Warum Haustiere schlecht fürs Klima sind
Eine Studie des Schweizer Unternehmens ESU hat die Treibhausgas-Emissionen berechnet, die bei der Haltung von Haustieren entstehen. Das Ergebnis: Haustiere verhageln den CO2-Fußabdruck ihrer Besitzer beträchtlich.
Sie kommen morgens ans Bett geschlichen und stupsen das heraushängende Bein immer wieder mit der kalten Nase an. Oder springen direkt ins Gesicht und jammern sich den endlos scheinenden Hunger neben dem Ohr von der Seele. Besitzer werden es wissen: Die Rede ist von Hunden und Katzen. Sie sind die liebsten tierischen Begleiter der Deutschen.
Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland besitzen eine Katze, ein Drittel davon mehr als eine. Hunde stehen nach wie vor an der Spitze des Haustier-Rankings und werden von rund zehn Millionen Deutschen gehalten. Zusammen mit Pferden, Nagern, Vögeln, Fischen und Reptilien macht das eine Gesamtzahl von etwa 34,3 Millionen Haustieren – bei knapp 83 Millionen Deutschen durchaus eine stolze Summe.
Vierbeiner schneiden am schlechtesten ab
Nun trübt eine Studie des Schweizer Unternehmens ESU, das sich auf Ökobilanzen spezialisiert hat, die Freude über die tierischen Freunde. Die ESU-Forscher berechneten die Treibhausgas-Emissionen, die bei der Haltung von Pferden, Hunden, Katzen, Kaninchen, Vögeln und Zierfischen entstehen. Das Ergebnis: Haustiere verhageln den CO2-Fußabdruck ihrer Besitzer beträchtlich – vor allem Vierbeiner.
Die Forscher bezogen zahlreiche Fragestellungen mit ein: Wie werden die Pferde gehalten? Sind es Turnier- oder Freizeitpferde? Wie viele Näpfe braucht die Katze, und bekommen Hunde Rohfleisch oder Fertigfutter aus der Dose? Auch Ausscheidungen, Spielzeuge, Behausungen und Transporte der Tiere spielten bei der Studie eine wesentliche Rolle.
Pferd schädigt Umwelt mehr als Autofahren
Die Ergebnisse wurden dann mit der Nutzung eines Autos oder Flugzeuges ins Verhältnis gesetzt. Dabei kam zum Beispiel heraus: Wer ein Pferd hält, schädigt die Umwelt genauso, als würde er im Jahr rund 21.500 Kilometer mit dem Auto zurücklegen. Das entspricht etwa 18-mal der Strecke zwischen Sylt und der Zugspitze. Zum Vergleich: Die Deutschen fahren im Schnitt 13.000 Kilometer pro Jahr mit dem Auto, in der Schweiz sind es 9600 Kilometer.
Der Hund schneidet da schon besser ab und entspricht nur einer knapp 3700 Kilometer langen Autofahrt. Was überrascht: Die Ökobilanz der Katze – in Fahrkilometern gerrechnet sind es rund 1400 – unterscheidet sich kaum von der Bilanz der Kaninchen. Ziervögel landen hinter den Zierfischen auf dem letzten Platz.
Klimakiller artgerechte Ernährung
Dabei sind nicht nur die Herstellung und Entsorgung von Stroh, Fäkalien und Katzenstreu schlecht für die Umwelt, vor allem das Futter schlägt ordentlich zu Buche. Allerdings haben die Frauchen und Herrchen einen großen Einfluss auf die Ökobilanz ihrer Schützlinge. Kommen bei der Stallhaltung von Pferden zum Beispiel Hobelspäne aus der Region zum Einsatz, sinkt die Umweltbelastung um fast 30 Prozent im Vergleich zu Stroh.
Auch zu viel Tierwohl kann schlecht fürs Klima sein. Denn wer sein Haustier möglichst artgerecht ernähren will, beispielsweise mit hochwertigem rohen Fleisch, der verursacht damit die höchste Umweltbelastung im Vergleich zu anderen Futtersorten. Denn dieses bestehe zumeist aus Nebenprodukten der Fleischindustrie, schreiben die Autoren.
Lest auch: Das sind die beliebtesten Hundenamen 2018
So ist der ökologische Pfotenabdruck dieser Tiere laut der Studie nahezu doppelt so groß, als der von mit Industriefutter aus dem Supermarkt gefütterten Katzen und Hunden.
Menschen sind schlimmer
Aber sind es wirklich unsere Haustiere, die wir im Sinne des Klimas optimieren sollten? Michael Schäfer, Leiter der Abteilung Klimaschutz und Energiepolitik beim Umweltverband WWF, widerspricht: „Die wahren Klimakiller sind nicht Haustiere, sondern Menschen. Mit unseren Kohlekraftwerken stoßen wir ungeheure Mengen vom Treibhausgas CO2 aus – in Deutschland sind sie der größte Einzelverursacher von Treibhausgasemissionen.“
Hinzu kämen die negativen Auswirkungen von Autos, Lkws, Flügen und Kreuzfahrten. „Wenn wir unsere Erde schützen wollen, müssen wir unsere Stromerzeugung, unseren Verkehr, unsere Gebäude klimafreundlich machen“, sagt Schäfer. „Dann können wir uns der Haustierfrage widmen.“
Katzenstreu aus Kanada?
Und auch die Schweizer Forscher müssen am Ende ihrer Studie zugeben: Die Haustiere sind im Vergleich zu den Umweltbelastungen der gesamten Wirtschaft weniger relevant. Dennoch lohnt es sich zu überlegen, woher die einzelnen Produkte für die Vierbeiner besorgt werden – und ob es wirklich das besonders zarte Katzenstreu aus Kanada sein muss oder ob es nicht auch regionale Alternativen gibt.
Von RND/Lisa-Marie Leuteritz