Hymnen

Doch auch Momente der Ruhe und der Liebe finden sich auf dem Album. Der fröhliche, warme „knitting song“ ist eine Liebeserklärung an ihre Großmutter, die ihr das Stricken beigebracht hat. Ebenso ruhig erklingt der „triassic love song“. Kameradschaft zwischen Frauen, die sich gemeinsam gegen patriarchale Strukturen auflehnen, wird in dem rockigeren Track „as good a reason“ besungen.

Die 15 Titel haben eine Gesamtlänge von einer knappen Stunde. Die Sängerin begleitet Hörende durch eine Geschichte über Verletzung und Kampf, Liebe und Gleichgültigkeit. Manche Lieder haben Ohrwurmpotenzial, eingängige Melodien und eine kraftvolle Instrumentation. Sicherlich finden Feministinnen und Feministen neben „labour“ weitere Hymnen. Andere Lieder sind eher minimalistisch gehalten, wodurch sie im Gesamtwerk leider untergehen.

Paris Palomas Gesang führt, mal zart, mal durch einen Chor ihrer eigenen Stimme verstärkt, durch das Album. Die meisten Lieder beginnen ruhig und nehmen erst gegen Ende wirklich Fahrt auf. Paloma ist eine begabte Schreiberin, die bildhafte Metaphern findet, oft Parallelen zur Natur und Mythologie zieht und dadurch emotionale Tiefe schafft. Fans von Aurora, Florence and the Machine und Hozier werden auch hier glücklich.

Von Karlotta Hamburg


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