Dieselfahrverbote: So gefährlich sind Stickoxide für den Körper
Mit der Sperrung von elf besonders belasteten Abschnitten großer Straßen in Berlin soll erreicht werden, dass der Grenzwert für den Schadstoff Stickstoffdioxid eingehalten wird, entschied das Berliner Verwaltungsgericht. Dieselautos sind ein Hauptverursacher für schlechte Luft in Städten. Die vom Gericht verfügten Fahrverbote betreffen Diesel-Pkw und Diesel-Lkw.
Aber kann ein flächendeckendes Fahrverbot für Diesel-Autos vor Krankheiten schützen? Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sagt ja, denn vielerorts werden die Grenzwerte für Stickoxide überschritten. Wie sehr aus Dieselmotoren kommende Schadstoffe die Gesundheit beeinträchtigen, ist allerdings im Einzelfall nur schwer zu untersuchen.
Wirkung von Schadstoffen schwer zuzuordnen
„Für die gesamte Bevölkerung wissen wir aus epidemiologischen Studien, dass Feinstäube und NO2 (Stickstoffdioxid) aus Dieselabgasen die Gesundheit stark schädigen können“, sagt Anett Neumann vom Umweltbundesamt (Uba) in Berlin. „Es gibt bislang aber wenige Studien, die die gesundheitliche Wirkung den einzelnen Luftschadstoffen zuordnen können.“
Stickoxide entstehen meist als Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen. Hauptverursacher sind Kohle- und Gaskraftwerke, Müllverbrennungs- und Industrieanlagen, Heizungen, sowie Kraftfahrzeug-Motoren. Mit einem Anteil von 38 Prozent „ist der Verkehr mit Abstand der größte Verursacher“, so das Umweltbundesamt. Dabei sind Dieselautos Hauptverursacher für das giftige Gas Stickoxid.
Stickstoff-Belastung erhöht Risiko für Herzinfarkte
Vor allem Stickstoffdioxid, das bei der Verbindung mit Sauerstoff entsteht, reizt die Atemwege. Langfristig könnten erhöhte Stickstoffdioxid-Konzentrationen unter anderem zu einer Entzündung der Atemwege (Bronchitis), einer Verschlechterung vorbestehender Atemwegserkrankungen (etwa Asthma) und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Es ist belegt, dass mehr Menschen wegen solcher Krankheiten ins Krankenhaus müssen, wenn die Stickstoffdioxid-Belastung hoch ist. Forscher in Jena haben zudem Anfang des Jahres herausgefunden, dass Stickoxide das Herzinfarktrisiko erhöhen. Der Schadstoff gilt auch als krebserregend.
Noch mehr Abgase durch Umwege?
Einige Experten sehen das Hauptproblem aber trotzdem nicht in den Stickoxiden, sondern im Feinstaub. Das sind kleinste Partikel, die etwa bei Verbrennungsprozessen oder beim Abrieb von Reifen oder Bremsbelägen entstehen.
„Außer der reizenden Wirkung gibt es keinen Beleg für eine ernsthafte toxische Wirkung von Stickoxiden“, sagt Hans Drexler von der Universität Erlangen. Für ihn wäre die Einrichtung von Fahrverbotszonen zudem nichts anderes als „Laborkosmetik“. Die davon betroffenen Leute nähmen einfach Umwege, sagt er. „Dadurch werden nur noch mehr Abgase ausgestoßen.“
Feinstaubbelastung stark abgenommen
Immerhin hat die Feinstaubbelastung stark abgenommen. 2017 gehörte dem Umweltbundesamt zufolge zu den am geringsten mit Feinstaub belasteten Jahren. Dies wird mit dem Rückgang von Emissionen aus Heizkraftwerken, Müllverbrennungsanlagen und anderen Industrieanlagen erklärt. Auch die Einrichtung der Umweltzonen soll dazu beigetragen haben. Doch noch immer wird der Tagesgrenzwert für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter in vielen Städten überschritten. Schuld daran ist auch hier vor allem der Straßenverkehr.
Von so/RND/dpa