Ehrenamt im Sport: Unattraktiv für junge Menschen?
Das Engagement im Ehrenamt lässt deutschlandweit nach – gerade im Sport. Was können Beweggründe für Jugendliche sein, Zeit in ein Ehrenamt zu investieren? Und weshalb entscheiden sich Jugendliche dagegen? MADS hat mit einer Expertin gesprochen.
Ist das freiwillige Engagement in der Krise? Während die Sportvereine in Deutschland seit dem Ende der Corona-Pandemie einen Mitgliederzuwachs verzeichnen, ist die Zahl der Ehrenamtlichen in Vereinen rückläufig. Das zeigt eine Studie von „Zivilgesellschaft in Zahlen“ aus dem März 2023.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssen vor allem junge Menschen vom Ehrenamt überzeugt werden. Doch wie geht das? Isabell Wortmann ist Referentin der Jugendarbeit bei der Sportjugend Niedersachsen. Geht es um ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport, weiß sie Bescheid – und spricht über die Vor- und Nachteile des Ehrenamts für Jugendliche.
Arbeit in den J-Teams: Warum lohnt sich das?
Wo kann man sich als junge Person im Sport überhaupt ehrenamtlich engagieren? Das geht natürlich immer im eigenen Sportverein vor der Haustür. Wortmann nennt außerdem den Sportjugendvorstand und die sogenannten J-Teams. In diesen J-Teams arbeiten mindestens vier junge Menschen bis 27 Jahre mit einer Ansprechperson zusammen und setzen kleinere Projekte in ihren Vereinen um. Dafür sei keine Anmeldung, aber ein Gründungsantrag notwendig.
Nach der Genehmigung bekommen die Jugendlichen ein Starterpaket zugeschickt und können an kostenlosen Workshops teilnehmen. Auch ein Gutschein für einheitliche Kleidung, etwa Hoodies oder T-Shirts, sei in den Starterpaketen enthalten.
In ganz Niedersachsen haben sich bereits 250 dieser J-Teams gegründet, erzählt Wortmann. „Für das erste Projekt bekommen die jungen Menschen 250 Euro und für jedes weitere Projekt sind Förderungen bis zu 1000 Euro möglich.“ Der Vorteil der J-Teams sei, dass die Jugendlichen nur so viele Projekte umsetzen müssen, wie sie wollen.
Am Ehrenamt wachsen
Die Vorteile des Ehrenamts sind vielfältig. Jugendliche können sich persönlich weiterentwickeln und zum Beispiel lernen, im Team zu arbeiten, sagt Wortmann. Auch das Familiengefühl und der Zusammenhalt im Heimatverein seien oft Gründe, weshalb sich Jugendliche in Sportvereinen engagieren. „Man weiß einfach: Das ist mein Heimatverein und ich weiß, wofür ich das mache“, erklärt sie.
„Natürlich ist das auch gut für den Lebenslauf“
Isabell Wortmann, Referentin bei der Sportjugend Niedersachsen
Andere junge Menschen kennenzulernen und für die eigene Arbeit wertgeschätzt zu werden, sei den Jugendlichen besonders wichtig. Außerdem können sich Jugendliche qualifizieren und beispielsweise eine Übungsleiterlizenz erwerben. „Ganz ehrlich, natürlich ist das auch gut für den Lebenslauf“, gibt Wortmann offen zu. „Aber Spaß steht natürlich ganz weit oben“, betont sie.
Zu viel Zeit, zu wenig Geld
Wenn Jugendliche das Ehrenamt aufgeben, sei oft der Umzug nach dem Schulabschluss ausschlaggebend. „Ausbildung und Studium – das ist natürlich zeitintensiver als die Schule“, sagt Wortmann. Auch sei die Aufwandsentschädigung des Ehrenamts für Jugendliche oft zu gering. „Viele können es sich nicht mehr leisten, ehrenamtlich engagiert zu sein, ohne etwas dazuzuverdienen.“ Besonders Ämter seien eher unattraktiv für die Jugend. „Junge Menschen interessieren sich weniger für Vorstandsarbeit, sondern eher für das kurzweilige, projektorientierte Engagement“, meint Wortmann.
Mit Wertschätzungsaktionen und Plattformen für junges Engagement, wie den J-Teams, versucht der Landessportbund Niedersachsen das Ehrenamt so attraktiv wie möglich für die Jugendlichen zu gestalten. „Wir wollen unsere Vereine natürlich aufrechterhalten und das geht nur durch Engagierte“, sagt Wortmann.
Von Anna Lisanne Berning
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