Der Sizarr-Sänger macht jetzt solo Musik – als Jungstötter
Gespenstische Gitarren, unterkühlte Drums und bombastische Gänsehaut-Chöre: Warum sich der schwelgerische Piano-Pop von Jungstötter lohnt, weiß MADS-Autor Karsten.
Jungstötter ist natürlich ein Künstlername. Und er klingt genauso wie das Debütalbum des Wahlberliners, der eigentlich Fabian Altstötter heißt: mysteriös, etwas pathetisch und aus der Zeit gefallen – und dabei ziemlich aufregend.
Mit seiner alten Band Sizarr hat Altstötter, damals noch in der pfälzischen Provinz, schlauen, schwelgerischen Elektro-Pop gemacht – vielleicht etwas zu schlau, um damit großen Erfolg zu haben. Als Jungstötter macht Altstötter jetzt schlauen, schwelgerischen Piano-Pop.
Auch das klingt am Anfang alles eine Spur zu schlau, weil ein junger Mann hier mit viel Schwermut in der Stimme düsteren Romantikern wie Scott Walker und Nick Cave nacheifert – Leuten also, die schon unsere Eltern toll fanden.
Je genauer man die karg eingerichteten Songs auf „Love Is“ aber hört, durch die Jungstötter im Kerzenschein stolziert, desto faszinierender werden sie. Es gibt gespenstische Gitarren, unterkühlte Drums und bombastische Gänsehaut-Chöre. Und Songs wie „Systems“, die erst leise pluggern und dann vor Aufregung schier zu bersten scheinen – fast so wie ein Herz, wenn es sich verliebt.
Von Karsten Röhrbein