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Darauf kommt es beim Berufseinstieg an

Darauf kommt es beim Berufseinstieg an
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Traumjob oder null Ahnung?“ – die Frage flimmert über einen riesigen Bildschirm in der Aula der Geschwister-Scholl-Oberschule in Liebertwolkwitz. Gegen die zweitgenannte Alternative hält das Projekt „Medien an der Schule“ (MADS) mehrere Mittel parat.

Zwei Wochen lang haben die Achtklässler jetzt morgens im Unterricht stets erst einmal zehn Minuten lang die Leipziger Volkszeitung gelesen. Null Ahnung vom Zeitgeschehen? Damit ist es seither vorbei. Null Ahnung von der eigenen Zukunft? Seit einer Doppelstunde des MADS-Sponsors Mitgas am Mittwoch sind rund 40 Schüler der Klassen 8a und 8c auch in dieser Hinsicht schlauer.

„Keine Sorge, es ist normal, wenn ihr noch nicht wisst, was euer Traumjob ist“, beruhigt Marcel Pirl die Schüler zunächst. Normalerweise bildet er am Bildungszentrum Energiein Halle junge Frauen und Männer zu Kaufleuten aus, unter anderem für die Mitgas. In der Liebertwolkwitzer Schulegeht es ihm aber darum, den 13- und 14-Jährigen überhaupt Orientierung im Ausbildungs- und Berufsdschungel zu verschaffen.

Warum will ich diesen Beruf ergreifen?

„Kleine Kinder mögen mich einfach“, sagt Jessica Michel aus der 8c. Da die Wertschätzung auf Gegenseitigkeit beruht, möchte sie Erzieherin werden. Mitschülerin Maxi Frauendorf hat ebenfalls Spaß daran, Kinder zu betreuen. Bei ihrer früheren Hortnerin hat sie schon in den Arbeitsalltag geschnuppert – und fand das gut. Luise Mark aus der 8a hat das Ziel, Sozialpädagogik zu studieren und mit Menschen mit geistiger Behinderung zu arbeiten. Aus der eigenen Familie hat sie bereits Erfahrung darin, die sie anspornt.

Für Ausbilder Pirl ist es von großer Bedeutung, wenn Schüler wissen und begründen können, warum sie einen Berufsweg einschlagen wollen. „Ein Bewerber, der auf die Frage im Vorstellungsgespräch nur mit Schweigen reagiert, hat schlechte Karten“, sagt er. Auch Schulpraktika sollten bestenfalls mit dem Berufswunsch zu tun haben, rät er. Schon, um eine Ahnung davon zu haben, wie der Arbeitsalltag im vermeintlichen Traumjob aussieht. „Es kommt zudem nicht gut, wenn jemand Mechatroniker werden möchte, aber ausschließlich in einer Zoohandlung hospitiert hat. Nur, weil sie gleich um die Ecke lag“, fügt Pirl an.

Besser keine Bewerbung von der „Laesterschwester93“-Mailadresse

Die Frage, welche Noten man brauche, um beispielsweise Krankenpfleger zu werden, sei falsch gestellt, findet Pirl. „Das klingt wie: Mit wie wenig Aufwand kann ich trotzdem noch einen Ausbildungsplatz kriegen?“, mutmaßt er. „Gebt einfach euer Bestes – denn genau das will auch der Arbeitgeber: dass ihr euch im Job ein bisschen über die Mindestanforderung hinaus engagiert.“ Im Gegenzug sei die Frage nach der Bezahlung nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. „Schon als Entscheidungshilfe für euch, falls ihr mehrere Zusagen erhaltet.“

„Und schafft euch unbedingt eine E-Mail-Adresse nach dem Schema Vorname.Nachname@irgendwas.de an, bevor ihr euch bewerbt“, empfiehlt Pirl. Post von „Laesterschwester93“ oder „DreckigerSchluepfer01“ landeten bei ihm dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit im digitalen Mülleimer. Und das, obwohl die Aussichten gegenwärtig glänzend für Berufseinsteiger seien: „Die Unternehmen brauchen Leute. Ihr seid wichtig für uns, deswegen bin ich hier“, sagt er. Traumjob hin, Traumjob her: Mit ein bisschen mehr als „null Ahnung“ kann man in der Berufswelt weit kommen momentan.

Von Mathias Wöbking

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