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Serie „Füxe“: „Bei mir zieht sich immer etwas zusammen, wenn ich solchen Verbindungen begegne“

Serie „Füxe“: „Bei mir zieht sich immer etwas zusammen, wenn ich solchen Verbindungen begegne“
Foto: ZDF/U5 Filmproduktion GmbH & Co. KG

Die Serie „Füxe“ ist in der ZDF-Mediathek verfügbar und thematisiert Studentenverbindungen. Roxana Samadi und Valon Krasniqi, die die Hauptrollen der vierteiligen Serie spielen, sprechen im MADS-Interview über ihre Schauspielkarrieren – und was ihnen das Projekt bedeutet hat.


Valon und Roxana, ihr spielt die Hauptrollen in Füxe. Kanntet ihr euch vorher schon?

Roxana: Nein, aber wir haben dann rausgefunden, dass wir aus derselben Region kommen und uns über Ecken wahrscheinlich sogar schon mal mit 16 auf irgendeiner Party begegnet sind.

Valon, für dich war es ja die erste große Rolle, kannst du die Erfahrung in Worte fassen?

Valon: Bei den bisherigen Drehs war es immer so, dass ich ans Set gekommen bin, die größte Zeit im Trailer verbracht habe und am Ende des Tages wieder weg war. Da musste ich mir keine Gedanken machen um das große Ganze. „Füxe“ ist ein Projekt, bei dem ich die ganze Zeit zu sehen bin. Die Verantwortung ist viel größer. Dementsprechend war das auch ein deutlich höherer Druck, aber auch ein größerer Spaß.

Zur Person: Valon Krasniqi ist in „Füxe“ als Adem Kameri in seiner ersten großen Rolle zu sehen. Der 23-Jährige studiert an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und engagiert sich derzeit für eine Partnerschaft mit der kosovarischen Kunstfakultät in der Hauptstadt Pristina.

Roxana, du hast ja schon einiges gemacht. Warst du so eine große Produktion schon gewöhnt?

Roxana: Ich würde gar nicht sagen gewöhnt. Das ist so krass und besonders am Film: Jedes Projekt kreiert seine eigene Welt und ist eine eigene Reise, auf die man sich einfach begibt. Ich glaube, deshalb liebe ich den Job auch so sehr. Du arbeitest jedes Mal mit unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen, du erarbeitest jedes Mal eine neue Rolle. Es wird nie langweilig, es wird nie zur Gewohnheit.

Zur Person: Roxana Samadi übernimmt in „Füxe“ die Rolle von Mina und hat bereits an weiteren großen Projekten mitgearbeitet – unter anderem gab sie Kater Findus ihre Stimme in drei „Pettersson und Findus“-Filmen und spielte eine der Hauptrollen in der Serie „Para – wir sind King“ . Die 22-Jährige produziert derzeit ihren ersten eigenen Film, der den Kampf für Frauenrechte im Iran thematisiert.

Gibt es denn in eurem Beruf eigentlich einen Arbeitsalltag?

Valon: Einen gewissen Alltag gibt es schon. Der unterscheidet sich bei Roxana und mir gerade sehr. Ich bin noch auf der Schauspielschule, weil ich das Handwerk gerne von der Pike auf lernen möchte. Dementsprechend ist mein Alltag strikt geregelt. Ich habe von morgens bis abends Uni. Wenn es hinkommt, gehe ich noch zum Sport. Am Wochenende verbringe ich die Zeit bei mir in der Bude, weil ich dann so geschafft bin.

Roxana: Wenn man nur spielt und nicht auf der Schule ist und auch kein eigenes Projekt oder so was macht, ist der Alltag sehr unregelmäßig. Das liegt aber immer in der eigenen Verantwortung. Aber bei mir ist es gerade auch so, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einen 9-to-5-Job habe. Das hätte ich niemals gedacht. Aber ich mache gerade seit einem Jahr meinen eigenen Film und sitze jeden Tag von morgens bis abends im Schnitt. Und das ist eine sehr spannende Erfahrung. Es macht großen Spaß. Ich muss regelmäßig über mich selbst lachen, weil ich niemals gedacht hätte, so einen Tagesablauf zu haben.

Foto: ZDF/Tatiana Vdovenko

Wolltet ihr denn schon immer in Richtung Schauspiel gehen?

Roxana: Ich wollte das schon immer machen. Meine Eltern und ich entdecken gerade immer mehr Videos aus meiner Kindheit, in denen ich schon die ganze Zeit am Schauspielen bin schon im Kindergarten. Später habe ich, als Tochter eines atheistischen Ex-Muslimen und einer ausgetretenen Protestantin, in der katholischen Kirche an Heiligabend die Maria gespielt, das ist sehr lustig, wenn ich daran zurück denke. Ich wollte schon immer vor der Kamera spielen und habe dann im Radio angefangen und bin langsam meinen Weg gegangen. Jetzt entpuppt sich das immer weiter, dass ich mich gerne in der Filmwelt bewege. Für mich ist nicht wichtig, wie ich die Geschichten erzähle, sondern was ich erzähle. Und wenn ich nur eine Lampe halte oder aber auch eine Klappe schlage, dann mache ich das gerne, wenn die Geschichte stimmt.

Valon: Mir war auch schon immer klar, dass ich irgendwas Darstellerisches machen wollte. Als Kind war mein Traum, Power Ranger zu werden. Als ich dann irgendwann festgestellt habe, dass das nicht möglich ist, habe ich mich an ein paar realistische Ziele gehalten. Dann wollte ich Profi-Wrestler werden (lacht). Und als ich irgendwann am Schultheater gespielt habe, hat mir das sehr gut gefallen. Schauspieler werden war dann der beste Ansatz, das hat sich über die Jahre verfestigt. Über sehr viel Glück habe ich Leute kennengelernt, die mir geholfen haben. Leute, die ihre ersten Projekte mit mir drehen wollten oder mich da unterstützt haben. Und irgendwie hat man dann immer die eine oder andere Person kennengelernt, die dann wusste, wie es weitergeht.

Darum geht es in „Füxe“

Die vierteilige Serie „Füxe“ thematisiert Studentenverbindungen und Corps – und inwiefern diese problematisch sind. Im Fokus steht Adem Kameri, der seine kosovarische Herkunft verschleiert, um eine bessere Chance zu haben, in das Corps „Füxe“ aufgenommen zu werden. In der Verbindung sieht er zunächst nur die Gelegenheit für ein günstiges WG-Zimmer, doch die Chance von gesellschaftlichem Aufstieg und Karriere wird mit der Zeit immer verlockender. Dazu lernt der BWL-Student Mina kennen, deren Prinzipien überhaupt nicht mit denen der Corps-Mitgliedern übereinstimmen. Gelingt Adem der Balanceakt?

„Füxe“ setzt sich mit dem Thema Studentenverbindungen und Corps auseinander. Hattet ihr vorher schon Kontakt oder Bezugspunkte dazu?

Valon: Tatsächlich habe ich ungefähr ein Jahr vor dem Dreh einen Arbeitskollegen gehabt, der selbst in einem Corps ist. Ich fand das abstrus, weil er mir auch Bilder von seinen Mensuren gezeigt hat, bei denen Blut über sein ganzes Gesicht gelaufen ist. Dann hat er mich in deren Villa eingeladen und mir das gezeigt. Es war genau wie in „Füxe“ dargestellt.

Roxana: Ich hatte gar keinen Bezugspunkt, für mich war das eine fremde Parallelwelt. Bei mir zieht sich immer etwas zusammen, wenn ich Leuten aus solchen Verbindungen begegne. Genauso war es auch mit den Jungs am Set, wenn ich sie in ihren Kostümen gesehen habe. Ich muss sagen, ich habe mich nie wohl gefühlt, weder im echten Leben, wenn ich Verbindungsmitgliedern begegnet bin, noch im ersten Moment am Set. Es ist so fremd und so unberechenbar. Und das ist ja genau das, womit sich die Serie beschäftigt.

Valon: Da würde ich mich anschließen. Als ich damals dieses Haus besucht habe, war es schon sehr gastfreundlich. Aber als ich draußen war, war das ein riesiger Druck, der von mir abgefallen ist. Es ist einfach eine Spannung, die da in der Luft liegt. Als ich rauskam, fiel es mir wieder leichter zu atmen.

Foto: ZDF/Tatiana Vdovenko

Hat sich denn eure Haltung durch die Serie verändert?

Valon: Na ja, also ich habe mir vorher schon gedacht, dass die nicht alle gleich ticken werden. Aber das Gefühl, dass hinter verschlossenen Türen doch Sachen abgehen, von denen man nicht Teil sein will, das hat mich nie so ganz verlassen. Wie verhalten die sich, wenn die unter sich sind? Da habe ich immer noch eine Abneigung gegen.

Roxana: Ich glaube, dass Mina am Anfang ihr Bild hatte und sehr verurteilend war. Das ist nicht unbedingt meine Meinung, sondern ich glaube, dass man nicht alle über einen Kamm scheren kann. Was die Serie zeigt, ist, dass die Leute auch nur Menschen sind, die das berechtigte Bedürfnis nach Zugehörigkeit haben. Das spürt man bei den Jungs im Corps, die einen Anker suchen, weil sie nicht mit sich selbst im Reinen sind. Das ist die Gefahr: Wenn man mit sich selbst nicht klar ist, wird man sehr formbar. Und wenn man in solche Strukturen eintritt, kann man sich auch krass in eine andere Richtung entwickeln. Der Grundgedanke ist nicht unbedingt falsch, nur das dann mit rechten Gedanken und sozialem Druck zu füttern, ist natürlich völliger Schwachsinn.

Glaubt ihr, dass es überhaupt möglich ist, sich in solche Strukturen zu begeben, ohne wirklich davon beeinflusst zu werden?

Roxana: Ich glaube es färbt immer ab. Es kommt darauf an, in welchem Alter und wie gefestigt man ist. Aber auch die positiven Seiten dieser Strukturen können einen so einnehmen, dass das Negative zwangsläufig abfärbt. Das ist so eine Bubble für sich, in der das Negative gar nicht wahrgenommen wird.

Valon: Ich glaube auch, das hängt mit der eigenen Beeinflussbarkeit zusammen. Ich bin fest der Überzeugung, dass du immer den Durchschnitt der Menschen abbildest, mit denen du dich abgibst. Selbst wenn du anfangs noch ganz andere Überzeugungen hattest, kann es sein, dass man auch die negativen Seiten von diesen Menschen übernimmt.

Woher kamen denn die ganzen Informationen über die Rituale und Traditionen der Verbindungen?

Valon: Am Set waren mehrere Mitglieder aus verschiedenen Corps. Das war sehr cool, weil du dann kein einseitiges Meinungsbild hattest, sondern verschiedene Einblicke. Die haben uns zum Beispiel bei den Fechtszenen unfassbar unterstützt. Die anderen Jungs, die die Corpsbrüder gespielt haben, waren ein bisschen mehr mit den Leuten zusammen. Das lag daran, dass die Regisseure wollten, dass ich noch nicht zu viel darüber weiß, damit Adems Überraschung über diese Welt auch einfach der Realität entspricht.

Habt ihr eine Lieblingsszene, die ihr gedreht habt?

Roxana: Valon darf nur Lieblingsszenen haben, die er mit mir gedreht hat (lacht).

Valon: Die schönste Szene fand ich unser erstes Date, wo wir einen langen Weg entlanglaufen. Wir kannten uns zu dem Zeitpunkt noch nicht allzu gut, also Roxana und ich. Alle Erinnerungen daran sind sehr schön. Und dass das alles in so einem One-Take gedreht wurde, fand ich auch rein cineastisch eine sehr geile Lösung.

Foto: ZDF/Andrea Enderlein

Roxana: Ich mochte die Szene, bei der wir spazieren gehen, auch. Dadurch dass es eine Plansequenz war, ging es auch einfach voll viel um Rhythmus und Tempo. Wenn wir den Steadycam-Operator fragen würden, war das sein Hasstag. Der Arme musste die ganze Zeit rückwärtslaufen. Und welche ich auch richtig gerne mag, ist die im Auto. Weil die so leise ist, so klein und subtil ist. Und die Party in der Corpsvilla, das war auch funny.

Als Gegenstück dazu, hattet ihr eine Szene, die beim Drehen nicht so Spaß gemacht hat?

Valon: Wenn wir für eine Szene, in der ich Sachen auf Ex trinken musste, viele Takes gebraucht haben, war das schon echt anstrengend.

Wie wird das am Set gehandhabt? Da betrinkt sich ja niemand wirklich, oder?

Roxana: Nein, das darf man natürlich nicht. Das ist meistens Apfelschorle, Malzbier oder alkoholfreies Bier. Beim Rauchen kann man sich das aussuchen, ob man richtige Zigaretten oder Kräuterzigaretten möchte. Und alles, was in einem Joint ist, ist auch so Kräutertabak.


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