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„Young Royals“ Staffel 2: Langsame Handlung mit interessanten Twists

„Young Royals“ Staffel 2: Langsame Handlung mit interessanten Twists
Foto: Johan Paulin/Netflix

Die Netflix-Serie „Young Royals“ hat eine zweite Staffel bekommen. Die neuen Folgen greifen spannende Konflikte auf und bauen Figuren aus, allerdings bleibt die Story seicht.


Geschichten über königliche Familien gibt es eigentlich genug, und auch Teen-Dramen finden sich zuhauf bei den Streaming-Diensten. Trotzdem überzeugte Netflix’ „Young Royals“ ausgerechnet mit der Mischung aus beidem. So gibt es nun eine zweite Staffel der schwedischen Coming-of-Age-Serie. Weiterhin folgen die Episoden Prinz Wilhelm, genannt Wille (Edvin Ryding), in seinem Leben am Elite-Internat Hillerska. Zuletzt hatte ein geleaktes Sextape sein Leben durcheinandergewirbelt und die Beziehung zu seinem Mitschüler Simon (Omar Rudberg) erschwert.

Überzeugende Optik

Optisch ist „Young Royals“ nach wie vor erfrischend. Es mag erst mal nicht wie eine große Sache wirken, doch Film-Teenager, die wirklich wie Teenager aussehen, sind selten. Die schwedische Produktion setzt anders als Serien wie „Elite“ auf jüngere Schauspielerinnen und Schauspieler, die Figuren haben auch mal schlechte Haut oder dreckige Fingernägel, und mehr als ein Körpertyp findet sich im Cast. Der realistische Look tröstet darüber hinweg, dass einige Szenen von „Young Royals“ übermäßig dramatisch daherkommen. Auch dass Klischees wie ein Kostümball sowie Schullektüre, die den Konflikt des Protagonisten spiegelt, bedient werden, ist halb so schlimm, wenn nicht ständig alles blankpoliert aussieht.

Die Handlung der zweiten Staffel setzt mit einem Zeitsprung ein. Seit der ersten Staffel sind einige Wochen vergangen, Wille und die anderen kehren aus den Ferien nach Hillerska zurück. Wo in Staffel eins noch Willes Selbstfindung in Sachen Sexualität und die Liebesgeschichte mit Simon viel Raum einnahmen, stehen nun Freundschaften im Fokus. Wille und Simon getrennt zu sehen ist schade, doch die zahlreichen unterschiedlichen Freundschaften bringen ähnlich schöne Dynamiken. Auch lassen sich die Figuren so unabhängig von ihren Partnerinnen und Partnern ergründen.

„Young Royals“: Wille im Rachemodus

Wille beispielsweise hat in den sechs neuen Folgen ein klareres persönliches Ziel als zuvor: Nachdem sein Cousin August das Video von ihm und Simon teilte, will er sich rächen. Das altbekannte Rachemotiv bietet im Kontext des Eliteinternats und seiner privilegierten Schülerschaft etwas Neues. Außerdem setzt ein Psychologe Emotionen und Motive ins Verhältnis – Therapien zu normalisieren ist ein gesunder Zusatz.

Liebe: Kompliziert, aber realistisch

Auch in Sachen Liebe geht „Young Royals“ einen Schritt weiter. Natürlich wollen Zuschauerinnen und Zuschauer Wille und Simon zusammen sehen, und auch wenn die Serie wohl Beziehungen – noch dazu queere – zwischen einem Adligen und einem Nicht-Adligen vereinfacht darstellt, sind mögliche Konsequenzen den Macherinnen und Machern doch bewusst. Demnach gibt es keine direkte Reunion, auch wenn die vorige Staffel mit einem Liebesgeständnis endete. So bleibt mehr Raum, auch über Selbstliebe und den eigenen Wert nachzudenken. Gerade Simons Freunde, die im nahen Dorf auf eine normale Schule gehen, sind als Stimmen der Vernunft dabei, die dem Hauptpairing der Serie auch mal widersprechen. An anderer Stelle bietet die Serie außerdem eine realistische intime Szene, bei der eindeutig das Thema Verhütung angesprochen wird und nicht alles reibungslos verläuft.

Gute Themen, schwache Handlung

Ein weiterer Kernkonflikt der Staffel ist Willes neue Rolle als Thronfolger – in der ersten Staffel starb sein älterer Bruder, wodurch er nun unvorbereitet der nächste König Schwedens ist. Das sorgt auch für einen Zwist zwischen ihm und seiner Mutter, der Königin. Kontraste sind in „Young Royals“ bereits in der ersten Staffel präsent gewesen: Damals ging es viel um Simon und seine Schwester als Nicht-Reiche am Internat. In der zweiten Staffel steht den Freundschaften auch Einsamkeit gegenüber.

Über die Motive hinaus fühlt sich die Handlung allerdings weniger flüssig an als in der ersten Staffel. Der übergreifende Plot ist nicht so stark wie zuvor. Stattdessen gibt es viel mehr kleinere Nebenhandlungen. Häufig drängen sie das große Ganze aus dem Fokus, nur um dann viel zu schnell wieder aufgelöst zu werden. Dadurch wirkt die zweite Staffel von „Young Royals“ anthologischer als die erste und die Teenager-Probleme seichter als zuvor. Trotzdem spiegelt der Aufbau die erste Staffel, wodurch man am Ball bleibt. Am Ende eröffnet die zweite Staffel von „Young Royals“ dann auch einen spannenden neuen Konflikt, der auf eine dritte Staffel hoffen lässt.


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Über den Autor/die Autorin:

Annika Eichstädt

Annika (24) macht ihren Master in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft. Das ist zwar brotlose Kunst, aber sie liest oder schreibt nun einmal den ganzen Tag. Bei MADS rezensiert sie am liebsten Musik oder Serien.

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