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Experte über ChatGPT an der Schule: „Man muss Hausaufgaben heute anders stellen“

Experte über ChatGPT an der Schule: „Man muss Hausaufgaben heute anders stellen“
Foto: Unsplash/John Schnobrich

Seit November 2022 ist ChatGPT für die Öffentlichkeit und somit auch für Schülerinnen und Schüler zugänglich. Wie wird ChatGPT in der Schule genutzt, und wie gehen Lehrkräfte damit um? Ein Experte teilt seine Einschätzungen.


Die Befürchtungen waren groß, als das KI-Tool ChatGPT vor rund acht Monaten weltweit bekannt wurde. Auch an Schulen. Was hat sich seitdem getan? Heinz-Peter Meidinger ist ehemaliger Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Er ist der Meinung, dass aufgrund der Künstlichen Intelligenz (KI) grundlegende Veränderungen im Bildungssystem stattfinden müssen. „Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen in aller Regel schon Erfahrungen mit ChatGPT oder anderen KI-Programmen haben.“ Die Nutzungsgründe seien dabei sehr vielfältig.

Lehrkräfte verknüpfen KI mit dem Unterricht

Meidinger berichtet, dass einige Lehrkräfte die KI bereits mit in den Unterricht integrieren, indem sie Anleitungen für den Umgang mit ChatGPT geben oder die Grenzen der KI aufzeigen. In der Mittel- und Oberstufe werde immer öfter der kritisch bewusste Umgang mit der KI mit der quellenkritischen Arbeit verknüpft.

Die Minderheit der Lehrkräfte habe sich frühzeitig mit der KI beschäftigt, die Mehrheit später. „Ich nehme an, dass jede Woche der Prozentsatz der Lehrkräfte steigt, die die KI nutzen und Erfahrungen damit machen. Auch als Lehrkraft kann man die KI nutzen, zum Beispiel für die Unterrichtsvorbereitung oder bei der Konzeption von Klausuren.“

Selbst digitale KI-Lehrerfortbildungen für den Wissensaustausch untereinander fanden bereits statt. „Es gibt auch Lehrkräfte, die Youtube-Videos hochladen und darin zeigen, was man mit ChatGPT machen kann“, sagt Meidinger.

Hausaufgabenhilfe ChatGPT

Mehrfach seien Situationen aufgetreten, in denen Lehrkräfte gemerkt haben, dass Schülerinnen und Schüler ChatGPT für die Hausaufgaben genutzt haben. Besonders bei schriftlichen Hausaufgaben sei es auffällig, wenn der Sprechstil und die Formulierungen nicht zum Schüler oder zur Schülerin passen, merkt Meidinger an. Deshalb sei es wichtig, dass Lehrkräfte den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler in Form von Nachfragen nach Präsentationen oder Hausaufgaben überprüfen – und auch die Arbeitsprozesse beobachten.

Die Hausaufgaben wegen ChatGPT gleich ganz abschaffen – das sieht Meidinger kritisch: „Hausaufgaben werden weiter wichtig sein. Ich glaube, man muss Hausaufgaben heute anders stellen.“ Denn Übungszeiten, die die Unterrichtszeit sprengen, sollten von den Schülerinnen und Schülern zu Hause nachgeholt werden.

ChatGPT als Lernabkürzung

Insgesamt kann Meidinger nachvollziehen, dass Schülerinnen und Schüler ChatGPT nutzen. „Ich habe nichts gegen einen Schüler, der die KI nutzt und die Dinge dann auch verstanden hat und beurteilen kann. Ich habe aber große Ängste, dass die KI als Lernabkürzung benutzt und einfach das Ergebnis aus der KI geholt wird.“ Denn dabei befürchtet er, dass inhaltliche Hintergründe nicht verstanden werden, sodass Schwierigkeiten in Klausuren entstehen.

Dennoch fordert Meidinger, dass der Umgang mit der KI gelehrt wird: „Ich glaube, dass in allen Fächern der Umgang mit KI-Sytemen Teil des Unterrichts sein muss.“ Auch fordert er konkrete Rahmenbedingungen zur Nutzung von KI in Schulen. Darüber hinaus solle es mehr Sicherheit bei der Nutzung von KI in Prüfungen geben: „Ich bin mir sicher, dass wir da strengere Maßnahmen brauchen.“ Schließlich gehe es um Fairness, Chancengleichheit und Gerechtigkeit.

Von Anna Lisanne Berning


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Über den Autor/die Autorin:

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