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„Dann haben wir beschlossen, dass wir für immer befreundet sind“: Die Long-Distance-Freundschaft

„Dann haben wir beschlossen, dass wir für immer befreundet sind“: Die Long-Distance-Freundschaft
Foto: Annie Spratt/Unsplash

Es gibt Feiertage für die unterschiedlichsten Beziehungsformen: Valentinstag, Mutter- und Vatertag. Seit 2011 wird auch der internationale Tag der Freundschaft jährlich am 30. Juli gefeiert. MADS-Autorin Pia hat bei zwei Freundinnen nachgehakt, wie sie ihre Freundschaft trotz großer Distanz aufrechterhalten.


Freundschaft hat in verschiedenen Ländern und Kulturen einen unterschiedlichen Stellenwert. In den USA und in Deutschland wird der Freundschaft zum Beispiel eine hohe bis sehr hohe Relevanz zugesprochen. Das zeigt eine Studie von Frontiers Psychology aus dem Jahr 2021. Aber was ist so wichtig an einer Freundschaft?

Laut Frontiers Psychology spielen Freundinnen und Freunde eine signifikante Rolle im körperlichen sowie mentalen Wohlergehen eines Menschen – im Guten wie im Schlechten. Freunde geben uns ein starkes Empfinden von Gemeinschaft und mildern das Gefühl von Einsamkeit. Außerdem stärken sie unser Selbstwertgefühl und unsere Lebenszufriedenheit. Gute und wahre Freundinnen und Freunde können also glücklich machen und erhöhen sogar die Lebenserwartung.

Ähnlich sehen das auch die Vereinten Nationen (UN), die den 30. Juli zum internationalen Tag der Freundschaft ernannt haben. Das Ziel dieses Tages sei es, den weltweiten Zusammenhalt zu stärken und den Frieden zu fördern. „Freundschaft trägt zu grundlegenden Veränderungen bei, die für dauerhafte Stabilität, ein schützendes Sicherheitsnetz und eine bessere, vereinte Welt notwendig sind”, schreiben die UN auf ihrer Webseite.

Marla und Chloe sind Schwestern im Herzen

Marla (20) und Chloe (19) sind nicht nur Freundinnen, sie erhalten ihre Freundschaft auch über Kontinente und einen Ozean hinweg. Kennengelernt haben sich die Marla aus Niedersachsen, die heute ein FSJ macht, und Collegestudentin Chloe aus Wisconsin über einen Austausch im Jahr 2021. „Chloe war meine Gastschwester in den USA. Wir haben uns ein halbes Jahr lang ein Zimmer geteilt, sodass wir keine andere Möglichkeit hatten, als uns ziemlich gut kennenzulernen“, erzählt Marla. Seither sind sie gute Freundinnen – oder auch Schwestern im Herzen, wie Marla es beschreibt.

Marla (links) und Chloe am Tag ihres Kennenlernens. Foto: privat

Chloe erinnert sich noch an den Tag, an dem Marla in den USA angekommen war. „Wir haben uns einen Kaffee geholt, und auf eine Parkbank gesetzt, Fotos gemacht und festgestellt, dass wir wie Schwestern aussehen. Und dann haben wir beschlossen, dass wir für immer beste Freundinnen sind.“ Drei Jahre später sind sie das immer noch, jetzt allerdings auf Distanz. Discord wird zum neuen Treffpunkt. Aber wie funktioniert das?

„Wir rufen uns nur einmal alle paar Monate an“, sagt Chloe. Marla nickt und ergänzt: „Oder wir schicken uns gegenseitig Snaps, wie wir einfach nur fünf Minuten lang vor uns hinplappern. Dann braucht die andere drei Tage, um zu antworten, aber es ist eine ständige Unterhaltung.“ Im Grunde sei es wie eine Fernbeziehung.

Was bedeutet Freundschaft?

Laut Duden ist Freundschaft ein „auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander“ – eben mehr als nur eine Bekanntschaft. Zwar lässt sich der Begriff wörtlich definieren, doch was er jeder und jedem im emotionalen Sinne bedeutet, unterscheidet sich. Seien es gemeinsame Hobbys oder der gleiche Humor – unsere Freunde sind uns ähnlich. Sogar so weit, dass manche Freundinnen und Freunde eine ähnliche DNA haben.

Abgesehen davon sind Freundschaften unverbindlich, verglichen zu Partnerschaften oder Verwandtschaften. Sie entstehen zu unterschiedlichen Zeiten und Lebensphasen. Sei es die Ein-Tages-Freundschaft vom Spielplatz oder die lange Freundschaft seit der Schulzeit: Es gibt verschiedene Tiefen von Freundschaft, und sie ist im ständigen Wandel. Freundinnen und Freunde kommen und gehen, und manche bleiben vielleicht für immer.

Die Entwicklung von einer Bekanntschaft zu einer Freundschaft braucht meist Zeit. Das beeinflusst wiederum die Entstehung neuer Freundschaften. Eine Studie von Jeffry A. Hall stellt heraus, dass es für eine richtig gute Freundschaft rund 200 Stunden gemeinsam verbrachter Zeit brauche. Für eine unverbindliche Freundschaft reichten schon um die 40 bis 60 Stunden.

Freundschaft bringt Verständnis für andere Kulturen

Eine internationale Freundschaft zu halten ist nicht immer leicht. Doch Chloe und Marla sind der Meinung, es sei essenziell, um kulturelle Unterschiede kennenzulernen. „Internationaler Austausch ist super wichtig. Marla hat mir beigebracht, wie Deutschland und die europäische Kultur sind“, erklärt Chloe. „Es hilft einem, Verständnis für andere Menschen zu entwickeln und dafür, wie verschiedene kulturelle Gruppen funktionieren“, sagt Marla.

Feiertage wie der Tag der internationalen Freundschaft würden auch dabei helfen, Freundschaften wertzuschätzen – und das tun auch die beiden. „Ich mag die Tatsache, dass wir uns beide die Zeit nehmen, um einander wirklich zuzuhören, und dass Marla immer noch da ist, auch wenn wir nicht sehr oft miteinander reden“, sagt Chloe.

Foto: Chang Duong/Unsplash

Tipps, um (internationale) Freundschaften aufrechtzuerhalten:

  1. Lasst die andere Person an eurem Alltag teilhaben.
  2. Legt euch genaue Zeiten fest, zu denen ihr euch trefft oder telefoniert.
  3. Nehmt euch Zeit und räumt Platz füreinander ein.
  4. Reflektiert regelmäßig und kommuniziert eure Bedürfnisse offen.
  5. Wenn möglich, plant Besuche oder gemeinsame Urlaube.

Von Pia Hesse


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

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