
Diese Mitbewohner kommen direkt aus der Hölle

Gammelige Thunfischdosen, passiv-aggressive Nachrichten und Joints, die die Wohnung vernebeln: So macht Zusammenleben keinen Spaß! ZiSH-Autoren berichten über ihre schlimmsten Mitbewohner.
Regeln sind für andere da
Wer auch immer diese grazile Stapelkunst fabrizierte, entfernt diese bitte umgehend“, lese ich morgens im Halbschlaf auf dem Handy. Angehängt ist ein Foto der dreckigen Geschirrtürme neben unserer Spüle. Dass die Mitbewohnerin „etwas schwierig“ sei, ließen die anderen Mädels aus meiner Vierer-WG direkt nach meinem Einzug durchblicken. Maßlos untertrieben, wie ich wenig später feststellte: Sie redet mit niemandem, zur Sau macht sie jeden – für den Plastikschnipsel im Bio-Müll, für jede offen gelassene Tür. Unsere Gespräche beschränken sich auf ein gegrummeltes „Moin“. Wehe, etwas klappert vor halb neun. Wehe, jemand lädt seine Kommilitonen auf ein Feierabendbier ein. Dann gibt es gern einmal tagelang Stunk. Dabei ist sie keinen Deut besser. Gekonnt ignoriert die Mitbewohnerin den Putzplan, pocht aber darauf, dass andere ihn einhalten. Leere Flaschen stapeln sich neben der Zimmertür. Ihre Musik höre ich trotz Ohrstöpseln. Zu oft denke ich: Nichts wie weg hier! ZiSH
Wahllose Sammelleidenschaft
Mein Mitbewohner ist ein leidenschaftlicher Sammler. Das Problem: Er hortet nicht etwa feinsäuberlich Münzen, Briefmarken oder Milchzähne, seine Sammelwut ist vollkommen wahllos. Autoreifen und -sitze oder steinzeitliche Commodore-Drucker, die er bestellt oder gefunden hat, füllen die Wohnung. Zu den sinnvollsten Gegenständen, die mir den Weg in mein Zimmer versperren, gehören ein Bügelbrett und ein Fernseher. Benutzt werden aber auch diese Dinge nie. Ich kenne meinen Mitbewohner aus dem Studium. Aber dass er anscheinend das Messi-Syndrom hat, merkte ich erst, als unsere WG immer voller wurde und er nahezu den gesamten Platz als Lagerfläche nutzte. Immer wenn ich das Thema anspreche, stehen ihm die Schweißperlen auf der Stirn. Er dreht den Spieß um, und hält mir Sachen vor, die ihn an mir stören. Das Einzige, was ich in der Zeit angesammelt habe: schlechte Erfahrungen mit Mitbewohnern. Aufgezeichnet von Kristin Schaper
Der Möchtegern-Stripper
Der neue Mitbewohner verhielt sich vorbildlich: Er erfüllte den Putzplan, verzichtete auf stinkende Käsesorten im Kühlschrank und hatte keine lauten Hobbys. Doch als eine Freundin auf ein Glas Wein vorbeikam, schien dem sonst so zurückhaltenden Mitbewohner spontan sein T-Shirt abhanden gekommen zu sein. Ihm war es offensichtlich wichtig, dass niemand seinen nackten Oberkörper übersah. Unterhielten wir uns am Küchentisch, machte er sich ein Toast und lächelte uns über die Schulter an. Nachdem wir ins Wohnzimmer geflohen waren, folgte er uns, kramte minutenlang in der Kommode herum. Wir versuchten, ihn zu ignorieren, doch es schien, als wenn mein Mitbewohner gerade einen männlichen Balztanz vollführte. Spaßeshalber forschten wir auf Tinder nach: Volltreffer. Dort schummelte der 31-Jährige sich einige Jahre jünger. Besonders erfolgreich schien er auf der Dating-Plattform jedoch nicht zu sein – sonst hätte er die Strip-Show vor unserer Nase gar nicht nötig gehabt. Aufgezeichnet von Swantje Schurig
Benebelte Verhältnisse
Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Da ich die Miete für die gesamte Wohnung nicht allein zahlen konnte, suchte ich dringend nach einem Mitbewohner – und ließ einen völlig fremden Mann bei mir einziehen, ohne ihn vorher zu treffen. Das erste Mal gesehen haben wir uns bei seinem Einzug. Ein Fehler. Zu Beginn hielt er sich noch an den Putzplan. Ich war beruhigt, man kann also auch Glück haben bei spontanen WG-Gründungen. Eines Abends benebelte dann aber ein komischer Geruch das Badezimmer, als ich unter der Dusche stand. Es dauerte einen Moment, bis der Groschen fiel: Er rauchte Marihuana in der Wohnung. Für mich ein No-Go. In den nächsten Tagen wurde es nicht besser: Rund um die Uhr zog der Grasgeruch durch die Wohnung. Nach einem Krisengespräch wurde es nur für kurze Zeit besser. Wie mein Mitbewohner so sein Sportstudium auf die Reihe bekommen hat, frage ich mich noch heute. Dopingkontrollen gab es wohl nicht. Aufgezeichnet von Marisa Dziuk
Vertrauen ist gut, Verträge sind besser
Anfangs lernten meine Mitbewohnerin und ich noch gemeinsam in der Küche. Wir frühstückten, backten Kekse und freundeten uns an. Sie war Haupt-, ich Untermieterin, doch nach einem kurzen Chaos um einen geplatzten Umzug von ihr hatten wir keinen Vertrag mehr. Kein Problem, dachte ich, wir sind ja Freunde. So naiv wäre ich heute nicht mehr. Aus heiterem Himmel kam ihr Anruf: Sie hatte einen Job als Tutorin erhalten und wolle mein Zimmer als Büro nutzen. Mir blieb ein Monat bis zum Auszug. Zu Hause fühlte ich mich in der WG nicht mehr, ich wollte so schnell weg wie möglich. Die kurze Zeit bis zu meinem Auszug lebten wir wie Phantome nebeneinander her. Ich wusste, ich würde so schnell keine neue Bleibe finden und pendeln müssen. Aber alles war besser als in ihrer Nähe zu sein. Ein halbes Jahr lang wohnte ich wieder bei meinen Eltern, pendelte jeden Morgen zwei Stunden zur Uni – und abends wieder zurück. Heute lebe ich allein. Viel Vertrauen in Mitbewohner habe ich nicht mehr. Kristin Schaper
Reizthema Thunfisch
Jeder Mensch hat etwas, das ihn anekelt. Was bei einigen Ratten oder Fußnägel sind, ist bei mir Thunfisch in Konservendosen. Sehr zu meinem Leidwesen war die maritime Köstlichkeit die Leibspeise meiner Mitbewohnerin. Vier Dosen pro Woche? Kein Problem für sie. Jedes Mal, wenn ich die Wohnung betrat, stieg ein Brechreiz in mir hoch. Permanent stand eine Thunfischdose weit geöffnet im Kühlschrank und der muffige Duft begrüßte mich an der Türschwelle. Dass ich meine Fisch-Abneigung zu Beginn der Wohngemeinschaft erwähnt hatte, schien die Mitbewohnerin nicht zu stören. Selbst gelegentlicher Besuch verzog beim Betreten unserer Wohnung angewidert das Gesicht. Dass nicht jeder ihre Vorliebe für das stinkende Zeug teilen kann, war meiner Mitbewohnerin aber vollkommen gleichgültig. Und so setzte der Thunfisch seine Invasion fort: Andere Lebensmittel im Kühlschrank übernahmen schnell Geschmack und Geruch der Fischdelikatesse. Aufgezeichnet von Marisa Dziuk
Zwischen Schimmel und Eifersucht
Bei einem nächtlichen Gang zur WG-Toilette begegnete ich einer fremden Frau. Ich vermutete, dass sie die Freundin meines Mitbewohners sei, doch er hatte uns nie vorgestellt. Sie musterte mich – und eigentlich hätte der verschlafene Schlabberlook sie beruhigen müssen, doch sie verschwand mit einem bösen Blick. Zwei Wochen später forderte der Mitbewohner meinen Auszug. Mit fast 30 müsse er allein leben. Aha. Im Nachhinein bin ich froh, nicht länger dort gewohnt zu haben. Während er selten saugte, schrubbte ich Flecken vom Boden, Schimmel aus den Fugen und Unaussprechliches aus der Toilette. Ich war die günstigste Putzfrau aller Zeiten. Trotzdem bekam ich weniger Abschlag zurück, als ich ein Jahr zuvor bezahlt hatte – in einer Exceltabelle berechnete er die prozentuale Möbelabnutzung. Als ich eine neue WG gefunden hatte, bot er mir plötzlich an, doch zu bleiben. Von der Freundin hatte er sich nämlich schon wieder getrennt. Aufgezeichnet von Johanna Stein
Umfrage: Messis sind die Schlimmsten
Ob Dauerkiffer, Zicke oder Putzplanignorant – schlimme Mitbewohner gibt es in den unterschiedlichsten Facetten. Unangefochten auf Platz eins der nervigsten WG-Kumpanen steht aber nach einer Umfrage von Uniplaces, einem Online-Portal für die Vermittlung von Studentenunterkünften, der Messi. Unordnung und fehlende Körperhygiene stört viele Studenten bei ihren Mitbewohnern sogar mehr als zu spät bezahlte Miete.
2214 Studenten nahmen jetzt an der europaweiten Facebook-Umfrage teil und gaben an, mit welchen Menschen sie niemals eine Wohngemeinschaft gründen würden. 79 Prozent nannten den Messi, 59 Prozent verzichten lieber auf den Mitbewohner mit schlechter Körperhygiene. Auf Platz drei wählte gut die Hälfte der Befragten den WG-Partner, der nie pünktlich überweist. Es folgen Essensdiebe (43 Prozent) und Mitbewohner, die klammern (39 Prozent). Also: Augen auf beim nächsten WG-Casting!