Spannend wie True Crime: Das ist „Ehrenwort – ein Podcast über Skandale“
Beim „Ehrenwort“-Podcast dreht sich alles um Skandale: ob in der Politik, im Showbusiness oder vor Gericht. Die beiden Podcaster Fabienne und Jakob erzählen, was ihre Show ausmacht – und welchen Anspruch sie an sich selbst stellen.
Warum haben Kanye West und Taylor Swift noch mal Beef? Weshalb wird eigentlich der „Echo“ nicht mehr verliehen? Fabienne und Jakob von „Ehrenwort – ein Podcast über Skandale“ wissen es – und teilen dieses Wissen alle zwei Wochen mit ihrer Hörerschaft.
„Ein bisschen wie True Crime, nur ohne Crime“ ist das Motto des Podcasts. Das titelgebende Ehrenwort stammt von dem unter mysteriösen Umständen verstorbenen CDU-Politiker Uwe Barschel, der damit seine Unschuld an einer Schmutzkampagne um seinen damaligen politischen Gegner beteuerte. Eine Lüge, wie sich später herausstellte, die zu einem der größten politischen Skandale im Nachkriegs-Deutschland wurde.
Statt um Kapitalverbrechen wie Mord und Totschlag geht es bei „Ehrenwort“ um skandalöse Geschichten aus Popkultur, Politik und Leistungssport, „aber auch mal aus einem Königshaus oder aus der Entertainment-Welt“, sagt Fabienne. „Das Prinzip ist ein bisschen wie True Crime, dass immer einer von uns eine Geschichte vorbereitet und dem anderen erzählt, der nicht weiß, was kommt. Es ist aber deutlich weniger blutig und gruselig – also, meistens.“
Der „Ehrenwort“-Podcast mischt Unterhaltung mit Allgemeinwissen
Fabienne hat erst als Journalistin gearbeitet, nun ist sie wie Jakob in der Werbebranche tätig, sie leben gemeinsam in Berlin. Auf die Idee, einen Podcast zu machen, sind sie im ersten Corona-Lockdown gekommen. „Wir haben nach einer Nische gesucht“, sagt Jakob. Es sollte kein True-Crime- und ebenso wenig ein Klatsch-Podcast werden. Sondern: „Eine gute Mischung aus Unterhaltung und journalistischem Anspruch.“
Sie sprächen gezielt über Skandale, die vor allem mächtige oder prominente Menschen betreffen, sagen Fabienne und Jakob. Ihr Podcast solle eher nach oben piksen als nach unten treten. Nicht jeder Skandal sei moralisch eindeutig zu bewerten, nicht jeder Aspekt einer Geschichte schwarz oder weiß. Es sei ihnen wichtig, zu jedem Skandal auch den Kontext zu liefern. Ihren Hörerinnen und Hörern die Welt zu erklären, sei aber nicht der Anspruch des Podcasts. „Die Schlüsse lassen wir alle für sich selbst ziehen.“
Deshalb lohnt sich der Podcast – eine Review
In „Ehrenwort“ besprechen Fabienne und Jakob Justizirrtümer, politische Skandale und Trennungen weltbekannter Promi-Paare gleichermaßen spannend und detailliert. Das gelingt ihnen ohne Häme und reißerische Dramatik. Egal, ob man von einem Skandal schon mal gehört hat oder nicht, die beiden Podcaster nehmen die Hörenden behutsam mit auf die Reise.
Das Geheimnis von Ehrenwort steckt in der Dynamik zwischen Fabienne und Jakob, die sich fast nie ins Wort fallen oder abschweifen – und in ihrer guten Vorbereitung. Nicht selten lesen sie ganze Bücher, um sich auf eine Podcast-Folge vorzubereiten, sie zitieren eine Vielzahl von Quellen und ordnen die mediale Berichterstattung um den jeweiligen Fall kritisch ein. Trotz ihres Detailwissens hört sich „Ehrenwort“ nicht wie die Verlesung einer Gerichtsakte an, sondern wie ein lockeres Gespräch zwischen zwei Menschen, die Ahnung von Dramaturgie haben. Diese Art der Unterhaltung braucht keine Todesfälle, um fesselnd zu sein.
Von Franziska Wessel
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