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Wird unsere Aufmerksamkeitsspanne wirklich kürzer?

Wird unsere Aufmerksamkeitsspanne wirklich kürzer?
Foto: Foto: Unsplash/Corinne Kutz

Gerade in Zeiten von Social Media & Co. fällt es teilweise schwer, sich lange auf eine Sache zu konzentrieren. Aber woran liegt das und wird unsere Aufmerksamkeitsspanne wirklich kürzer – oder verändert sie sich nur?


Diese Situation kennen wohl die allermeisten: Man arbeitet oder lernt gerade, plötzlich vibriert das Handy und sofort ist man abgelenkt. Oder man scrollt durch Social Media und verliert bei „längeren“ Videos (über 30 Sekunden) die Geduld. Manche sprechen angesichts der vermeintlich sinkenden Aufmerksamkeitsspanne von Personen, die häufig Medien nutzen, von der „Generation Goldfisch“. Aber was ist da eigentlich dran? Wird unsere Aufmerksamkeitsspanne wirklich kürzer? Und ist das ein Problem?

Langzeitstudien zeigen interessante Ergebnisse

Verschiedene Studien haben sich bereits mit dem Thema Aufmerksamkeit beschäftigt. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass es gar nicht so leicht ist, auf ein eindeutiges Ergebnis zu kommen. Eine der Forschenden auf diesem Gebiet ist Gloria Mark, Psychologin und Aufmerksamkeitsforscherin aus den USA. Im Interview mit der „American Psychological Association“ berichtet sie von ihren Untersuchungen. In ihrer Studie zur Messung von Aufmerksamkeit mussten die Teilnehmenden am PC arbeiten, während ihre Aktivitäten überwacht wurden. Dabei wurde gemessen, wie lange sie in einem Fenster verweilten, bis sie ein anderes öffneten. Dabei ergab sich folgendes: Zum Start der Studie im Jahr 2004 betrug die Zeitspanne bis zum ersten Wechseln des Fensters noch knapp zweieinhalb Minuten. 2012 war sie bereits auf 75 Sekunden gesunken und in den nächsten Jahren pendelte sich ein Durchschnitt von nur noch 47 Sekunden ein.

Aber ist wirklich unsere Aufmerksamkeit schlechter geworden, oder bedeutet das lediglich, dass wir besser im Multitasking geworden sind? Letzteres ist durchaus möglich, jedoch muss das nicht unbedingt etwas Gutes sein. Weitere Untersuchungen des Teams um Gloria Mark haben nämlich auch ergeben, dass ein häufigeres und schnelleres Wechseln der Aufmerksamkeit zwischen mehreren Dingen Stress bei uns auslöst. Selbst wenn wir es nicht direkt selbst wahrnehmen, haben Untersuchungen einen Anstieg des Blutdrucks beim Multitasking festgestellt.

Foto: Unsplash / Joseph Frank

Was ist eigentlich „Aufmerksamkeit“?

Aufmerksamkeit ist jedoch nicht gleich Aufmerksamkeit: Man muss hier zwischen mehreren Formen unterscheiden. Zum einen gibt es die selektive Aufmerksamkeit, welche für die aktive Wahrnehmung und das Sortieren von Eindrücken zuständig ist. Auf unser Gehirn prasseln dauerhaft massenweise Reize ein, unter denen die für uns relevanten Dinge herausgefiltert werden müssen. Besonders bedeutend hierfür sind die sogenannten salienten Reize. Bei diesen handelt es sich um besonders auffällige Dinge. Die Salienz kann durch verschiedene Faktoren erhöht werden: die Intensität, beispielsweise durch bestimmte Farben oder Geräusche, das Erfüllen eines Bedürfnisses oder einer Erwartung, ein unerwarteter Kontext oder ein hoher Neuigkeitswert. Wie salient ein Reiz ist, hat also Einfluss darauf, ob er unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht oder nicht. Neben der selektiven Aufmerksamkeit gibt es zudem die Daueraufmerksamkeit. Diese beschreibt die Fähigkeit, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Die verschiedenen Aufmerksamkeitssysteme können einander beeinflussen – und je mehr die selektive Aufmerksamkeit beansprucht wird, desto häufiger wird die Daueraufmerksamkeit unterbrochen.

Grundsätzlich gehen einige Expertinnen und Experten davon aus, dass die Entwicklung von Technik und die sozialen Medien dafür sorgen, dass wir mit immer mehr Reizen umgehen und diese selektieren und verarbeiten müssen. Sich auf eine einzelne Sache zu konzentrieren, während es immer mehr Ablenkungen gibt, stellt eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für unser Gehirn dar.

Was kann man dagegen tun?

Hier ein paar Tipps, um die Konzentration ein wenig zu verbessern:

  • Die Benachrichtigungen am Smartphone deaktivieren oder das Gerät sogar komplett außerhalb der Reichweite legen, um nicht von Nachrichten, Social Media etc. abgelenkt zu werden
  • Sich Aufgaben bewusst aufteilen und nicht alles gleichzeitig oder abwechselnd machen, um Multitasking so oft wie möglich zu vermeiden
  • To-do-Listen erstellen, um einen Überblick über die zu erledigenden Dinge zu haben
  • Regelmäßige Pausen einlegen, wenn möglich auch mit frischer Luft, um den Kopf freizubekommen
  • Genügend essen und trinken, um Energie zu schöpfen

Von Nele Schubert


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