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„Wollen den Diskurs nicht nur bestimmten Menschen überlassen“: Tekkal und Behroz starten Podcast

„Wollen den Diskurs nicht nur bestimmten Menschen überlassen“: Tekkal und Behroz starten Podcast
Foto: Marie-Lilien Funk

„Tekkal und Behroz“ ist der neue Podcast von Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal und Journalist Khesrau Behroz, in dem sie pro Folge ein Thema beleuchten, das ihrer Meinung nach in der Berichterstattung zu kurz kommt. Im Interview berichten die beiden, was ihren Podcast ausmacht und aus der Menge abhebt.


Wen wollt ihr mit dem Podcast erreichen? 

Düzen Tekkal: Alle, die bereit sind, über den Tellerrand hinauszugucken, die auch bereit sind, ihre eigene Meinung challengen zu lassen. Wir wollen den Mediendiskurs erweitern und Lebensrealitäten darlegen, die vergessen werden. Krisen, die vergessen werden, Menschen, die unterschiedlich sozialisiert sind, und nicht berücksichtigt werden. Man muss in der Lage sein, gute Geschichten zu erzählen und internationale Phänomene und weltweite Krisen, die uns überfordern, runterzubrechen. Runterbrechen auf die Lebensrealität und die Lebenswirklichkeit Einzelner.

Wieso seid gerade ihr beiden die Hosts des Podcast?

Khesrau Behroz: Düzen und ich haben schon immer damit geliebäugelt, so etwas zusammen zu machen. Wir haben zwei seltsame Namen, Tekkal und Behroz. Das ist schon das Programm, zu sagen: Das sind zwei, die keine Gäste mehr in diesem Land sind, sondern die hier schon seit langer Zeit leben. Die sich jetzt einfach den Raum nehmen und sagen, wir sind nun Gastgeber.

Düzen Tekkal ist Menschenrechtsaktivistin, CEO und Gründerin der Initiativen „German Dream“ und „HÁWAR“, außerdem Co- Gründerin von „Mut:Republik“, freie Journalistin und Kriegsberichterstatterin mit kurdisch-jesidischer Abstammung. Im Jahr 2021 wurde sie für ihre Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Düzen Tekkal und Khesrau Behroz. Foto: Rachel Israela

Khesrau Behroz ist Journalist mit afghanischen Wurzeln, Podcast-Produzent, Co-Gründer und Geschäftsführer von „Undone“, einem Studio für Podcasts und Filme. Seine wohl bekanntesten Produktionen sind „Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord?“ und „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?!“. Außerdem wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem Grimme Online Award und dem Deutschen Podcast Preis.

Nach welchen Maßstäben beurteilt ihr denn, ob ein Thema relevant für euren Podcast ist?

Düzen Tekkal: Das ist der Luxus, den man hat als Gastgeber und Gastgeberin: einen eigenen Maßstab. Das Thema überlassen wir nicht dem Zufall. Sondern wir vertrauen unserem Gefühl, unserer Intuition und unserer Emotion. Allerdings überlegen wir auch: Was hat uns aufgeregt, was hat uns frustriert, und wo hatten wir das Gefühl, dass man dazu noch viel mehr sagen muss?

Die Beurteilung, dass ein Thema zu wenig besprochen wird, ist eine ganz klare Bewertung. Widerspricht das nicht der journalistischen Neutralität? 

Düzen Tekkal: Für mich gibt es keine Neutralität, keine journalistische. Für mich gibt es Transparenz und Sorgfalt. Das ist die Freiheit, die wir uns nehmen: selbst zu bewerten. Mit all der Verantwortung, die wir dafür tragen, wenn es anders gesehen wird. Wir sind offen für Gegenwind, für Widerstand. Davon lebt die Debatte. Wir wollen den Diskurs nicht nur bestimmten Menschen und Medienhäusern überlassen.

Khesrau Behroz: Mit „Tekkal und Behroz“ geben wir ein Versprechen. Es geht um Haltung. Das wäre anders, wenn ich einen Nachrichten-Podcast hosten würde. Wir wollen unsere Perspektive mitteilen. Ich denke, das schätzen die Menschen auch.

Foto: Undone

Mittlerweile gibt es eine nicht mehr überschaubare Menge an Podcasts. Wie stecht ihr da raus?

Khesrau Behroz: Wenn man sich die Top 20 der Podcasts anschaut, wer das alles hostet, dann fallen wir aus dem Raster. Es ist wichtig, dass unsere Stimmen da sind und damit anderen Stimmen eine Möglichkeit geben, sich zu äußern.

Düzen Tekkal: Ich bin selbstbewusst genug, zu wissen, dass wir etwas zu erzählen haben. Für mich ist ein Migrationshintergrund keine Kompetenzgrundlage, aber ich denke, dass unsere Sozialisation einen Mehrwert liefern kann. 

Wollt ihr eure Stimme auch nutzen, um Menschen mit weniger Öffentlichkeitswirksamkeit Aufmerksamkeit zu geben?

Düzen Tekkal: Das ist für mich ein ganz wichtiges Motiv: Hauptdarsteller, die unsichtbar bleiben, auf die Bühne zu holen.  Spannenden Gästen, von denen man vielleicht noch nichts gehört hat, den Raum zu geben, um aus ihrer Sicht die Dinge darzulegen. Das ist auf jeden Fall ein Bestandteil unseres Podcast, den wir perspektivisch einbinden wollen. Es gibt viele großartige Menschen da draußen, die viel zu sagen haben, aber zu wenig zu Wort kommen. Wir wollen diese Bühne teilen. Das heißt wenn wir sprechen, ist das nie zum Selbstzweck. Sondern wir sprechen über das, was uns umtreibt und beschäftigt, aber auch über die Lebenswelten von anderen Menschen. Menschen, die uns beeindrucken, die uns faszinieren und die wir wertschätzen. Persönlichkeiten vor denen wir Respekt haben und solche, von denen wir noch nie etwas gehört haben. Parallel dazu laden wir sie auch ein. Diversität bedeutet nicht, über jemanden zu sprechen, sondern die Menschen zu bewegen, selbst zu Wort zu kommen.

Interview: Alicia Homann


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Über den Autor/die Autorin:

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