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„Social Media ist ein Spiel mit dem Feuer“: Dominik Hartz im MADS-Interview

„Social Media ist ein Spiel mit dem Feuer“: Dominik Hartz im MADS-Interview
Foto: Lucas Christiansen

Mit seinem Song „Klimpa, Klimpa“ erreichte er seinen Durchbruch: Dominik Hartz berichtet im Interview mit MADS-Autorin Tara Yakar über strukturelle Probleme in der Musikindustrie, schwierige Entscheidungen und Druck auf Social Media.


Dominik, du hast dich als Musiker noch nicht wirklich für ein Genre entschieden. In welchen Momenten fällt es dir noch schwer, Entscheidungen zu treffen? 

Ich habe mich lange schwergetan mit der Entscheidung zwischen Schauspiel und Musik. Ich wollte immer beides machen, aber das ist manchmal schwer zu balancieren. Als ich mit der Musik angefangen habe, musste man viel umsonst machen. Ich habe auch oft meiner Mutter widersprochen und gesagt: „Ich mach’s trotzdem.“ Da gab es ein paar Diskussionen. Jetzt ist auch erst das erste Jahr, in dem ich von meiner Musik leben kann. Ansonsten fällt es mir manchmal schwer, mich bei Abendaktivitäten zu entscheiden, also, ob ich noch rausgehen möchte oder nicht. 

Zur Person

Dominik Hartz wurde 1997 in Lübeck geboren und ist Schauspieler und Sänger. Nachdem er bei „The Voice of Germany“ war, veröffentlicht er seit 2019 auch eigene Musik. Im Interview spricht der Wahl-Berliner über Entscheidungsfindungen, Probleme in der Musikindustrie und seine Zukunft.

Warum hast du dich denn letztendlich für die Musik entschieden? 

Die Entscheidung wurde mir mit „Klimpa, Klimpa“ abgenommen. Eigentlich wollte ich nur zwei bis drei Monate Musik machen und mich dann wieder dem Schauspiel widmen. Aus den zwei, drei Monaten wurden dann jetzt inzwischen anderthalb Jahre. Vielleicht mache ich aber dieses Jahr auch schon wieder Schauspiel. Ich glaube, es wäre einfacher gewesen, wenn du mich gefragt hättest, welche Entscheidungen mir leichtfallen. 

Und die wären? 

Kaffee oder Tee. An manchen Tagen bin ich Tee-Verfechter, aber Kaffee ist schon der main character in meinem Leben. 

Die Musikindustrie steht wegen vielerlei Dinge in Kritik. Was stört dich persönlich? 

Da gibt es einiges, auch wenn sich schon vieles zum Guten verändert hat. Einzelpersonen haben in der Szene oft mit großen Konzernen zu tun, da herrscht immer ein gewisses Ungleichgewicht. Man kann aber natürlich auch nicht direkt sagen: „Die sind die Bösen.“ Weil das letztendlich auch nur Angestellte sind, die teilweise echt gut arbeiten und dann auch noch scheiße bezahlt werden. Letztendlich bekommen die, die auf der Bühne stehen, nur 20 Prozent von dem, was verdient wird. Das ist ein strukturelles Problem. Aber so einen Drehbuchstreik wie in Hollywood ist in der Musikindustrie hier einfach schwer durchzusetzen. Wenn ich nicht release, dann releast jemand anderes. Da müsste man vielleicht mal anfangen, dass man Netzwerke zwischen den Artists herstellt.

Musikerin oder Musiker zu sein bedeutet heute mehr, als nur Musik zu machen. Auch Social Media spielt dabei eine immer größere Rolle. Wie stehst du zu dieser Entwicklung? 

Social Media zu machen ist ein zweiter Job. Das baut natürlich Druck auf. Als ich noch Theater an der Uni studiert habe, wurden Influencer bei uns immer richtig hopsgenommen, und dann musste ich das plötzlich selbst machen. Das war ein Ego-Kill für mich. Andererseits kommen mein Erfolg und meine Reichweite ja auch durch Social Media, und ich habe Spaß daran, mich darzustellen. Deswegen hat das für mich einen unabdingbaren Wert. Meine Screentime ist durchschnittlich bei fünf bis sieben Stunden, je nachdem, ob ich schneiden muss oder nicht. Ich glaube, da gibt es eine Disparität. Halt dir mal dreimal am Tag eine Kamera ins Gesicht für eine Woche und schau, wie es dir danach geht. Deinem Instagram geht es gut, aber wie geht es dir? Das ist ein Spiel mit dem Feuer.

Foto: Lucas Christiansen

Was hilft dir dagegen? 

Ich habe eine Screen-Sperre eingestellt, die ich aber an einem Posting-Tag auf jeden Fall übergehe. Allein auf Kommentare zu antworten nimmt ja viel Zeit in Anspruch. Ich möchte aber natürlich auch eine Verbindung mit meinen Fans aufbauen. Früher habe ich gedacht, ich antworte jedem. Aber das ist einfach nicht mehr möglich. 

Was sind deine zukünftigen Ziele? 

Ich habe nie so konkrete Ziele. Ich mache immer das, was möglich ist, und hoffe dann auf das Beste. Mir ist es wichtig, dass meine Shows ein Ort sind, an dem sich Leute wohlfühlen. Ich würde mich freuen, wenn mein Album dieses Jahr gut ankommt, da bin ich noch im Prozess. Das fühlt sich so toll an. Ich habe zum ersten Mal eine Band. Das war bisher das Schönste, was ich je erlebt habe.

Interview von Tara Yakar


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Über den Autor/die Autorin:

MADS-Team

Unter diesem Namen sammeln wir Beiträge von Gastautorinnen und -autoren, Autorenkollektiven oder freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei MADS. Die Namen des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin stehen unter dem einzelnen Beitrag.

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