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„Alles Licht, das wir nicht sehen“: Wieso die Netflix-Serie enttäuscht

„Alles Licht, das wir nicht sehen“: Wieso die Netflix-Serie enttäuscht
Foto: Netflix

Nicht jede Buchadaption gelingt: So konnte auch Netflix‘ Version von „Alles Licht, das wir nicht sehen“ von Anthony Doerr MADS-Autorin Alicia nicht überzeugen. Es mangelt an gutem Dialog und echter Substanz.


Frankreich 1944: In dem kleinen Küstenort Saint-Malo gibt es nicht mehr viel, keine Lebensmittel und eine Stadt, die in Trümmern liegt. Dennoch sitzt die blinde Marie-Laure weiterhin vor einem Aufnahmegerät und liest vor aus Jule Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“. Werner, ein deutscher Soldat, der illegale Radiostationen aufdeckt, hört ihr voller Faszination zu. Das ist die Ausgangslage von Anthony Doerrs 2014 erschienem Buch „Alles Licht, das wir nicht sehen“. In den vergangenen Jahren erlangte es über die App Tiktok große Bekanntheit auch bei der jüngeren Leserschaft. Nun erschien auf Netflix die Adaption als Miniserie.

Kompetente Crew, gescheitertes Ergebnis

Netflix beauftragte Steven Knight mit dem Drehbuch, der schrieb zuletzt das Biopic „Spencer“ zu Princess Diana. Shawn Levy war verantwortlich für die Regie, er soll demnächst einen „Star Wars“-Film drehen. Im Cast finden sich große Namen wie Mark Ruffalo, Lars Eidinger, Hugh Laurie und Louis Hofmann. Ein ganze Menge kompetenter Menschen also, der Erfolg sollte gesichert sein. Dadurch ist das Ergebnis umso enttäuschender.

Das Buch war anscheinend nicht verständlich genug für das Netflix-Publikum. Der Dialog in der Serie besteht aus Kalendersprüchen, die inflationär umhergeworfen werden. Auch dem letzten Zuschauer soll der Plot verständlich gemacht werden. Onkel Etienne (Hugh Laurie) erklärt der blinden Marie-Laure (Aria Mia Loberti) gleich zweimal, dass sie versteckte Nachrichten an die Alliierten senden. Die wichtigste Tugend des Filmedrehens „Show don’t tell“ wurde hier nicht nur missachtet, sondern auf ihr wurde rumgetrampelt, bis sie spurlos verschwunden war.

„Alles Licht, das wir nicht sehen“: Völlige Enttäuschung

Nichts wird erzählt oder gezeigt, die Charaktere entwickeln sich nicht weiter und taumeln von einem dramatischen Moment zum nächsten. Lars Eidinger versucht, seine Rolle als Reinhold Rumpel als neuen Hans Landa (Christoph Waltz‘ oscarprämierte Darstellung in „Inglourious Basterds“) zu präsentieren – und scheitert dabei kläglich. Daniel und Etienne Leblanc sind angeblich Franzosen, erkennbar daran, dass sie zwischen ihrem britischen Englisch gelegentlich ein monotones „Vive la France“ einwerfen. Fraglich ist, wieso niemand vom Cast französisch ist.

Ein weiteres Problem: Es passiert zu viel in zu kurzer Zeit. Anstatt ergriffen zu sein, erwischt man sich beim Lachen, alles wirkt albern, übertrieben und stumpf. Letztlich ist dieses Desaster nur dadurch erklärbar, dass alle Beteiligten viel zu beschäftigt waren mit ihren anderen Projekten – oder man sich maßlos überschätzt hat.

Von Alicia Homann


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Über den Autor/die Autorin:

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