2600 Brandenburger Schüler machen bei MADS mit
Eine Zeitung kennen sie natürlich alle. Die 27 Siebtklässler des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums beschäftigen sich eigentlich im Deutschunterricht gerade mit Balladen, John Maynard und der Zauberlehrling stehen auf dem Lehrplan.
Doch mit dem Projekt „Medien an der Schule“ (MADS) der Märkischen Allgemeinen Zeitung wird dieser Plan gehörig durcheinandergewirbelt. Bis Ende November werden die Schüler intensiv Zeitung lesen, ihre Lehrerin Dagmar Jahns begleitet das Projekt.
Die meisten der Helmholtz-Schüler können sowieso zu Hause Zeitung lesen, gut zwei Drittel heben die Hand, als es um ein Tageszeitungsabo der Eltern geht. Mal ist es der Vater, der die Zeitung am liebsten auf dem Handy liest, mal gehört die Lektüre zum Familienfrühstück wie Kaffee und Orangensaft. „Ich lese gern Zeitung“, sagt Miro, „allerdings eher wenn ich abends vom Training komme und in der Bahn sitze, dann aber auf dem Handy, weil ja gar nicht so viel Platz ist.“
Was ist eine Glosse?
Sein Mitschüler Lennard ist Papier-Fan, er schneidet sich sogar Artikel aus, die ihn besonders interessieren. Beim Projekt MADS haben die beiden Jungen und ihre Mitschüler genau wie rund 2600 weitere Brandenburger Schüler jetzt die Gelegenheit zu lernen, wie Nachrichten funktionieren.
Sie erhalten sowohl die Printausgaben der MAZ als auch einen digitalen Zugang zu den Angeboten ihrer Tageszeitung, im Unterricht lernen sie den Unterschied zwischen Reportage und Glosse, zwischen Weltnachrichten und Lokalteil. „Ganz so einfach finde ich das gar nicht“, sagt Katherina.
„Wir wissen ja nicht, was wo steht und wie das alles aufgebaut ist.“ Gleichzeitig kommen die MADS-Schüler mit der echten Zeitungsproduktion in Kontakt: Sie bekommen Besuch von Redakteuren und Fotografen, machen Ausflüge in die Druckerei oder die Redaktion und schreiben selbst ihre ersten Artikel.
>>Erfahrungsbericht vom MAZ-Volontär: So wird man Lokalreporter
Denn Fragen haben die Schüler eine ganze Menge: Wie wird man Journalist und was verdient man da? Wer macht eigentlich das Layout und wann wird gedruckt? Stammen alle Fotos in einer Ausgabe vom selben Fotografen? Wie lange dauert so ein Arbeitstag bei der MAZ, welche Themen behandelt man, was ist besonders spannend?
Durch MADS lernen die jungen Leser nicht nur die Zeitung besser kennen, sie können ihre Fragen auch ganz direkt denjenigen stellen, die sie am besten beantworten können. Gleichzeitig wissen die Siebtklässler am Helmholtz-Gymnasium genau, was sie in der Zeitung lesen wollen. „Mich interessieren historische Themen sehr, deshalb gefällt mir zum Beispiel die Beilage zum Mauerfall total gut“, sagt ein Schüler.
Neugier auf digitale Formate wächst
Das Mädchen hinter ihm ist an einem Artikel über einen Kriminalfall hängen geblieben, zwei Schülerinnen diskutieren über ein Gedankenspiel zu Erich Honecker – und ein paar lösen einfach das Kreuzworträtsel. MADS-Projektleiterin Lisa Schmidt findet es spannend, wie unterschiedlich die Themen sind, welche die Jugendlichen interessieren. „Das Projekt soll ja letztlich eine Medienkompetenz vermitteln“, sagt sie.
Wie die Lehrer in den einzelnen Klassen und Schulformen die MAZ nutzen, ist ihnen freigestellt – alle teilnehmenden Lehrkräfte erhalten ein mehr als 250 Seiten starkes Manuskript mit Ideen und Arbeitsbögen, die dem Alter und Wissensstand der Schüler angepasst sind.
„Besonders spannend finde ich, dass bei den Lehrern mittlerweile ein Umdenken in Richtung Digitalisierung stattfindet“, sagt Lisa Schmidt. Beim MADS-Workshop für 15 Potsdamer Lehrer in der vergangenen Woche sei die Neugier auf digitale Formate viel größer gewesen als in den letzten Jahren. „Jetzt dürfen auch mal private Smartphones im Unterricht genutzt werden, was wiederum das Interesse der Schüler ganz anders bindet.“ So, sagt Schmidt, werde MADS für Schüler und Lehrer gleichermaßen zum gewinnbringenden Projekt.
>> Hier geht es zur Webseite von MADS
Von Saskia Kirf