Berufsberatung: Wie finde ich bloß den richtigen Beruf?
Spätestens nach deinem Schulabschluss kannst du diese eine Frage nicht mehr ignorieren: Was jetzt? Studieren, eine Ausbildung machen – oder lieber erst mal ins Ausland reisen? 8 Tipps zur Berufsberatung.
MADS-Autorinnen Greta und Emilia haben mit den Berufsberatern Hans-Ulrich Koch und Kerstin Ecker von der Bundesagentur für Arbeit gesprochen. Und 8 Tipps für euch gesammelt:
Hilfe holen
An vielen Schulen gibt es Angebote zur Berufsberatung oder auch Berufsinformationsbörsen. Natürlich kannst du dich auch außerhalb der Schule schlau machen und dich zum Beispiel während der Hochschulinformationstage der Unis informieren. Auch private Anbieter oder die staatliche Bundesagentur für Arbeit können dich bei der Studienfach- oder Berufsfindung unterstützen. Im Einzelgespräch helfen dir die Berufsberater, dich zu orientieren und stellen dir passende Studiengänge, Ausbildungsplätze und Berufe vor. Denn das mittlerweile riesige Angebot kann ziemlich unübersichtlich und erdrückend sein, oder?
Du weißt mehr, als du denkst
Solange du Interessen und Talente hast, bist du schon mal nicht komplett planlos. Das sagt auch Berufsberater Hans-Ulrich Koch: „Jugendliche wissen schon sehr viel mehr, als sie denken. Dir ist sicher klar, ob du lieber in der Erde wühlst oder am PC hockst.“ Das ist schon mal ein Anfang. Wichtig ist es laut Koch trotzdem, sich die verschiedenen Berufsfelder anzuschauen und zu sortieren.
Durch Vorarbeit zum Ziel
Beginnen kannst du auch auf der ,,negativen Ebene“: Mache dir eine Liste aller Berufsfelder, die dir einfallen – und streiche zuerst, welche für dich auf keinen Fall in Frage kommen. „Ich sehe am Funkeln der Augen, was den Jugendlichen anspricht“, sagt Kerstin Ecker.
Nun hilft es wahrscheinlich nicht, wenn du dich vor den Spiegel stellst, die verschiedenen Berufsfelder vorliest und auf ein Augenfunkeln hoffst. Hier können die Berufsberater weiterhelfen. Aber: Sie werden dir im Einzelgespräch keinen Beruf vorschlagen, sondern auf Grundlage deiner Interessen, Wünsche und Vorstellungen lediglich einen Rat geben. Ecker vergleicht diesen Prozess mit der Buchung einer Reise: „Ich kann dir als ‚Reisebürotante‘ kein Ziel vorschlagen, ohne dass du mir deine Vorlieben nennst. Hast du aber immerhin eine grobe Idee, wohin die Reise gehen sollte, sieht das Ganze schon besser aus.“ Auf planet.beruf.de findest du Berufsfelder im Überblick.
Was ist überhaupt der perfekte Beruf?
Nicht nur bloßes Interesse, sondern auch Faktoren wie Berufschancen, Arbeitszeit und Verdienst spielen bei der Berufssuche eine Rolle. Vorteile, wie beispielsweise ein hohes Gehalt, solltest du mit Nachteilen, wie dem Arbeiten in der Kälte, vergleichen und abwägen. Immerhin arbeiten wir nicht nur zu unserer geistigen Erfüllung, sondern auch, um unseren Lebensunterhalt damit zu verdienen.
Praktika sind das A und O
Um Berufe kennenzulernen, die für dich infrage kommen, bieten sich Praktika an. Die sind ,,das A und O in der Orientierungsphase“, sagt Koch. Deinen Praktikumsplatz solltest du aber nicht auswählen, weil ,,der Meister um die Ecke so gut zu erreichen ist “ und weil so ein Praktikum sicher gut auf dem Lebenslauf aussieht, sondern weil dich der Beruf interessiert. Also: Lieber vorher praktizieren, statt kopflos zu studieren!
Ab ins Ausland
Wenn du merkst, dass es dir bei der Praktikumssuche wirklich nur darum geht, die gähnende Leere in deinem Lebenslauf zu füllen, wäre es vielleicht schlauer, Zeit im Ausland zu verbringen. Von der Hilfe in Entwicklungsländern über Work and Travel in Australien bis zum Au-Pair in Amerika bieten sich unzählige Möglichkeiten zur Selbstfindung und Orientierung. Wenn du nicht ins Ausland willst und trotzdem erst einmal eine Pause brauchst, kannst du dir durch ein freiwilliges soziales Jahr einen Überblick verschaffen und Berufserfahrung sammeln.
Ausbildung oder Studium?
Jede Reise geht irgendwann zu Ende und früher oder später stellst du dir die Frage: Ausbildung oder Studium? Auch um diese Entscheidung zu treffen, bieten sich Praktika an. Wenn du schon weißt, dass du einmal Ärztin werden willst, ist klar, dass du um ein Studium nicht herumkommst. Jeder Abiturient kann sich aber auch für eine Ausbildung entscheiden und jeder Nichtabiturient kann durch Praktika oder weitere Schulabschlüsse ein Fachabitur nachholen und dann ein Studium beginnen.
Du kannst auch erst eine Ausbildung machen und danach studieren – dafür plädiert Berufsberaterin Ecker: „Hier ist der Vorteil, dass man außerhalb des Studiums ein ‚geniales Fachwissen‘ hat. Das Wichtigste ist aber, dass du Eigeninitiative ergreifst und dich informierst.“ Und: Je früher du damit anfängst, desto besser. Denn einen passenden Beruf zu finden ist ,,kein Ereignis, sondern ein Prozess, der sich über viele Monate hinziehen kann“, sagt Koch.
Fang am besten gleich an
Es lohnt sich, nicht nur in Büchern und Online-Artikeln, sondern auch auf Youtube zu stöbern – zum Beispiel in Kanälen wie plan&los oder Karriere-Navi – Berufsorientierung & Karrieretipps.
Wenn dir ein persönliches Gespräch lieber ist, kannst du einen Termin bei der Berufsberatung vereinbaren. Je mehr du in dem Gespräch von dir preisgibst, desto mehr können die Berufsberater auf dich eingehen und auch zwischen den Zeilen lesen. Und nicht vergessen: „Keine Panik vor der Entscheidung! Niemand macht heute noch etwas sein Leben lang“, sagt Hans-Ulrich Koch.
Das ist die Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit ist die einzige staatliche Institution zur Berufsberatung. Sie ist allen Berufsfeldern gegenüber neutral und berät dich kostenlos. Mehr als 95.000 Mitarbeiter helfen dir, deinen Traumberuf zu finden. Durch ihr großes Netzwerk kann die Bundesagentur viele Jobs oder freie Ausbildungsstellen vermitteln. Eine Studienberatung hilft angehenden Studierenden, einen aus rund 16.000 Studiengängen herauszufiltern. Auch Schüler, die einen Praktikumsplatz suchen, unterstützt die Bundesagentur für Arbeit. Generell steht sie allen zur Verfügung, die sich weiterbilden und/oder umschulen lassen möchten. Unentschlossene könne telefonisch oder online einen Termin vereinbaren.
Von Emilia Encke und Greta Kortenacker