Autorin Lilly Lucas: „Ich kann mich gar nicht an die Zeit erinnern, in der ich nicht geschrieben habe“
Auf der letzten Open-Air-Lesung des neuen Romanes „This could be love“ in Erfurt erwartete das Publikum bei sommerlichen Temperaturen ordentlich Verpflegung, ein Buchverkaufsstand, Goodies und ein Gästebuch. Im anschließenden Interview erklärt die Autorin Lilly Lucas, wie man eine gute Story schreibt, was es dazu für Werkzeug benötigt und welche Charaktere ihr besonders ans Herz gewachsen sind.
Lilly Lucas – die mit bürgerlichem Namen Julia Hanel heißt – ist gebürtige Ansbacherin. Sie studierte in Bamberg Germanistik und Literatur und lebt heute zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Würzburg. Sie liebt das Reisen, schreibt Romane, steckt ihre Nase gerne in Bücher und schaut in ihrer Freizeit viele Filme und Serien auf der heimischen Couch. Auf Instagram hat die Autorin rund 50.000 Follower (@lillylucas.autorin). Zu ihren bekanntesten Werken zählen die „Green Valley“-Reihe und die „Cherry Hill“-Reihe.
Lilly, wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das ist immer eine schwierige Frage, weil ich mich gar nicht an eine Zeit erinnern kann, in der ich nicht geschrieben habe. Seit ich schreiben kann, liebe ich das Schreiben, das ist meine liebste Ausdrucksform. Ich habe schon immer geschrieben, auch als Kind. Mit Geschichten habe ich sehr früh begonnen, Tagebuch geschrieben, dann als Reporterin bei der Zeitung gearbeitet. Germanistik und Literatur studiert. Ich habe ein Volontariat bei einer Zeitung gemacht, dann als Redakteurin gearbeitet. Schreiben war immer Teil meines Lebens und parallel habe ich dann angefangen, die ersten Bücher zu schreiben. Das mache ich jetzt seit fast zehn Jahren.
Der Release des Romanes „This could be love“ war am 1. Juli, danach hast du viele Lesungen gegeben. Wie war die erste Zeit nach dem Release für dich und was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist ein schöner Moment jetzt diese Frage zu stellen, weil heute die letzte Lesung ist und fünf Wochen vergangen sind. Es waren unglaublich spannende Wochen, unglaublich emotionale Wochen, natürlich auch sehr anstrengende, weil ich in ganz Deutschland für die Lesungen unterwegs war. Um den Release herum passiert auch viel. Es gibt die Bestsellerlisten, die man im Blick behält, man signiert Bücher, bekommt die ersten Stimmen zum Buch, bekommt Feedback. Es ist immer eine wahnsinnig aufregende Zeit. Jetzt wird es langsam ein bisschen weniger und ich glaube, wenn die Lesungen vorbei sind, dann kehrt Ruhe ein, was auch ganz schön ist. Ich habe es sehr genossen.
Deine Buchreihen beziehen sich meist auf einen bestimmten Ort, aber deine Protagonisten wechseln. Ist es so leichter Geschichten miteinander zu verknüpfen, weil man sich dann nie ganz von den Charakteren verabschieden muss?
Sowohl als auch. Einerseits ist es leichter, weil man schon in dieser Welt angekommen ist, man muss aber auch immer wieder reinfinden. Ich finde den ersten Teil einer neuen Reihe immer am schwierigsten, weil sich da eine neue Welt eröffnet und eine Grundlage für diese Welt geschaffen werden muss. In den Folgebänden müssen die Leute immer wieder ihre eigenen Geschichten bekommen. Das ist gar nicht so einfach, alles im Blick zu behalten, weil man die Geschichten der anderen nie ganz aus den Augen verliert. Bei „Green Valley“ zum Beispiel spielen die Charaktere Lena und Ryan bis Band sieben mit, aber eben als Nebenfiguren. Auch wenn die Charaktere Nebenfiguren sind, muss immer überlegt werden, wie würden sie sich in einer bestimmten Situation verhalten. Das ist schon schön, aber auch schwer zugleich.
Was begeistert dich an New Adult Romanen und Romance?
Ich finde es schön, dass das Genre New Adult eine Lücke schließt, weil es das lange nicht gab. Es gab in meiner Teenagerzeit das Jugendbuch und dann kam ewig nichts mehr. Dann folgte das Genre Romance, aber da waren die Figuren so um die 30. Als ich 15, 16, 17 Jahre alt war, habe ich die Liebesromane meiner Mutter gelesen. Es gab nichts für mich und New Adult schließt diese Lücke, weil endlich mal die Gedanken, Themen und Probleme von Menschen in einem ganz spannenden Alter thematisiert werden, wo so unglaublich viel passiert. Da sind große Fragen, die einen umtreiben. Das erste Mal einen Freund haben, die ersten sexuellen Erfahrungen machen, vielleicht das erste Mal ausziehen, der erste Job, die ersten Praktika, die ersten Auslandserfahrungen. Das gab es lange Zeit nicht in der Literatur und ich finde es schön, da für Repräsentation zu sorgen, aber eben für Diversität, was relativ neu im New-Adult-Genre ist. Beispielsweise, dass man darauf achtet, dass es andere Identitäten gibt, andere sexuelle Interessen, auch feministische Themen werden behandelt. Das Genre New Adult hat einfach unglaublich viel vorangebracht und ich finde es toll, dass ich Teil davon sein darf.
Kannst du dir auch vorstellen, mal ein gänzlich neues Genre auszuprobieren?
Ich habe da kein Interesse daran, weil ich Liebesromane liebe, und es liebe über Emotionen und Gefühle zu schreiben. In diesem Genre fühle ich mich sehr zu Hause, vorwiegend in der Romance. Ich habe keine Ambitionen, da etwas anderes auszuprobieren.
Könntest du dir Fantasy-Romance vorstellen?
Nein, ich habe da riesengroßen Respekt vor, gerade vor diesem Worldbuilding, weil ich da im Fantasy-Bereich keine Erfahrungen mit habe. Ich bewundere es sehr, wenn Kolleg*innen das machen, aber ich selbst bleibe bei der klassischen Romanze.
Als du deinen ersten Roman geschrieben hast, hattest du da schon direkt eine fertige Story im Kopf oder erst mal nur eine Idee?
Es ist ein wenig unromantischer vom Ablauf. Es ist so, dass man dem Verlag eine Idee pitcht oder ein Exposé tippt, wo aufgeführt wird, wo man mit der Geschichte hinwill und über die Figuren und den Inhalt schreibt. Man kann also nicht einfach so drauflosschreiben.
Was braucht es, um einen guten Roman zu schreiben?
Es gibt zwei Ebenen. Einmal die etwas sachlichere Ebene, wo ich sagen würde, wenn ihr ein Buch schreiben wollt, macht euch Gedanken, worüber ihr schreiben wollt, und denkt die Geschichte einmal durch. Ein Buchanfang zu schreiben ist leicht, ein Buch fertig zu stellen nicht. Viele stürzen sich begeistert in das Projekt Buch und merken dann nach einem Drittel oder Viertel, dass sie sich verzetteln. Also am besten ist es vorher ein Exposé zu schreiben und die Geschichte zu durchdenken. Es ist auch wichtig sich anzusehen, was gerade so in der Verlagswelt gefragt ist, ob es für die Geschichte einen Markt gibt. Ansonsten würde ich auf der emotionaleren Ebene raten, immer an sich zu glauben, einen langen Atem zu haben, es einfach zu versuchen und den Mut zu haben, an der Sache dranzubleiben.
Welche deiner Charaktere sind dir besonders ans Herz gewachsen, wenn du an deine 16 Romane denkst?
Im Moment Louisa und Vince aus „This could be love“, weil ich mit den beiden auf Lesetour bin und es mein neues Buch ist. Sie sind sehr frisch in meinem Gedächtnis, deswegen hänge ich besonders an ihnen. Wenn ich sie jetzt außen vorlasse, liebe ich Poppy und Trace aus „A place to Shine“, dem vierten Band der „Cherry Hill“-Reihe sehr.
Du hast kürzlich deinen neuen Roman „This could be home“ mit Laurie und Tristan eingereicht, was erwartet Lesende?
Laurie kennt man schon aus dem ersten Band. In Band Zwei geht es um ihre Geschichte. Laurie will Rettungsschwimmerin werden und lernt Chips Bruder kennen, der sie trainieren und fit machen soll. Dabei kommen die beiden sich näher und müssen ihre anfänglich negativen Meinungen voneinander noch einmal überdenken.
Von Kira Dressler
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