Dersekow: Kinder basteln Ufo für den Schulweg
Kinder und Jugendliche machen Vorschläge für die Mobilität im ländlichen Raum. Die Hortkinder aus Dersekow bei Greifswald haben kreative Ideen entwickelt. Und machen mit beim „Wiehin“-Projekt.
Auf dem Lande werden die Schulkinder meist mit dem Auto zur Schule gefahren. Oder die Schüler nutzen Schulbusse. Anders geht es meist kaum. Denn viel öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht in der Fläche. Und fürs Fahrrad sind die Strecken oft zu lang, die Straßen zu unsicher oder das Wetter zu mies.
Deshalb machen sich die Jüngsten Gedanken, wie es mit der Mobilität in ländlichen Gefilden besser werden könnte. Damit sie nicht immer auf das „Eltern-Taxi“ angewiesen sind, auch wenn sie zum Sportverein oder zur Musikschule oder zu Klassenkameraden in den Nachbarort gelangen wollen. In Dersekow bei Greifswald haben Kinder vom Hort „Sonnenblume“ Ideen, wie das in Zukunft besser gelingen könnte. Zu der Truppe gehören unter anderem Lea (9) sowie die achtjährigen Jungs Paul, Rafael und Max.
Solar-Lok und Ufo
„Wir haben einiges gebastelt, um zu zeigen, was wir wollen“, sagt Lea. Sie zeigt auf eine Lokomotive mit Solarantrieb, ein Solarauto, viele Haltestellen auf den Dörfern rings um Dersekow. „Falls die Sonne mal nicht scheint, haben wir ein Windrad für die Energieerzeugung.“Lesen Sie auch
Auch an Notfälle haben die Kinder des Hortes der Volkssolidarität gedacht. Rafael zeigt auf das Notfallobjekt. „Das ist ein Ufo“, sagt der Zweitklässler. Horterzieherin Angelika Dorn nimmt mit ihren Zöglingen und deren Ideen am landesweiten Kreativwettbewerb „Wiehin“ teil. „Wir wollen schließlich alle, dass unsere Erde erhalten bleibt – das sind unsere Vorstellungen von Umweltschutz“, erläutert sie das Engagement der Mädchen und Jungen.
Ziel: Sensibilisierung
Die „Wiehin“-Projektleiterin sagt, dass der Wettbewerb seit März 2020 laufe. „Im Moment des Starts kam der erste Lockdown“, erinnert sie sich. Noch bis Ende Februar dieses Jahres können Kinder und Jugendliche ihre künstlerisch gestalteten Ideen zur Mobilität auf dem Lande einreichen. Ob Videos, Modellarbeiten wie aus Dersekow, Podcasts, Skulpturen, Comics oder andere Formen.
„Preisgelder bis zu 1000 Euro warten auf die Gewinner“, so Nicole Peter. Im April soll es, so Corona es zulässt, eine Preisverleihung mit großem Mobilitätsfest geben. „Ziel des Wettbewerbs ist, kurz gesagt, eine Sensibilisierung auf das Thema Mobilität in ländlichen Räumen“, so die Projektleiterin. „Unser Wunsch ist, dass wir dabei auf unverbrauchte, auch einfache oder fantastische Ideen stoßen.“
Nicole Peter, Leiterin des landesweiten Projektes „Wiehin“ Quelle: privat
ÖPNV auf dem Land? Fehlanzeige
Prof. Udo Onnen-Weber vom Kompetenzzentrum Ländliche Mobilität (Komob) sagt, warum das Land neue Mobilitätsanschübe benötigt: „Im ländlichen Raum existiert der Öffentliche Personennahverkehr nicht mehr.“ Insbesondere Kinder und Jugendliche beträfe die Situation, gerade sie bräuchten Alternativen. „Es gibt den dringenden Bedarf nach irgendeiner Art von Alternativen, die die jungen Leute unabhängiger von den Eltern machen.“ Er schätze, dass das autonome Fahren bald vieles verbessern könne. Oft gehe es auch um die sogenannte Mikromobilität. Das heißt, um Möglichkeiten etwa, von einem Dorf zu einer Bushaltestelle zu gelangen. In Städten sind beispielsweise E-Roller dafür geeignet, auf dem Lande wohl eher selbstfahrende Taxis.
Info: www.wiehin.de
Von Klaus Amberger