Wie der deutsche Youtube-Kosmos über die Europawahl informiert
Die bevorstehende Europawahl ist mittlerweile auch auf Youtube ein großes Thema. Wie und worüber die Youtuberinnen und Youtuber in ihren Videos sprechen, hat MADS zusammengefasst.
Keine vier Wochen dauert es mehr, bis die Europawahl am 9. Juni 2024 stattfindet. Auch auf Youtube finden sich immer mehr Videos zu dem Thema. Youtuber Mirko Drotschmann („MrWissen2go“) etwa geht in seinem Video „EU-Wahl 2024: Alles, was ihr wissen müsst“ auf die wichtigsten Informationen und Fakten zur Europawahl ein. Er thematisiert sowohl die Wahlbeteiligung bei der jüngsten Wahl 2019 als auch die dieses Jahr zu erwartende Wahlbeteiligung und geht auf die Zusammensetzung des Parlaments ein. In seinem Video beantwortet er Grundfragen wie „Was und wer wird bei der EU-Wahl gewählt?“, „Wer steht zur Wahl?“, „Wie wird gewählt?“, „Welche Unterschiede herrschen zwischen den Wahlen in verschiedenen Ländern?“ und „Was sind die Aufgaben des EU-Parlaments?“.
Die diesjährigen Besonderheiten bei der Wahl, wie die fehlende Sperrklausel, spielen in seinem zwölfminütigen Video ebenso eine Rolle wie auch parteilose Politikerinnen und Politiker. Der Journalist und Nachhilfelehrer bietet damit einen hilfreichen ersten Überblick zur EU-Wahl. Er arbeitet dabei schlüssig, quellenbasiert und objektiv – so wie es Schülerinnen und Schüler auch von seinen Nachhilfestunden gewohnt sind.
Ein Wahlprogramm nach dem anderen
Redakteur und Journalist Marvin Neumann hat es sich auf seinem Youtube-Kanal zur Aufgabe gemacht, die Europawahlprogramme der etablierten Parteien in einzelnen Videos zusammenzufassen, zu erklären und auch kritisch einzuordnen. So thematisiert er in einem der rund zehnminütigen Videos unter anderem das Europawahlprogramm des Bündnisses Sahra Wagenknecht. Der Video-Creator geht quellenbasiert und sachlich auf den Aufbau eines jeden Wahlprogramms ein und macht die Schwerpunkte der Parteien deutlich. So kann er womöglich die eine oder andere Entscheidung am 9. Juni erleichtern.
Nicht-Wählende zum Wählen anregen
In ihrem Video „Warum sich wählen lohnt, auch wenn du etablierte Parteien hasst“ thematisiert die Content-Creatorin Alicia Joe die Bedeutung der Europawahl und erklärt, warum es sich dank der fehlenden Sperrklausel auch lohnen kann, kleinere Parteien zu wählen. Zur besseren Orientierung verweist sie auf den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), übt daran aber auch Kritik. Anhand ihrer Wortwahl wird deutlich: Alicia Joe will hier im Vergleich zu vielen ihrer anderen Videos nicht polarisieren. Sie will Nicht-Wählende sachlich, überwiegend objektiv und in kurzer Zeit zum Wählen anregen. Ihre subjektiven Ansichten und Empfindungen macht sie dabei deutlich und grenzt sie von den Fakten ab.
Europawahl: Kleinen Akteuren die Bühne bieten
Auf ihrem Zweitkanal „Genug Internet für heute“ hat Alicia Joe angekündigt, Kandidatinnen und Kandidaten kleiner Parteien zu ihren Vorhaben und Wahlprogrammen zu interviewen. Bislang hat die Youtuberin mit Lasse Schäfer von der Partei der Humanisten (PdH) und EU-Spitzenkandidatin Anja Hirschel von der Piratenpartei gesprochen.
Kritische Stimme zum Ausdruck bringen
Bereits vor einem Monat postete der funk-Kanal „Die da oben“ das Video „Nico Semsrott: So KAPUTT ist die EU!“. In diesem spricht der Journalist Jan Schipmann unter anderem mit dem Ex-„Die Partei“-Mitglied und nun parteilosen Nico Semsrott, der nach seiner Zeit in Brüssel so einiges zu kritisieren hat. Auf seinem eigenen Kanal sprach er schon vor einem Jahr auf satirische Weise über die Gründe, warum er nicht noch mal zur Europawahl antreten würde. Ob diese Videos jedoch als sachliche Informations- oder Meinungsbildungsquelle angesehen werden sollten, ist fraglich. Sie bieten dennoch die Gelegenheit, einen kritischen Blick auf das Konstrukt des Europäischen Parlaments zu werfen.
Europawahl: Youtube als Informationsplattform
Wenn auch alle Informationen kritisch einzuordnen und zu überprüfen sind, lässt sich beobachten: Youtube dient jungen Menschen vermehrt als niedrigschwelliger Informationslieferant. Laut Mediengewichtungsstudie 2023 der deutschen Medienanstalten sind soziale Medien die wichtigste Informationsquelle für junge Menschen unter 30. Youtube landete dabei auf Platz drei, 25,7 Prozent der Befragten gaben an, sich hauptsächlich darüber zu informieren.
Informationen überprüfen
Immer mehr Youtuberinnen und Youtuber scheinen die EU-Wahl nun als wichtiges Thema zu begreifen und beziehen dazu Stellung – mal auf mehr und mal auf weniger objektive Weise. Deswegen gilt wie bei allen Informationen auf Social Media: dargestellte Informationen am besten immer erst einmal auf Quellen und Wahrheitsgehalt checken.
Von Sandra Kopa
Lies auch: